Graf Asper

In Waldesdunkel steht ein Bronn
Beim Kloster der weißen Frauen,
Der Bronn viel hundert Klafter tief
In Felsen gut gehauen.
Saß auf dem Baum Waldvögelein,
Sank auf den Berg die Sonne,
Hört an, o hört an! was sich begab
Da bei demselben Bronne.
Graf Asper von der Heerfahrt kam,
Wollt' kühlen Trunk sich langen,
Er trieb wohl um das eiserne Rad,
Die Ketten hell erklangen.
Bum! bum! herauf der Eimer flog,
Dumpf tönt es in dem Grunde,
Kein kühles Wasser in ihm war,
Ein Zwerglein darin stunde.
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»Steig ein, steig ein, du Recke kühn!
Dein begehrt mein Herr zur Stunde!«
Graf Asper kehrt nicht mehr zur Burg. –
Dumpf tönt es in dem Grunde.
Flog von dem Baum Waldvögelein,
Stieg über den Berg die Sonne,
Hört an, o hört an! was sich begab
Da bei demselben Bronne.
Eine Klosterjungfrau trat heraus,
Wollt' kühlen Trunk sich langen,
Sie trieb wohl um das eiserne Rad,
Die Ketten hell erklangen.
Bum! bum! herauf der Eimer flog,
Dumpf tönt' es in dem Grunde,
Kein kühles Wasser in ihm war,
Graf Aspers Geripp' drin stunde.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Graf Asper. Graf Asper. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A509-F