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Die Abendsonne lag am Bergeshang,
Ich stieg hinan, und auf den goldnen Wegen
Kam weinend mir ein zartes Kind entgegen,
Das, mein nicht achtend, schreiend abwärts sprang.
Ums Haupt war duftig ihm ein Schein gelegen
Von Abendgold, das durch die Löcklein drang.
Ich sah ihm nach, bis ich den Gramgesang
Des Kleinen nur noch hörte aus den Hägen.
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Zuletzt verstummte er; denn freundlich Kosen
Hört ich den Schreihals liebevoll empfangen;
Dann tönt' empor der Jubelruf des Losen.
Ich aber bin vollends hinaufgegangen,
Wo oben bleichten just die letzten Rosen,
Fern, wild und weh der Falken Stimmen klangen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Sonette. Von Kindern. 2. [Die Abendsonne lag am Bergeshang]. 2. [Die Abendsonne lag am Bergeshang]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9EBA-F