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Seht da den Vogel mit gerupften Schwingen,
Halb flattert er, halb hüpft er hin zum Neste,
Sich einzubaun in eine Liebesfeste,
Wohin kein rauhes Lüftchen mehr soll dringen!
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Doch war er groß und mochte Ruhm erringen,
Ihm grünt' und blüht' der Lorbeer auf das beste,
In seinen Schatten lud er stolz die Gäste
Und war so recht ein Thema zum Besingen.
Nur als den Zweig dem freien Feld er raubte,
Aus Luft und Sonne, drin er aufgeschossen,
Und sachte sich mit zu salvieren glaubte:
Da war der Traum bald wie ein Schaum zerflossen,
Das Reis stand ab, das schon so grün belaubte –
Da geht er heim nun schläfrig und verdrossen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. [Anhang]. Sonette. Ein Wanderer. 3. [Seht da den Vogel mit gerupften Schwingen]. 3. [Seht da den Vogel mit gerupften Schwingen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9C99-3