Johann Klaj
Geburt Christi
Oratorium Festspiel

[Widmung]

[27] Johann Klaj / der Hochheil


Gottes Lehre Ergebenens und gekrönten Poetens


Der seligmachenden Geburt Jesu Christi /

Zu Ehren gesungen.


Dem Hochwolgebornen Herrn /

Herrn

Carol Gustav Wrangeln /


Herrn zu Schogkloster / Roßdorp vnd Bremervörde /

der Königl. Majestät und Reiche Schweden

Rhat / General Feldmarschallen in Teutschlande /auch

General Gouverneurn in Pommern / u.


Meinem Gnädigen Herrn.

[27]

Vortrab

Vortrab.

Mit 4. Vocal- und 4. Instrumental-Stimmen. Kan sonst gesungen werden auff diese Weise:
In dulci jubilo.

1.

Tritt Freundin tritt herein /

Laß doch das Säumen seyn /

Weil Wind und Winter schweigen /

Der Früling stellt sich ein /

Es singen auff den Zweigen

Die Weihnachtvögelein /

Freundin tritt herein /

Laß verweilen seyn.


2.

Komm Freundin / komm heran /

Komm auff den Blumenplan /

Hör wie die Schwalbe schwirret /

Vnd singt den Buhlen an /

Die Turteltaube kirret /

Sie girret / was sie kan /

Freundin komm heran

Auff den Blumenplan.


3.

Komm Freundin / komm heraus /

Mach dich ins Sommerhaus /

Die frühen Feigenbäume

Sind laubicht aus und aus /

Die süssen Rebenkäume

Gefährt kein Hagelstraus.

Freundin komm heraus

In das Sommerhaus.

[28]

1. Akt

Erste Handlung

Engel / Maria / Chor Maria.
Es war nun mehr an dem / daß der Herr offenbar wolte seinen heiligen Arm für den Augen aller Heiden / und selber reden. Er wolte erscheinen auff Erden / und bey denen Leuten wohnen / das Wort im Fleisch / die Sonne in den Wolken / das Honig im Wachs / das Liecht in der Latern. Die von Ewigkeit benennte Stunde war da / daß der / der den Raht deß Heils ertheilet / nun auch selben wircklich in der That erweisen solte. Der Raht der heilighochgelobten DreyEinig hatte die Himlischen Reichsstände beschrieben. Gott der Vatter that den Vortrag folgender massen..

– – – Wie meint jhr meine Bürger /

Soll denn der Höllen Mohr / der Menschenfraß / der Würger /

So meister spielen? Nein; Soll denn der Apfelbiß

Vns in der Sternenburg thun einen solchen Riß.

Ich will denn! Gabriel auf / setze dich zu Wagen /

laß dich den WolckenSturm durch dampf und dünste tragen /

in pfeilgeschwinder Eil / hin in Idumens Stadt /

die von den grünen Zweig den Grünzweig Namen hat.

Da wohnt die / gegen der die Gottheit ist entflammet /

die von Uhrahnen her und Königsblut gestammet /

Sag / daß Sie tragen soll / den der sie selber trägt

das Menschenhauß / und alls / was sich darinnen regt.

Genug / der Herold fleugt in Götter hoher Größe /

Es lebt durch seidnen Flor die wolerziemte Blösse /

das Stirngestirnte Liecht die Wangenzier bestralt /

den Rosengleichen Mund mit Lilien untermahlt.

das Wollenweiche Haar sich von der Scheitel strecket /

den Alabaster Halß wie klares Fließgold lecket /

So blinckt der Tag der Nacht / das Liechtentlehnte Liecht /

neigt nächtlich Wolckenab sein Sichel-Angesicht /

beleuchtet sich im Meer / bespiegelt sich in Wellen /

die jhrer Fürstin gleich / bald ab / bald zuwerts prellen /

in seiner rechten gläntz die Blumen Königin /

die Cron und Zeptern gleicht; die / die in jhrem Sinn /

[29] dem Trauring abgesagt / durchlaß damal die Blätter /

die Ihr und jhres Sohns hertzallerliebster Vetter

vorlangsten auffgesetzt: Der Abgesandte schwingt

Sich in ihr Zimmer hin / vnd seinen Gruß anbringt.

GABRIEL.
O holdselige Jungfer sey gegrüsset /
O begnadete Mutter sey geküsset /
Du Sonnengüldne Zier /
du hochgebenedeite Magd /
Was allen Mägden ist versagt /
hat GOtt gethan an dir.
Du / du bist allein
die Krone keuscher Jugend
deß Frauenzimmers liechter Schein /
der Außzug aller Tugend.

Der / der Berge Last
mit einem Dreyling fast /
der Sonn und Monden leitet /
der auf den Sternen reitet /
hat dich zur Braut erwehlet /
und sich mit dir vermehlet /
Er suchet seine Lust
und will neun Monden lang bewohnen deine Brust.

Die der die Zeitung kömt / und auch der Bott schweigt still.
Wie wenn die müde Sonn / nun schlafen gehen wil
sich über den Gebrauch heraus zustreichen pfleget
im Scharlachroten Rock zu jhrem Bräutgam leget /
So schlaget unter sich das unbefleckte Bild
die hellen Augelein mit Gottheit angefüllt /
gefärbt und nicht gefärbt: Blut streitet mit erblassen /
die keinen Mann erkannt / kan solche Post nicht fassen.
Worauf der Engelprintz von dessen Lippen fleust
milchsüsse Redenheit / die Götterwein außgeust.
[30] Laß seyn / spricht Gabriel / die Furcht / du wirst empfangen
der Heiden heilges Heil / das lange Weltverlangen /
den MenschGott / Gott der Gott und Mensch von Ewigkeit
der Glantz / das Ebenbild / was er war vor der zeit
das bleibt er / was er nicht / das hat er angenommen /
Heut wird Gott warer Mensch! Ich bin von Gott herkommen /
Ich habe mich gewagt / durch dunckeldüstre Lufft /
gesegelt blitzgeschwind durch Nebelnasse Tufft.
Wann dann deß Himmels Schluß dich würdigst aller Würden
in unverruckter Zucht entbürden wird der Bürden /
(wie sonst ein Apfel fällt / wann jetz die Sonne führt
den Wagen in die Wag / den keine Hand berührt /)
dann solst du deinen Sohn den reinen JungferSamen /
du Jungfer Mutter selbst mit JEsus Namen namen /
denn er ist übergroß der grosse VaterSohn /
von Gott und selber Gott in einer Gottheit Thron.
Er Davids Reichsgenoß wird hochgeachtet werden /
der Herscher der beherrscht den weiten Creiß der Erden
von Kindes Kindes Kind; Es wird von Land zu Land /
Es wird von Meer zu Meer sein Name seyn bekannt.
Der Geist der mir den Geist und dir den Geist gegeben /
wird wircken inner dir / daß Gottes Sohn wird leben /
und werden was du bist; auch die mit dir gesipt
die Kinderloß gelebt / jetz eine Mutter gibt.
Schon sechsmal hat bereit das Hörnerangesichte /
versilbert seinen Glantz mit neugeborgtem Liechte /
seid daß Elisabeth hochschweres Leibes geht /
Was Gott einmal beschleust / das immer veste steht /
und bleibet ewig waar; bey Gott sind alle Sachen
zur mögligkeit gebracht; das Wort kan alles machen
das selber nicht gemacht: doch alls in allem ist /
Es stund flugs alles da / da diß Wort sprach ein St!
deß Himmels ist verweist geschmecktes Wörterliegen
drüm glaubt die Mutter Braut / dem / der da nit kan triegen /
und gibt ihr Jawort drein.
[31]
MARIA.
Ich gebe mich / spricht sie / und will was Gott gewillet.
Vernunfft erliegt
der Glaube siegt /
der Glaub allein den schwancken Zweifel stillet.
Ich kenne schon das blanke Feyerkleid /
das krause Haar deß Blauen Herrligkeit /
der Gottheit volle Saal
ist üm und üm ümringt mit Engeln überal.
Die Krafft / deß höchsten Krafft / wirckt inner jhren Leibe
verwacht die Jungfrauschafft und macht gleichwol zum Weibe
Frau Mutter / Jungfer Braut; Euch nennt das kleine Kind
Frau Mutter / da jhr Euch doch Jungfer Braut befind.
Ihr habt die Mutterlust / den JungferEhrennamen /
die Blume blühet schön / und trägt im blühen Samen
diß Rund erschüttert sich mit vnerhörten Krachen /
das wolckenblaue Dach hat ob den Wundersachen /
zur lincken Hand geblitzt / das Schiff-gepflügte Meer
empfand den Donnerstral; es winselt über sehr
der Stimme Gegenbild. So ist bekändlich worden
deß HERREN Gegenwart / von Westen biß in Norden /
weit über Thule naus: ja / wo die Sonne glimt /
wann sie die Reisefahrt von Ost nach Westen nimt.

Nach anhörung dieses machet sich Maria auff /nicht unglaubig wegen deß Anbringens / nicht ungewiß wegen deß Mundbotens / nicht zweifelnd an dem Exempel / sonder fröhlich vor Freuden / und der gebür nach andächtig.

In dem der Krebs / den Tag und Tageshitze länget
entmarcket Land und Sand /
wenn er den braunen Schnitt und braunen Schnitter senget
verfärbet Hand und Band.
Da gieng das Liecht der Welt mit endelichem Zügel /
weit über Berg und Thal
auf Libans / Hermons Höh / auf Thabors / Carmelshügel
nach Zacharias Saal.
[32] Es war ein kühler Ort von Fichten und von Linden
der Rehböck Auffenthalt /
da sonst der Hindin Schar Nachts hauset in den Gründen /
Tags hetzet durch den Wald /
da kam Marien vor die frügejagte Hinde
in selbstgesuchter Ruh /
in dem der Königin die besten Westenwinde
Lufft wehen ab und zu.
Die Frülingsbringerin wust meisterlich zu zwittern /
und gab den Kunstgesang
mit Kunstgeführter Stimm mit Leid und Freuden-kittern /
den Schlaferwecker Klang.
Sie sprach: Wolauf du Morgenstern deß Lentzen /
du laute Nachtigal /
der Wald / erschalt dein Laut macht laut die Grentzen /
mit halbverbrochnem Schall /
kein Nord noch Schnee
ermordt den Klee /
Wind / Winter / Sturm / Lust / Unlust sind gefallen /
Ach Vogelzier
laß dir und mir
Ein Ruhelied mit leiser Stimme schallen.
Das Wolckendach ist Silberklar geheitert /
diß gantze Rund ist laut /
Es hat sich Gut / Muht / Blut hellauf geläutert /
Auf laute Frülingsbraut /
Auf schwing dich auf /
Auf laß den Lauf
Feldsäugerin / der Honigsüssen Khelen /
schleif künstlich schleif
pfeiff artlich pfeiff
Ich will dich mir zur Bottschafft außerwehlen.

Fleug Wälderharpffenschlägerin
auß deinem Birckenhaar /

[33] Du wolbestimte Königin
der Federträger Schar /
Schau / nach Salems Töchtern schaue /
jhnen diese Post vertraue.

Maria wie der Etna hitzt
wann er sich angesteckt /
in dem er Feuerkugeln sprützt
das Feld mit Asche deckt /
Sprich: Ich hitze wie Jungfrauen /
die die Salems Burg beschauen.

Nur dieser Garten Apffelbaum
mit Fleischgefärbter Blüh /
der gibet meinem Rasten raum /
da lieg ich auf den Knie /
kräfftet mich mit Blumenkräfften /
säfftet mich mit Aepfelsäfften.

Im fall man dich nicht hören will
und mein vergessen hat /
so schweige nimmer nimmer still /
Sing stäts vor Salems Stadt /
Ruf und schlage / klag und lache /
biß ich von dem Schlaf erwache.

Nun schläft das Rosenbild / die heilgen Wächter schweben /
üm Ihr und jhren Sohn /
Welt / Feld / Wald / wildes Wild muß auff sie achtung geben /
selbselbst der Sternen Thron:
Ich schwer / ich schwer es euch / ich schwer es bey den Rehen /
hier auf dem freien Feld /
wekt meine Liebste nicht / jhr schönen Solimeen /
biß daß jhr selbst gefällt.

Die Schlafermunterte Maria setzt jhre meistgeendete Räißfahrt fort / über die Gebürge Gilboa / Grisim und Hebal und Ephraim / wandert nach Hebron
begrüsset jhre Wuderschwangere Mume. Als selbige den Mariengruß vernommen / [34] hupffet das Kind auß Göttlicher Bewegung in Mutterleibe. Elisabeth höret ehe die Grußstimme: Johannes vermercket eh Gottes Gnade. Sie Mariens / Er deß HERRN Gegenwart /das Weib / deß Weibes: das Pfand deß Pfandes: die Mütter unterreden sich von GOttes Gnade / die Kinder wircken solche innerlich: Die Weiber müssen das gottselige Geheimnuß anfangen zu lernen / und von der verschlossenen Kinder Geist / getrieben /weissagen. Das Kind hüpffet: die Mutter wird erfüllet / und doch nicht ehe als der Sohn / mit dem H. Geiste. Maria mercket daß nunmehr das vorhaben / worauff viel gewartet / aber nicht erwartet / derer Hertzinbrünstige Feuer Andacht auß dem Hertzen auff die Zunge steiget / und durch Zahn und Mund folgens heraus bricht.

Erster Chor: Maria.

Mit einer Vocal / 3 Violen vnd 1 Lauten.
Im Thon: Vom Himmel hoch / da komm ich.
MARIA.
Avf Stimmen auf / auf Seiten bebt /
Mein Seel den HErren hoch erhebt /
Mein Geist erfreut sich Gottes Zier
Vnd meines Heylands für und für.

2.

Er hat gesehen seine Magd /
Ihr Elend Ihm und Sie behagt /
Von nun an mich die gantze Welt
Vor seelig preist / vor seelig helt.

3.

Der mächtig ist und mächtig gibt /
Hat grosse Ding an mir verübt /
Sein Nam wird heilig hochgeacht /
So lang als Sonn und Monde wacht.

4.

Sein Hertz im Leib vor Liebe warmt /
Sich jetzt und immer jetzt erbarmt
Deß jenen / der in Ehr und Spot
Ihn fürchtet und auch sein Gebot.

5.

Es zeiget seines Armes Bracht
Die Himmelweite Wundermacht /
Er ist es / der die Hoffart scheut
Vnd stoltzen Sinn wie Spreu zerstreut.

[35] 6.

Der mit Gewalt Gewalt verletzt /
Wird mit Gewalt vom Stul gesetzt /
Was nidrig ist / was unterthan /
Das hebt / das setzt er oben an.

7.

Dem / der sich plaget sonder Gut /
Füllt er den Magen / macht jhm Muht /
Der Reiche muß bey gelbem Koht
Nichts haben und noch leiden Noht.

8.

Was Er dem Abraham versprach
und seinem Samen nach und nach /
Ist waar und bleibet ewig waar /
verzög es sich vieltausend Jahr.

2. Akt

Andere Handlung.

August / Maria / Joseph / Chor Römer.
Fürst August beherrschete die Länder / der Fürst der Finsternuß die Hertzen. Es waren mehr Götter als Menschen / weil männiglich auß sich selbsten /einen Gott machte. Die Erde freuete sich nicht mehr eines Lorbeergrünenden Pflugschars / noch eines Sieghafften Ackermanns. Der gestern das abgemündete Zugvieh heimtrieb / ertheilete heute dem Römischen Adel Befelch / und das abgenommene Ochsenjoch leget er den Geschlechtern auff / statt der Peitschen führete er ein mit Ruten ümwundenes Beil. Eisen das vormal zum Feldbau genutzet / muß jetzt Länder bezwingen / Rom erweitern / und die Schatzkammer bereichern. Höret August mündlichen reden.

Gott Mars du Landsknecht Gott / du Gott der starcken Kriege /

Du Printz der weiten Welt /

Du läuffst und stehst im Feld /

Du Geber vieler Siege.


Ich August hab gekriegt bey sechs und fünfftzig Jahren /

mein Spiel sehr wol gespielt /

mein Mühtlein recht gekühlt /

den Feind gebracht zu Paaren.


[36] Der halbverbrandte Mohr für meiner Macht sich neiget /

deß Nilus wilde Flut /

für mir und meinem Muht

mit stillem fliessen schweiget.


Die Weixel scheuet sich / es schrickt der Stoltz der Elbe /

der Rhein bückt sich für mir /

Mir kriegt deß Himmels zier /

und sein gestirnt Gewölbe.


Nur Teutschland / Teutschland nur / das hat mich zwier geschrecket /

der übergrosse Tan

hat manchen Römermann

mit Blättern zugedecket.


Da mir mein Loll außrieß / der Adler ward zerrissen

der fünfften Legion /

was konte / lieff darvon /

was blieb / ward tod geschmiessen.


Ich dencke noch der zeit / wie Armin mich bestritten /

da dreyssig tausend Mann

blieb auf dem Teutschburgs Plan /

Als ich den Streich erlitten


Verbracht ich lange Zeit / mit ruffen / Quintil sagen:

bring mir die Adler her /

den Kopff vor vnbeschwer /

gar an die Wand geschlagen.


Nun hab ich Janus Kirch zum drittenmal geschlossen /

die Waffen weggelegt /

und güldnen Fried gehegt /

so weit die Welt ümflossen.


Wer Kriege führen will / muß sich erst selbst bekriegen /

Wer sich / in sich bekriegt /

und sich in sich besiegt /

kan niemals unten liegen.


[37] Ein kluger Feldherr weiß was er besiegt / zu schützen

schläft sicher Tag und Nacht /

kan stätig unbewacht

Sein Vortheil wol besitzen.


Der kan nicht sicher seyn vor dem nichts sicher bleibet /

den auch der Degen kränckt /

der jhm zur Seite hänckt/

und stäts zum würgen treibet.


Wo Laster schwärmen schwärmt / wo Feinde guter Sitten /

wo Rauch / wo Tyranney /

wo Wein / wo schwelgerey /

wird ein Printz leicht bestritten.


Wo man mit Malvasier Pasteien mahlt und Wälle

schneid daß die Tafel kracht

von der und jener Schlacht /

und nie gesehner Stelle.


Ein Fürst / wie der auch ist / der Fug zum übel gibet /

und dem doch steuren kan /

das hat er selbst gethan /

Sich und sein Land betrübet.


Kein Dach deckt Sünde zu. Die Donnerkeile wachen /

die Straffen brechen ein /

durch Mauren / Thor und Stein

biß sie den Garaus machen.


Kein Krieger krieget wol / bey Beuten / Gold und Gelde /

Betrug der Warheit schein

bringt keine Renten ein /

Ich mag nicht mehr zu Felde.


Doch soll der Römer Ruhm in wolergehen stehen /

muß sonder Krieg und Streit /

Recht und Gerechtigkeit

in vollem schwange gehen.


[38] Das Volck das hin und her noch in Besatzung wachet /

soll leben von dem Sold /

nicht rauben Raub noch Gold /

daß bleich und bleich seyn machet.


Drüm will ich Hauß nach Hauß doch nach vermögen schätzen /

so kan ein schlechtes Gelt

die viergetheilte Welt

in guten Friede setzen.


Der Weltherr und die Welt / die waren Krieges müde /

Es flog vom Himmel her der Fried und machte Friede /

August der hatte nun den Pantzer abgelegt /

und güldne Friedenszeit zu Land und See gehegt.

Wie wann sich jetzund stillt der Wellen Wallenwüten /

der Vogel von dem Eiß kan seine Zucht bebrüten:

So bringt der Friede Fried: in einer Hand das Horn

mit Trauben angefüllt / Granaten / Blumen / Korn;

in seiner andern Hand zerbrochne Tartschenschilde /

das vor geharnschte Roß / von Trompten wild wird milde /

und gehet in den Pflug; Spieß / Partisanen / Schwerd /

sind durch deß Feuerszeug in Ackerwerck verkehrt.

Es hecken hin und her verbuhlte Turteltauben /

in einen holen Helm / in Sturm und Pickelhauben /

Es ist kein Landsknecht mehr / kein Spiel wird mehr gerührt /

kein Stück / kein Falckenet ins freye Feld geführt.

Der weisse Friede kam mit Himmelreichen Gaben /

dergleichen niemand hat / und auch niemand kan haben /

Der reiche Friede kam / der seyd vertrieben war /

er kam und brachte mit ein friedenreiches Jahr.

Das blaue Wolckenhauß läst theure Perlen tauen /

es fleust Purlauter Gold in Gründen und in Auen /

die schönbegilbte Saat in schwangern ähren steht /

das Vieh / das feiste Vieh in feistem Grase geht /

der Götter Tischtrunck reucht wann sich die Flüß ergiessen /

und gehn den Schlangengang. Die Hönigbäche fliessen

[39] mit Amber angefeucht; deß Balsams Fettigkeit

dringt durch die Rinden durch; O lang gewünschte zeit!

Ein jeder gehet hin den Namen anzugeben

die Strassen sind erhitzt / man reiset aller wegen.

Es machet sich auch auff der krumgebogne Greiß

mit seiner Himmelbraut / und wandert nach geheiß

auf Bethlems Mauren zu.


Das Königliche Fräulein Maria muste einen Baumann heyrathen / und trägt unter jhrem Hertzen den Baumeister des Himmels. Ich sahe Knechte auf Rossen reiten / und Fürsten zu Fusse gehen wie Knechte. Begleitet mit mir diese beyde Reißgefährten / mercket ab deroselben Vnterredungen / besonders Marien abgefertigte Himmelsseuftzer.

MARIA.
Du Weg wirst selbsten seyn Wegweiser / Weg und Bahn /
Dir Gott sind wir / und dir auch Kayser unterthan /
Bey Tag sey Sonn und Tag / bey Nacht sey Mond und Sterne
so das uns Tag und Nachts nichts schrecke / noch entferne /
Führ uns bey deiner Hand wie dort den Glaubens Held /
auch wann das Sonnenrad ins grüne Wasser fällt /
Wann nun die sanffte Rast in alle Glieder schleichet /
laß uns die Leiter sehn / die biß an Himmel reichet /
auf der das Engelvolck mit Lust-gesuchtem Lauf
gestiegen freudig ab / gestiegen freudig auf.
Heerführer führe uns wie die zweymal sechs Stämme /
deß rothen Sandes trieb / den zorn der Wellen hemme /
laß die bezähmte Flut wie starcke Mauren stehn /
daß wir und unser Fuß kan unbenetzet gehn /
folgt uns deß Feindes Fuß / so laß die Schleusen schiessen /
laß loß deß Schutzes Schaum / laß zischen / gischen / giessen /
versencke Roß vnd Mann / wie Stein / wie schweres Bley /
So / daß man fragt / wo doch der Feind geblieben sey.
JOSEPH.
Wol schöne Himmelsbraut wir gehn auf Gottes Wegen /
dem grossen ErdenGott die Schatzung zu erlegen /
[40] hier ist mein Vatergut / wo vormals Jesse Sohn /
vor seinen Hirtenstab den Zepter und die Cron
beym Schafen überkam; hier / hier hat er gepfiffen
auf seinem Haberrohr; dann in die Harff gegriffen
von Gottes Geist entzündt / gespielet einen Thon
vom Erben / der da würd ererben seinen Thron.

Wir sind nunmehr mit Gott und Sicherheit durchreiset
das Galileer Land; dort Carmelshaubt sich weiset /
da rauschet der Jordan in seiner kalten fahrt /
und streicht mit nasser Hand den eißgefrornen Bart.

Hier gibt Samarien dem Palmenwald zu trincken /
dort zeigt sich Salemshauß und Zionsburg zur lincken.
Maria sey getrost / ich sehe schon den Stein /
der Rahels Grabmahl ist und decket jhr Gebein.

Vnd diß ist Eders Thurn / da Jacob vor gesessen /
indessen das sein Vieh den Kümmel abgefressen /
Will gleich der Sonnengold nunmehr zu Golde gehn
so sehen wir vor uns die kleinen Dächer stehn.
MARIA.
Mein Joseph seufftze nicht / ich weiß wol was dich kräncket /
was ist es / daß man lang an das vergangne dencket /
Du liebes Bethlehem sey tausendmal gegrüst /
wer hier auf Erden klein im Himmel grösser ist.

Du kleines Bethlehem in dir wird herrlich grünen /
der auf den Sternen geht und auf der Himmelbühnen /
Du bist für tausenden / die deine Schwestern / schlecht /
doch nimt der höchste Gott in dir sein Burgerrecht.

Auß dir wird sonder Trug Israels Hertzog kommen /
der seinen Außgang hat von Anfang hergenommen.
Die Sieben Hügel Stadt der Städte Königin
der strenge Tiberstrom wirfft seine Krone hin;

[41] Das heilge Solime bückt sich zu deinen Füssen /
und muß auß Demut dich und deine Bühel küssen /
Nun Tag und Reiß ist hin. Wir gehen schmächtig ein /
Gott wird heint unser Brod und unser Lager seyn.

Er kam in sein Eygenthum / und die seinen namen jhn nicht auf / vorgebend: Wir wissen nicht von wannen er kömt. Man antwortet: Jesus von Nazareth. Man gegenantwortet: Was kan von Nazareth guts kommen. Der Mensch stöst jhn auß /und ein Stein nimmt jhn auf / daß einer sagen solte /der Mensch wer ein Stein / und der Stein ein Mensch.

In deß schrofen Schiefersteins außgefresner Felsenklufft
war von langen zeiten her eine leere Hölengrufft /
überschüssig war jhr Haubt von gestrüttich fast entblöset /
von den Jahren glat und kaal / sandich / höckrich / wolbemöset /
ungewiß ob sie Natur oder Menschenhand gebaut /
hier schlägt seine Herberg auf Jofeph und die jhm vertraut.
Er sucht seinen Feuerzeug / Stein und Stahl den Kern von Eisen /
schlägt er / daß er Funcken spritzt. Kalt von kälte / matt von Reisen
war das Engelreine Bild; Sie / die träget / der sie trägt /
hat sich auf ein Bündlein Heu / und gedroschnes Stroh gelegt.
Abgestreifftes Laub ist Pfül / Deck und Bette rauhe Felle /
Stall und Krippen Schlafgemach / Schimmelbrodt und Tranck die quelle.

Die lange Winternacht / die hatte nun ümhült
die faule Schläferwelt: das Stattvolck war gestillt /
das Dorff lag in der Ruh / der Pusch der war zu Bette /
das Meer und Schuppenvolck die schliefen in die wette:
Er hatte sich auch gleich ein wenig hingestreckt /
sein greises Haar und sich mit Schilfe zugedeckt;
Gleich kömt der Augenblick / die beste Zeit der Zeiten /
gehofft / gewünscht / beseuftzt / bestimmt von Ewigkeiten
drüm richtet sie sich auf die Himmelwöchnerin /
und richtet so zu GOtt / Hertz / Hände / Mund und Sinn:

Gott / der du das Wolckenhau
und die holen Himmelringe /
hast gewölbet auß und auß /
und bejochet alle Dinge /
die verwachten Sternenhauffen /
müssen dir zu Willen lauffen.

[42] Du hast nach dem unverbleiben /
in den Lüften aufgesteckt /
Kugelrunde Feuerscheiben /
deren Fürst die Welt erweckt /
heisset wachsam wach aufstehen /
schläfrich wider schlafen gehen.

Du hast allem sein Sein geben /
Feuer / Winde / Meer und Land /
Hände / Füsse / Leib und Leben /
alles kömt von deiner Hand /
segnest Feld und Feldgezüchte /
segnest Leib und Leibesfrüchte.

Nunmehr ist die Zeit vorhanden /
daß der zweygestammte Held /
soll entbinden einst von Banden /
die verstrickte Thäterwelt /
Es regt sich schon sonder schmertzen
mein Hertz / unter meinem Hertzen.

Keuscher Gott du wollest wenden
die Gefahr der keuschen Zucht /
nim / nim hin zu treuen Händen
die mir anvertraute Frucht /
Liebstes Söhnlein komm gegangen
langes / langes Welt verlangen.

Deucht mich doch ich seh dich spielen /
aufgewickelt / Händeloß /
und das fromme Müthlein kühlen
in den frommen Mutterschoß /
biß so lang dich wird gelüsten /
nach der Wiege / nach den Brüsten.

Dann / will ich dir liebstes Leben
wann du dich nun müd gewacht
meine Hönigbrüste geben /
biß du matt und satt gemacht /
wollen wir uns beyd mein Leben
wider zu der Ruh begeben.

O freudenvolle Post! an jetzt wird der geboren /
der vor der Welt Geburt zum Heil der Welt erkohren!
Wie wann deß Jahres Kind der Lentz / sich neu verjüngt /
betauet Laub und Graß / und stoltze Tulpen bringt /
Auf derer truncknen Haubt / das Perlensilber leuchtet /
und daumelt gleich vom Rausch; der Fußsteig wird befeuchtet /
und netzt den Wandersmann; da doch kein Regen träufft /
den das Beindürre Land gantz durstig in sich säufft.
Die keusche Jungferblum die bleibet unverrücket:
Wie wann der Tagefürst durch Glasefenster blicket /
und Glast thut Glase nichts; die Dunckelheit verschwind /
und das beglaste Glaß hält Hinter auf und Wind.
Der Schöpffer / Wunder! wird / das / was er hat geschaffen /
der DonnerGott der blitz / schläfft ohne Blitz und Waffen /
Was ohne zeit / wird Zeit; was unümschrenckt / umschränckt /
der dürstet / der die Welt mit Wolckengüssen tränckt:
[43] Komm Klügelpöbel komm erwege Wundersachen /
die deinen albern Witz zum Aberwitze machen /
Die Feder schreibet selbst / sie schreibet was sie kan /
der Weg der wandert sich und geht zum Wandersmann;
deß Leibes Vfer hemmt deß Meeres Nasenlöcher:
der Punct ümschleust den Kreiß / der Pfeil ümgibt den Köcher:
der alle Thier ernehrt / den hungert nach Gemüß /
der grosse Himmelberg ist kleiner als der Kieß.
Der alls trägt auff der Hand / wird auf der Hand getragen /
die Sonne leidet frost: die Fröligkeit muß zagen:
der ligt im Schosse bloß der alle Kleidung macht /
Die Freude grämet sich / der bleiche Kummer lacht.

Zweyter Chor. Römer.


1. Baß / 1. Fagotto / und 2. Pombart.

1.

Hilff Gott / was will doch werden
Noch endlich auff der Erden
Es ist die gantze Nacht /
Dort auß deß Wirtshauß Höle /
Geflossen feistes Oele /
Die Tyber groß gemacht.

2.

Engeddens Traubenstöcke
Die tragen Sommerröcke
Vnd blühen wunderschön /
Drey Sonnen sich beschauen
Vnd an den heitern Blauen
In eine Kugel gehn.

3.

Daß keinen Streit nicht streitet /
Daß sich verewigkeitet /
Das Siegensfriedens Dach /
Das ist heut eingefallen /
Mit prallen und mit knallen /
Da stäubet Dach und Fach.

[44] 4.

Die / die / die Wölfin weiset /
Die Brüder abgespeiset /
Die Seule ligt zerstückt /
Die Sodomsäpffel gessen /
Hat Feuer auffgefressen
Vnd Wolckenan geschickt.

5.

Der Geist / der sich vermummet /
Ist für August verstummet /
Mit diesem Schiedsbericht:
Ein Kind das heist mich schweigen /
Vnd wider Hellwarts steigen /
Drüm frag mich nimmer nicht.

6.

Wir haben sehen sitzen /
Dort an der Himmelspitzen /
Ein Kind auff Jungferhand /
Wer hört nicht in den Tagen
Von Wunderdingen sagen
Zu Wasser und zu Land.

3. Akt

Dritte Handlung.

Hirten / Engel / Chor Hirten.
Du Thurn Eder / eine Feste der Tochter Zion / es wird deine güldene Rose kommen / und die vorige Herrschaft / das Königreich der Tochter Israel.

Um dieses Thurnes Haubt gieng damal auf der Weide

das fromme Wollenvieh; es lagen auf der Heide

Hirt Dischon / Ithamar / Hirt Keleb und sein Knecht /

Achrachel / Ephraim von Isai Geschlecht /

und wie sie hiessen mehr: die hatten hören sagen

von stoltzer Friedenszeit / und lauter güldnen Tagen /

und jhrer Meinung nach war diß das Friedenjahr /

weil nu das Kriegesvolck fast abgedancket war.

Man durffte nimmer nicht die lieben Schäflein flehen /

viel minder / wie zuvor / mit eignen Augen sehen

[45] daß man das arme Vieh gar Herdenweise trieb

dem Läger zu / daß / Ach! nicht eine Klaue blieb.

Die Hirten hochbeliebt und trefflich gut im Singen /

die liessen wechselweiß viel reine Reimen klingen

zu kürtzen den verdruß. Es sang Hirt Ithamar

der auf dem Haberrohr ein guter Meister war:


Vnd wer wird es noch erleben /

in der Grundsupp dieser Welt /

daß der Himmel einst wird geben /

was er von dem Jungfer Held /

hat versprochen in dem Garten /

darauff wir so lange warten.


Ach zerreisse doch die Himmel /

Weibes Same / Jungferkind /

Ach verflösse mit Gerümmel /

Berge die erhaben sind /

Schlangentretter / Halßzerbrecher

Kopfzerknirscher / Sündenrächer.


Traun es wird uns allen bange

wie kan jemand frölich seyn?

Zions Hülffe bleibet lange /

kein Messias stellt sich ein /

Jacobs Heil / Israels Führer /

Davids Frucht und Stulregierer.


Thauet doch jhr Himmel thauet /

und befruchtet Jesse Strauch /

Ihr gesunden Regen bauet /

schwängeret den Erdenbauch /

daß wir können in der Reige /

brechen zarte Cederzweige.


Wie? wenn kommen denn die Zeiten

da man wird von Perser Strand /

mit Windschnellen Läufern reiten

auß dem schwartzen Mohrenland /

opffern Goldgewachsne Hörner /

Myrrhen Tropffen / Weyrauch Körner.


In dessen sehen Sie gemach nach Osten reisen

den Bär / den liechten Bär: die Himmelfackeln weisen

Es sey der Nacht Mittag / die dunckelbraune Nacht

verschwind; deß HERREN klar entdeckt der Wolckenpracht

Das heitre Götterhauß die Golbgestirnten Bogen

die thun sich sperrweit auf: bald kömmt herab geflogen

Ein Cherubinen Printz; der blasse Monde weicht /

die Sternen schämen sich / der Taganbringer bleicht.

Der Jüngling schwinget sich in vieler Stralen flammen /

die Lämmer stehn bestürtzt / die Hirten gehn zusammen /

[46] die Hunde werden wach / der wachsam Fylax bellt

den neuen Monden an / die gantze Herde schellt /

der Herdeführer Bock / die geilen Kletterziegen

die können nimmer nicht an jhrer Ruhe liegen /

es schallet vom Geblöck der angelegne Plan /

jeh fänget überlaute ein OberEngel an:

WEYNACHTENGEL.
Fürchtet euch nimmer für keinerlei Leide /
Höret: Ich bring euch begliche Freude;
Allem und jedem Volck wird sie gewäret /
welches nur diese FriedFreude begehret.
Diese Nacht ist der Messias gebohren /
in der Stadt Davids jhm selbsten erkohren /
Nemet zum Zeichen jhr werdet jhn finden
wunden / ümwunden gewickelt in Binden
Ligend in einer bestroheten Krippen /
weinend mit jämmerlich-klagenden Lippen.

Die Engel in der Lufft wie Regimenter ziehen /
zum schlagen angefrischt; jetz scheinen sie zu fließen /
jetz wenden sie sich keck / sie setzen muhtig an /
ein jeder hitzig trifft auf seinen Gegenmann.
Man höret in der Lufft die Kürissirer rasseln /
der Flügelschlagen rauscht / die Stückenräder prasseln.
Ein keusches Jungfer Hertz ist EngelFürst dein Thron
darauf du MenschGott sitzst / Immanuel O Sohn!
Drey gehn mit dreyen ein ein Freundgesinntes fechten
sie fügen Hand an Hand / zur lincken und zur rechten /
Dir Gott Immanuel / Immanuel dir Kind /
Immanuel dir Gott / dir Kind / wir freudig sind /
Dir / dir / dir singen Wir:

[47] Dritter Chor.

Die Menge der Himmlischen Heerschaaren.
Mit 8. Stimmen.

Ehre sey Gott in der mächtigen Höhe.
Wiederhall: Prächtigen Höhe /
Alles auff Erden recht friedlichen stehe /
Wiederhall: schädlichen gehe.
Alle Welt laß jhr von Hertzen gefallen /
Göttliches Wollen und Englisches Schallen /
Göttliches Wollen und Englisches Schallen
Lasset euch Christen von Hertzen gefallen.

Als nun der Engelvolck bey tausend paaren
mit hellem Jubelthon gen Himmel war gefahren /
besprachen sie sich bald / ihr aller ist ein Rhat.
Nach Bethlehem zu gehn und sehen diese That.
Sie brechen Majoran auf gut Geheiß der Götter
Pol / Jäßmin / Roßmarin / Zypreß und Lorberblätter
vermengt mit Wintergrün / ein jeder kräntz sein Haar /
das von der Sonnen braun und weiß vom Reiffen war.
Sie zünden Schlössen an / und gehen durch die Wälder /
der helle Glantz dringt durch vergüldet Thal und Felder;
Wie wann die Sonne hitzt / und durch den Löwen rennt /
Sich offt der Hartz entflammt / daß Pusch und Heide brennt.
Bald werden sie gewar / daß unfern in den Hecken
ein kleines Feuer raucht; da wo die Klippen decken
den außgehölten Felß: Sie lauffen darauf zu /
und sehen wie das Vieh schnaufft an der süssen Ruh.
Der Alte nährt die Glut / Sie / stehet vor der Krippen
deß Himmels Aufenthalt / und reicht dem kleinen Lippen
die wie Corallenbaum / die runderhabne Brust /
auß welcher Perlmilch thaut / und süsse Götterkost.
Bald tragen sie daher mit jauchtzen und mit loben
Ein hohes Lorbeerlaub / das neulich war gehoben
Von seiner Wurtzel auß: Achrachel singet vor /
[48] und Dischon dudelt drein: dann rufft der volle Chor.
Drauff setzen sie es ein / hin vor die Thür der Schönen
Hirt Keleb schön schalmeit / die Haberpfeiffen thönen /
Sie schließen einen Ring / Sie tantzen einen Tantz /
rings üm den Lorbeerbaum / verwechseln Krantz üm Krantz.
Theils bauen einen Wald von finstern Terebinthen /
bezieren jhn mit Klee / Tulipen / Hiazinthen.
Die junge Bursche führt ein Grasegrünes Dach
Von Myrtenästen auff / Sie singet nach und nach /
und wünschet daß diß Hauß biß an den Monden reiche /
daß nun noch nimmermehr sein krauses Haar verbleiche.
Achrachel weit und breit auf Trifften hochgepreist /
der hundert Heerden Vieh auf hundert Brachen speist /
Tritt vor die Krippen hin dem Kindelein zum Füssen /
Die Hirten nebenst jhn / den Hirten so begrüssen:

Hirt Arachel / nebest seinen Weidgenossen / auß dem Propheten Esaia 9.
1. Tenor / 2. Flöten.

1.

Wir / die wir finsterlich gegangen /
Mit dunckel üm und üm ümfangen /
Erblicken jetzt ein grosses Liecht /
Das gleich / da wir in braunen Schatten
Der Hürden hüten auff den Matten /
Durch Kohlpechschwartze Nachte bricht.

2.

Der Heyden Zahl wird starck gemehret /
Theils Freuden auch in Leid verkehret /
Doch sind der Heyden Freuden mehr /
Deß freuet sich der Kirchenhimmel /
Es steigt sein Lob und Lustgetümmel
Biß an das blancke Sternenheer.

3.

Wie wann der Saaten Wachs bereiffet /
Der Schnitter zu der Sichel greiffet /
[49] Schneidt / bindet Garben / führet ein /
Die Dörffer springen nach Schalmeyen
Vnd halten einen Schnitterreyen /
Biß jhnen leucht der Mondenschein.

4.

Wie wann der Feind das Feld geräumet /
Die Siegerhand im minsten säumet /
Raubt / plündert / beutet was sie kan /
Die Trompter trompten / daß es schallet /
Die Paucker paucken / daß es hallet /
Im Läger jauchtzen Roß und Mann.

5.

Du HErr entlastest sie von Jochen /
Du hast deß Treibers Stab zerbrochen /
Wie zu den Zeiten Midian /
Posaunenblasen / Fackeln / Töpffe /
Enthertzten Hertzen / köpfften Köpffe /
Daß keiner von dem Feind entran.

6.

Deß Krieges kriegen wird auf Erden
Gantz stürmisch eingeäschert werden /
Vertufften wie die leere Tufft /
Auch aller Kleid mit Blut benetzet /
In Schwefelgelbe Glut gesetzet
Verfärben Sonn / Mond / Stern und Lufft.

7.

Ein Kind ist kommen in das Leben /
Ein Sohn uns Hirten ist gegeben /
Deß Schulter seinen Zepter trägt /
Sein Nam heist: Wunderbar / in Rhaten
Krafft / ewig Vatter / Held in Thaten /
Ein Fürst / der Friede liebt und hegt.

8.

Deß Herrschaft wird gewaltig werden
Vnd friedlich grünen auff der Erden /
Er wird deß Davids Stul und Land
Recht mit Gerechtigkeit verstärcken /
daß man in Ewigkeit wird mercken
Zebaoths Thun und Eiverhand.

[50] Der Schäfer Ephraim will auch nicht Letzmann seyn
der rühret sein Pandor / und singet dieses drein:

Wie süsse schmeckt der Saat ein angenehmer Regen /
Wie süsse schmeckt der Schlaf den müden unter Wegen /
Wie süsse schmeckt der Thau den Honigvögelein /
Wie süsse schmeckt der Quell in heissem Sonnenschein.

Du / du / du süsses Kind / du süsser Himmelsegen
schmeckst süsser als der Quell und Thau / und Schlaf und Regen;
Wie schön ümschattet doch den wasserreichen Fluß /
ein dickbelaubter Baum der immergrünen muß:
Wie schön erröthen doch die Aepffel auf den ästen:
Du / du / du schönes Kind bist schöner als die besten /
bist schöner als das Blut das meinen Mohn bemahlt /
bist schöner als der Glantz der Feuerlilien stralt.

Ephraim und Ithamar beyde benahmte Hirten /fordern einander heraus / einer belobet die Mutter /der andere den Sohn / und verschweren sich beyde /wegen beyder Hertzensliebe; Höret jhre verwechselte Reimendungen.
EPHRAIM.
Wer dich grosses Söhnlein liebet /
wird von Wölffen nie betrübet /
wenn er sich ins Graß hinstreckt /
keine Schlang im Schlaf jhn schreckt.
ITHAMAR.
Wer dich Jungfer Mutter kennet /
keine Sonnenglut verbrennet /
wann er ackert / wann er pflügt /
seine Stärcke nicht erliegt.
EPHRAIM.
Du solst mir für andern allen /
Liebstes Brüderlein gefallen /
Ach hett ich dich für und für /
zu beküssen für die Thür.
ITHAMAR.
Du solst mir vor andern allen /
Liebste Mutter wolgefallen /
Hirtin / gut von Hirten Blut /
Kömst zu Hirten auf die Hut.
[51]
EPHRAIM.
Ich wolt wann ich Ihn nicht liebte /
daß der Donner mich betrübte /
daß er schlüg ins Garbenstroh /
Hauß und Hof brenn liechterloh.
ITHAMAR.
Daß der Hagel mich verderbte /
Daß mein Vieh die Peste sterbte /
daß nichts wüchß als Disteln / Dorn.
Tauber Haber / fliegend Korn.
EPHRAIM.
Ich wolt wann ich Ihn nicht liebte /
daß der Mehltau mich betrübte /
daß verbrenn das milchend Korn /
daß nichts wüchß als Dresp und Dorn.
ITHAMAR.
Ich wolt wann ich Sie nicht liebte /
daß die Peste mich betrübte /
daß sie würgte Weib und Kind /
daß sie sterbte Schaf und Rind.
EPHRAIM.
Ihr Knaben haltet inn / verstopft die Wasserrohren
die Wiesen dürsten nich Ihr müsset rückwarts kehren
nach Eders Wächtethurn. Sagt eh: in welcher Welt
der Himmel (nicht im Born) nur ein paar Ellen hält.
ITHAMAR.
Sag / bistu kühn / wo ist der gröste Berg ohn knallen
im Schoß deß ängsten Thals / ohn hindernuß gefallen?

Wir lassen sie nun wider ümkehren / preisen und Gott loben üm alles das / was sie gehört und gesehen / aber höret sie nochmaln unterwegen im Singkämpffen.
Somer und Joäs / zwey Hirten / singen in die Wette /einer belobet die Mutter / der ander den Sohn.
Somer die Mutter. Joäs das Söhnlein.
2. Tenor in Dialogo, und 2 Krumhörner.
Im Thon: Der Tag der ist so freudenreich.

1.

Ihrer hellen Aeugelein
Gläsernes Gewässer /
Ist wie reiche Teiche rein /
Rein wie Heßbons Flösser /

2.

Seiner klaren Aeugelein
Silbernes Gewässer
Ist wie Taubenaugen rein /
Uem die Badeflösser /
[52] Ihrer Haare liechter Schnee /
Ziegenherden auff der Höh
Gileads sich gleichet:
Gut gewürtzter Blumensafft /
Ihrer Lippen Zuckerkrafft
An der Süsse weichet.

3.

Ihre runderhabne Brust
Hebt sich wie die Rehen/
Die gepart nach aller Lust
In den Lilien gehen /
Wie sich die Granatfrucht ritzt
Wenn sie Purpurkörne spritzt /
Ihre Backen prangen /
Sie das schönste Fürstenkind /
Derer Schue silbern sind /
Prächtig kommt gegangen.
Seines Haubtes güldner Klee
Vnd der krausen Locken höh
Rabenfedern gleichet.
Wolvermyrhter Rosensafft
Seiner Lippen Honigkrafft
An der Stärcke weichet.

4.

Seine rund gewölbte Brust
Steht / wie Trauben stehen /
Da die Wintzerleut mit Lust
In den Bergen gehen /
Wie die Tulpen wundgeritzt /
Die mit Blute bund bespritzt /
Seine Backen prangen
Er das schönste Fürstenkind /
Dessen Füsse gülden sind /
Mächtig kommt gegangen.

4. Akt

Vierdte Handlung.

Weisen / Herodes / Chor.

Deß Himmels Blumenplan / deß Höchsten Heiligthum

erzehlet Tag und Nacht mit Ruhme Gottes Ruhm /

Da hat der Sternen Fürst sein Zimmer aufgeschlagen /

da gehet er hervor und setzet sich zu Wagen

gleich einem Bräutigam: Er hitzet als ein Held

der Preißbegierig ist: zu Roß in Rüstung hält /

bald rennet auf den Danck voll feuriger Gedancken /

So /daß er Lorbeerlaub und Danck bringt auß den Schrancken;

Er gehet gelblich in frühen Osten auff /

vnd endet widerüm in Osten seinen Lauff /

nichts bleibt in Nord und Sud / in Abend und in Morgen /

in Erd / in Lufft / in Flut vor seiner Hitz verborgen.

[53] Wir stehen nun allhier und sehn wie sich verschanzt

das blancke Heer der Nacht / wie alles gläntzt und tantzt.

Wie treflich leuchtet doch in schöngeformten Reyen

deß Himmels Blumenwerck / wie Blumen in dem Meyen.

Vnd wann / wann kömt doch eins / deß Jacobs schöner Stern

den Balaam verkünd / der Sternen Stern und Kern /

der da soll Moabs Glantz mit seinem Glantz zerstücken /

und auch den Boden Sehts zu boden niderdrücken?


Dort stralt im ersten Hauß der seine Hörner neigt /

der Widder Abrahams der silberweiß sich zeigt /

Da der Brandopffer Stier der Reif und Kältbezwinger /

der Stier der Kälte stört der halbe Frülingsbringer /

das helle Brüderpaar / der Krebs der Felder sengt /

der faule Nächte kürtz / der muntre Tage längt /

Der Löwengrosse Stern der seine Klauen strecket

der Lufft und Erd üm jhn mit Feuerfackeln decket.

Das Jungfräuliche Liecht das eine Garbe trägt /

und sich in ährenkleid zum müden Schnitter legt /

Fürst Belsazer sich find in seinem Sinn betrogen /

Er wird in einer Wag gewogen / aufgezogen;

der falsche Skorpion der nichts nicht gutes stifft /

und dort viel tausend Mann in Israel vergifft.

Der Jäger Ismael mit seinem Bogen rennet /

das hole Himmelfeld mit hartem Hufe trennet /

der loßgelassne Bock der in die Wüsten läufft /

und der sich siebenmal in Jordans Fluten täufft

Naeman / der da macht / daß aus den Fackeln gehet

ein silberheller Fluß darinnen fliessend stehet

das blaubeschupte Paar Das blaue schöner blinckt /

und alles diese Nacht auf neue Freude winckt.

Die Krippe hat der Punct deß Himmels eingenommen /

der rothe KriegesStern ist zu dem TagsStern kommen /

die Sonne die beflammt auß jhrer Kammer geht

recht mitten unter uns deß Erdentellers steht:

[54] die HörnerKönigin der frohen Himmels Wächter /

läufft auff den Bruder zu mit flinckernden Gelächter /

der träge Steltzenmann der schleichet fuß für fuß /

und in dem achten Hauß deß Todes stehen muß.

der helle JungferStern steigt auf den öbern Boden /

der Himmel lachet gantz mit Sternen überzogen.


Hilff grosser SternenGott / was für ein Stern bricht ein /

es fehlet nimmermehr die Sonn muß doppelt seyn!

Irrt etwan die Natur und will auß Nacht Tag machen?

die Feuer zancken sich die nächtlich flinckernd wachen:


Gott / der da spricht zu der Sonnen / so gehet sie nicht auff / er machet den Wagen am Himmel und Orion / und die Glucken / und die Sterne gegen Mittag.

Der hat diese neue Fackel auf den Leuchter aufgesteckt /

und hat unsre dunckle Hertzen durch das helle Liecht geweckt /

Diß ist es was Bileam hat im Geist zuvor gesaget /

Diß ist es was Daniel hat im Geist zuvor besaget

Schicket euch / schicket die bändigen Rosse /

Eilt fort / eilet jhr lässigen Drosse /

Machet euch fertig wir müssen bald reisen /

Salems geborenen König zu preisen.


Die Weisen reisen nun von Gottes Schutz beleitet /

Von Gottes Liecht beleucht / von Gottes Gleit begleitet /

Der Stern ist recht jhr Stern / Er gehet wann sie gehn /

und stehet / wann sie stehn.

Sie sind dahin gelangt nach tausend sauren Ritten /

durch Eisen und durch Eiß

nach tausend bittern Tritten /

durch Schweiß und mühen Fleiß.

Erblicken nun von fern die heilig-hohe Stadt /

in welcher Gott sein Herd / sein Herd und Feuer hat /

das güldne Gotteshauß das Gott selbst angegeben /

deß Thürne sich selb- selbst hoch durch die Wolcken heben /

Sie reiten nun daher in Perser Pracht geschmücket /

[55] die Gugeln sind mit Gold und Demant außgesticket /

Der Bogen ist jhr Rhor / die Pfeile Kraut und Loth /

Der Sebel ist jhr Schutz / haut sich durch Noth und Todt.

Die Trompter / die Trompten / zum Trompten ansetzen /

die Paucker die Paucken zum Paucken verhetzen /

die Rappen die klappen / die trappen mit Spangen behängt /

sich bäumen und schäumen von Stangen / gefangen bezwängt.


Wer da fragt Salems Wacht? Gut Freund. Wer gut Freund?

WEISEN.
Es hat uns aufgebracht zu diesen fernen Reisen
Ein neuer Wunderstern; Ein Jüngstgebohrner Sohn /
dem Erblich bleiben soll / der Zepter und die Kron.

Wir / die wir deß Donnerszorn / das entzünden der Cometen /
den Kreißrunden Himmelslauff / das fortschreiten der Planeten
und der Elementen Kräffte richtig auß dem Grund verstehn
haben in dem Morgenlande seines Sternes Glantz ersehn.

Wo ligt er denn der Neugeborne König /
Sagt an? was wolt jhr uns aufziehen /
Ist euch der Printz zu wenig?
Die Pflicht erheischts wir müssen vor jhn knien /
und unser Schuld nach Landesart bedencken /
deß Königs König-Sohn recht Königlich beschencken.

Wie wann sich unverhofft ein Vngewiter regt /
und alles übern hauffen schläget:
Wie wenn das Schiff hin segelt ohne schaden
der Boßknecht ist getrost / Bringt über Port zum baden /
bald hört er die Halbfischweiber singen /
die nichts dann wiederwetter bringen;
Dann springt er ein / gibt vor / man soll den Wellen weichen /
zum Ruder sitzen gahn / die schwangren Segel streichen:
So zagt Herodes Hof. Er selbst wie Laub sich schwenckt /
[56] das sich nach allen Winden lenckt.
Zween Hund an einem Bein die thun im minsten gut /
das Liecht verleschet bald das doppelt seine Glut.
Ein Weibesbild um die zwey Buhler sich bewerben /
deß einen Liebes Blüt / muß in der Blüte sterben.
Der Himmel trägt nur eine Sonne /
Ein Fürst ist auch deß Reiches Wonne.

Doch bläst er / wie man sagt / mit jhnen in die Büchse /
Im Munde ist er Schaf / im Hertzen hegt er Füchse /
Hört wie der lose Mann den Wolffesbalg versteckt /
gantz listig mit dem Fell deß frommen Schafs bedeckt.
HERODES.
Lieben Weisen seyt willkommen /
seyt willkommen tausendmal /
Weil jhr euren Weg genommen
her zu meinem KönigsSaal /
danck ich Gott der Glück und Segen /
hat gegeben euren Wegen.

Vnd wann ist der Stern erschienen /
Liebe Weise saget an /
Mein Hof muß dem auch bedienen /
dem die Welt ist unteren /
Vnd ich König werd bedencken /
Ihm den König zu beschencken.

Alle meine Priester sagen /
und die gantze Clerisey /
die die Bibel aufgeschlagen /
daß es Bethlems Städtlein sey /
Bethlehem das kleinst auf Erden /
soll das allergröste werden.

Ziehet hin in Gottes Namen /
Gott beleit euch ein und auß /
[57] Findet jhr den Jungfer Samen
so benamet mir das Hauß
denn will ich auch für jhn treten /
und wie sichs gebührt anbeten /

Die Sternen leuchten in jhrer Ordnung mit freuden /und wann sie Gott herfür ruffet / antworten sie: Hie sind wir / und leuchten üm deß willen / der uns geschaffen hat / und das ist unser Gott.

Wir sind auf frembder Erde /
Wem wol ist bleib daheim: jhr Trompter blast zu Pferde /
der Stern geht wider auf / der treue Reisemann /
der kleidt sich mit uns auß / er kleidt sich mit uns an.

Wie wann ein Handwercksknecht den gantzen Tag gegangen /
und nun bey finstrer Nacht kein Herberg kan erlangen
das helle Monden liecht ist jhm noch Liecht und Steg /
der Mond versteckt sich auch / mit jhm auch Liecht und Weg
Er geht / je mehr er geht / je mehr er sich verirret /
und in den Weg verwirret.
Es schreckt jhm hier und dort ein Wasserfall / ein Blat /
da beydes nichts in sich / was schreckens würdig / hat.
Bald kommet durch die Lufft der sich in sie verkrochen /
der Silbervolle Mond mit vollem Mund gebrochen /
dann siht Er wo Er ist. Ihr Weisen kehret ein /
seht jhr nicht worauf deut deß Sternes stiller Schein.
Hier hat die Nadel nicht die Winkeln außgemahlet
mit bunter Würmermüh; kein güldner Teppich stralet /
kein Bettgewand ist hier mit Amber angefeucht /
das Zimmer ist ein Ort / der nach dem Viehe reucht.

Vnd liegt doch dieser hier der alle Welt muß nehren /
drüm wir und alles Volck mit allem jhn verehren /
mit allen was nur ist / was unser Land nur trägt /
das sey von unser Hand zu seinem Fuß gelegt.

Du Kindlein liegest hier bedeckt mit schlechten Hadern /
und hast doch unser Land beschenkt mit gülden Adern /
[58] drüm schencken wir dir Gold: was aus den Bäumen fleust
als Weyrauch / Benzöe / von deiner Hand sich geust.

Darüm nimb wider hin / was wir O Köng haben /
O Mensch / O Priester nimb die vorgegebne Gaben.
Du König nimb dir Gold / du Priester Räucherey /
du Mensch dir Myrrensafft deß Leibs entfäulung sey.

Vierdter Chor. Christen.


Vollstimmig.
Kan sonst auf die Stimme gesungen werden: Wacht auf rufft uns die Stimme.
DICHTER.
Wachet auf jhr Sioninnen
jhr frohen Himmelsbürgerinnen /
Wach auf / mach auf Jerusalem;
Es ist jetz die Weyhnachtstunde /
Ich ruff mit hellem Munde:
Wach auf / mach auf wachs Bethlehem!
Komm / komm liebe Seel
nimm Lampen / nimm das Oel.
Grosse Freud!
Auf sey bereit
jetzt wird Hochzeit
Dein Höchster freyt die Nidrigkeit.
MUSIC.
Grosse Freude sey gesungen
Mit schwachen Menschenzungen /
Dem Vatter in dem höchsten Thron /
Der sich gnädigst hat gewendet /
Vnd Himmel her gesendet /
Gesendet seinen liebsten Sohn /
Vom hohen Himmels-Saal
In dieses Threnenthal /
[59] Grosse Freude!
Wir sind bereit
zu der Hochzeit.
Der Höchste freyt die Nidrigkeit.
DICHTER.
Zion wird schon unser innen /
und läufft von jhren Zinnen /
dem Bräutigam entgegen schnell:
Ihr Schatz kömmet zwar nicht prächtig /
doch Gabenreich / doch Thatenmächtig /
Sein Stern geht auf / Ihr Oel brennt hell /
Er lieget auf dem Stroh
der Engel Chor ist froh
Grosse Freude!
Auf folget all
zum finstern Stall /
versüst der Hochzeit Music Schall.
MUSIC.
Grosse Freude sey gesungen
Gesungen / sey geklungen
Ein Wunderschöner Lobeton /
Gottes Kind ist heute kommen /
Hat unser Fleisch an sich genommen /
Der grosse Gott / der kleine Sohn /
Er Bräutgam / wir die Braut /
Sind im Stallsaal getraut /
Grosse Freude;
Deß sind wir froh /
Vnd jauchtzen jo /
Mit allen Engeln / Engelfroh.
[60]

Nachtrab

Nachtrab.

3 Discant / wechselweise.

ENGEL.
Ihr / jhr frohen Sioninnen /
DICHTER.
Was / jhr frohen Seraphinnen?
ENGEL.
Besingt mit uns die Hochzeitfreud /
DICHTER.
Nach aller Kunst der Sterbligkeit /
ENGEL.
Ihr seyt Kinder Gottes worden /
DICHTER.
Wir sind Gottes Kinder worden?
ENGEL.
Vnd in unserm Engelorden /
DICHTER.
Vnd in euren Engelorden?
ENGEL.
Drüm dancket Gott üm diese Freud /
DICHTER.
Jetzt hier und dort in Ewigkeit /
ENGEL.
Es ist im Himmelssaal
DICHTER.
Es ist im Erdenthal

Zusammen.

Grosse Freude!
ENGEL.
So singen wir / dir Engelzier
Ein dreymal Heilig für und für /
DICHTER.
So singen wir dir Menschenzier
Ein frölich Heilig für und für
ENGEL.
Dir Engelzier /
DICHTER.
Dir Menschenzier /
ENGEL,
Ein ewig Heilig für und für.

Ende.

[61]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Drama. Geburt Christi. Geburt Christi. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEEC-D