[59]

Vberreichungsschrifft

So geht es in der Welt/ die Zeit in sich verbunden
Hat alle hundert Jahr ein neues Werk erfunden/
Die Welt jemehr sie graut/ jemehr sie sinnet auß/
Es saget der Magnet/ wo unser Fichtenhauß
Hinläufft/ wenn Eolus den Wind auß seinen Hölen
Herfür läst/ daß er kan das tode Meer beseelen/
Im Fall uns überfält die kohlpechschwartze Nacht/
Auf der erbosten See/ daß alles knikt und kracht.
Darnach hat man versucht deß Pulvers Macht genützet/
Der grossen Stükken Kern Carthaunen loß geblitzet/
Das eingezwengte Feur schmieß auß das runde Bley
Mit sehr ergrimten Zorn/ riß Roß und Mann entzwey.
Es sind zweyhundert Jahr und viere noch verschwunden/
Als erst die Künste Kunst durch Himmelsgunst erfunden
Deß klugen Faustes Faust/ der Edle Gutenberg/
Das Wunder der Natur/ das schöne Drukkerwerk.
Hernach hat Magellan der Wellen Saltz durchpflüget/
Vnd in der neuen Welt das arme Volk besieget/
Geraubt der Erden Mark/ der Edlensteine Pracht/
Was Holland/ Spanien und andre reich gemacht.
Drauf kam Lutherus an/ der Teutschen Ruhm und Ehre/
Stekt auf das helle Liecht der reinen Gottes Lehre/
Ein unbewehrter Mann trotzt die Welt/ wie er will/
Erleget Babylon mit einem Federkiel.
Gleich hundert Jahr hernach ist aufgerichtet worden
Die hochvertraute Zunfft der Teutschen Helden Orden/
Durch derer Zuthun jetzt die Teutsche Sprache blüt/
Wie lautet es so wol/ wie manches schönes Lied
[60]
Schalt jetzund weit und breit bey den berühmten Flüssen/
Die Elbe höret zu/ der Rhein muß reiner güssen/
Wer auß den Bober trinkt (da Opitz war bekand/
Wo jetzt Apelles sing) schreibt Verse von der Hand.
Die Okker ist gelehrt/ den Teutschen Ruhm zu preisen/
Sie rührt der Harfen Zier/ in jüngsterfundnen Weisen/
Die Pegnitz stimmet ein/ die süsse Melodey
Bezeugt/ daß unser Land der Künste Schauplatz sey.
Soll aber dieses Schiff das Gut wol übertragen/
Muß es ein guter Wind hin in den Hafen jagen/
Soll die nichthelle Glut recht geben einen Schein/
So muß sie nach und nach recht aufgeblasen seyn.
Virgil der hätte nicht sein ewigs Buch geschrieben/
Wenn nicht Augustus ihn mit Lieben angetrieben/
So hätt es Opitz auch wol nicht so weit gebracht/
Wenn ihm sein Hannibal nicht hätte Lust gemacht.
Diß wiederfuhr mir auch/ ich legte neulich nieder
Die Laute/ meine Lust/ als ihr mir winktet wieder/
Sung ich/ so gut ich kunt/ deß gelben Todes Tod/
Deß Höllenstürmers Pracht/ den Trösterin der Noht.
So leset dieser Werk ihr ihr Götter dieser Mauren/ Ps. 82. v. 6.
Last euch die schlechte Müh und edle Zeit nicht dauren/
Auch liebet den/ der ietztan eurer Pegnitz singt/
Sich von der Erdenschaar hin an die Wolkken schwingt/
In dem der höchste Gott/ und der erzürnte Himmel/
Von Sünden aufgereitzt ein blutiges Getümmel/
In seinem Vatterland/ den Armen hat erregt/
Vnd vierzehn gantzer Jahr auf eine Stelle schlägt.

Ihrer Adelichen Herrlichkeiten unterthänigster Johannes Clajus.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Redeoratorien. Höllen- und Himmelfahrt. Vberreichungsschrifft. Vberreichungsschrifft. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEFD-7