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Flackre, fernes Licht im Tal,
Durch die Nacht mit leisem Blinken:
Noch vor Morgen wird dein Strahl
Endlich in sich selbst versinken!
Rausche, singe, schöner Fluß!
Dein Gesang wird fortbestehen;
Aber jede Welle muß
Endlich doch im Meer vergehen.
Nachtviolen, süß und stark
Duftet ihr durch diese Lauben;
Oh, wie wißt das feinste Mark
Ihr der Erde schnell zu rauben!
Von der warmen Nacht geküßt,
Wißt ihr schnell es auszuhauchen,
Eh ihr selber wieder müßt
Eure Köpflein untertauchen!
Aus dem tiefen blauen Raum
Perlt ihr leuchtend, goldne Sonnen,
Kommt und schwindet, wie ein Traum;
Doch gefüllt bleibt stets der Bronnen.
Und nur du, mein armes Herz,
Du allein willst ewig schlagen,
Deine Lust und deinen Schmerz
Ewig durch die Himmel tragen?
Andre Blumen, andre Wellen,
Andre Sterne, andre Herzen,
[280]
Andre Freuden, andre Schmerzen
Werden unerschöpflich quellen
Und, eh wir noch gar verglommen,
Ganz uns auszulöschen kommen.
Ewig ist, begreifst es du,
Sehnend Herz? nur deine Ruh!

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TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Neuere Gedichte. Aus der Brieftasche. 17. [Flackre, fernes Licht im Tal]. 17. [Flackre, fernes Licht im Tal]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9E02-9