[332] [344]An dieser Rede Außgeber

Geliebter Herr Amtsgehülffe/ dessen anmutige Rede/so er in Reimteutscher Sprach gethan/ und mit schöne Erinnerungen bemerckt/ hab ich nicht sonder Anmut gelesen/ darauß die Schärffe der gelehrten Zungen leichtlich abgenommen/ und ein sonderlich Belieben darob empfunden. Wann ich aber verstanden/ daß bey noch sich findendem Raum er etwas von meinen in gleicher Sach schwebenden Gedancken/ denselben außzufüllen/haben möchte/ als hab ich meine Liebe gegen jhm und seinem Gottbedienten Arbeiten zu bezeigen dieses Gesänglein/ von den sieben letzten Worten deß Herrn/ etwas anderst/ als sie sonsten ins gemein gesungen werden/ jedoch in gleicher Weise/aufgesetzt/ hiemit überschicken wollen.

[344] 1.
Als Jesus an dem Creutze hieng/
in seinem Schmertzen er anfieng/
noch sieben Wort zu sagen/
die jeder Christ wol mercken soll/
in allen Lebens-Tagen.
2.
Zum ersten/ sprach er/ bitt ich dich/
verzeih es denen/ die an mich/
die Händ/ O Vatter/ legen/
dieweil sie/ was sie an mir thun/
noch nicht verstehen mögen.
3.
Darnach schrie er vom Kreutzesthron/
O Mutter/ sih/ hier ist dein Sohn/
befahl sie seinem Freunde/
daß/ wie man mit der Mutter soll/
ers treulich mit ihr meinte.
4.
Dann bald er auf die rechte Hand
sich zu dem frommen Schächer wandt/
und sagt: er werde heute
bey ihn im Paradeise seyn/
und fort auf alle Zeite.
5.
Drauff kehrt er sich in seiner Noht
zu seinem Vatter/ sprach/ mein Gott/
hastu mich dann verlassen?
Warumb/ O Vatter/ thustu das?
Wer kan den Jammer fassen?
[345] 6.
Nach diesem eine kleine Weil/
bezeugt er nach der Menschen Heil
ein hertzliches Verlangen.
Er sagte laut: es dürstet mich/
den Labtrunck zu empfangen.
7.
Vnd als man ihm reicht Essig dar/
tranck er den nicht/ sagt: es ist gar/
mein Leiden ist geendet/
was mir mein Vater hat bestimmt/
das hab ich nun vollendet.
8.
Darumb sagt er das letzte Wort;
Nun Vatter/ weil ich gehe fort
auß diesem Elendleben/
weil ich in deine treue Hand
dir meinen Geist aufgeben.
9.
O meine Seele/ merck die Wort/
wann du must gehn vom Lebens-Ort/
wer sie weiß zu bewahren/
der wird von diesem Leben auß
gar wol und selig fahren.

Johann Vogel.

Ende.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Friedensdichtungen. Trauerrede über das Leiden seines Erlösers. An dieser Rede Außgeber. An dieser Rede Außgeber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AF0E-A