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Es bricht aus mir ein bunter Faschingszug
Und zieht dahin mit tönendem Gepränge;
Talüber wallt im luftigen Gedränge
Ein Bilderreigen, mein Gedankenflug!
Wie spielend sie die Luft hinübertrug,
So ranken sich, ein üppig Laubgehänge,
Bis auf zum Giebel, meine Nachtgesänge
Rings um ihr Haus, ein zauberischer Trug!
Es rauscht und schwillt und bricht ins Schlafgemach
Und singt und klingt die reine Seele wach,
Betäubt tritt sie in meine Blumenschlingen!
Nun ist es Zeit, mein Herz! mach dich hinzu!
Nachtwandelnd weiß sie's nicht und lauscht in Ruh:
Kannst alles, alles ihr zu Ohren bringen!

Notes
Entstanden 1845. Erstdruck 1846.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. 9. [Es bricht aus mir ein bunter Faschingszug]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9FB1-A