[180] An den Herrn Regierungs-Advokat Köpken

(Zu Magdeburg, den 10ten März, 1762.)


O Freund, mit hämischem Blicke
Verborgen lauschte der Winter, und stürzt
Auf uns verdoppelt zurücke
Itzt, da schon Phöbus die Nächte verkürzt!
Er stürmt mit flockigtem Eise
Und scheucht schon singende Lerchen herab;
Noch sieht im Garten der Weise
Gewächse schlafen, und denket sein Grab!
Noch liegt in starrender Erde
Das lieblich duftende Veilchen versteckt;
Noch traurt die frostige Heerde,
Schlecht vom unsorglichen Schäfer bedeckt.
[181]
Doch wir, beschützt vor der Strenge
Des Winters, Freund! schaffen den kälteren März
Zum Sommer um durch Gesänge,
Und Tanz und Wein und Gespräche voll Herz.
Uns rauscht die lodernde Buche
Dort in dem Ofen wie lieblicher West,
Wenn zum vertrauten Besuche,
Apoll herunter im Hayne sich läßt,
Zu einem seiner Geliebten,
Der, voll des Gottes die Gegemwart fühlt,
Und bald in süssen betrübten
Bald frohen Thönen Empfindungen spielt.
Du! am harmonischen Flügel
Bist nicht an süssen Empfindungen arm
Der Schnee bedecket die Hügel
Dein Herz für Freunde geschaffen, bleibt warm.

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TextGrid Repository (2012). Karsch, Anna Louisa. Gedichte. Auserlesene Gedichte. Oden. Drittes Buch. An den Herrn Regierungs-Advokat Köpken. An den Herrn Regierungs-Advokat Köpken. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-91B5-0