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HochEdle/ Ehrenveste/ Fürsichtige/ Hoch- und Wolweise/ insonders großgünstige/ hochgeehrte Herren

In Sprüchwörtern Salomons haben Ihre HochAdel: Herrlichkeit zum öfftern gelesen/ daß der/ welcher einen Stein auf den Rabenstein werfe/ sich vergeblichen bearbeite. In Erläuterung dieser verblümten Rede haben die Ausleger jederzeit die Köpfe sehr zerbrochen/ und scheinet/ als hätten sie auch mehrerntheils einen Stein auf den Rabenstein geworfen.

In der Edlen Grundsprache heist der Stein ןבא, welches etzliche von einem Schleuderstein/ andere von einer Perle/ andere von einem Schirbel/ andere von einem Rechenpfennige/ andere von einem Gassensteine auslegen.

Der Ort oder das Ziel/ worinnen diese Verrichtungen ihre Endschafft erreichet/ heist המגרמ, welches Wort/ weil es nur einmal in der Bibel/ viel Meinungen erreget/ etzliche legen es aus von einer Schleuder/LXX σφενδόνη, andere von einem Haufen Perlen/ etzliche von einem Purpur/ andere/ wie Lutherus, von einem Rabenstein/ andere von einem gemeinen Bruch- oder Bausteine.

Den Ausschlag in so vielfältigen Erklärungen zu geben/ ist dieses Orts nicht.

Die beste scheinet diese zu seyn/ daß המגרמ heisse eine Wegseule. Es waren aber bey denen Alten dem Weggotte (Mercurius) [203] zu Ehren steinerne und hültzerne Seulen aufgerichtet/ aldieweil sie darvorhielten/ daß der jenige bey dem Mercur dem Gott der Strassen in höchste Vngnade käme/ der einen Irrenden nicht wieder auf den rechten Weg brächte. Mercur aber war der Gott/ wie Cluverius darthut/ den die Teutschen Teut genennt. Dahero Goropius Becanus in die Gedanken geräht/ als wenn Margemah der eigentliche Name des Mercurs were und so viel hiesse als Markungmann/ Markrichter oder Grentzfürst/ wie sie Wehnerus nennet. Wiewoln ihn deßwegen Seldenus in dem Buch von Syrischen Göttern zimlich hönisch hält.

Dieser Gottesdienst sol von dem Mercur selbsten entstanden seyn/ als er vor denen Göttern wegen des ümgebrachten Argus von der Juno zu Rede gesetzt worden/ habe er sich mit des Jupiters Befehlich entschuldiget/ und also loßgesprochen worden/ da hätten die Richter/ nach Brauch des himmlischen Gerichts/die Steine zu seinen Füssen geworfen/ welches die Menschen auf Erden nachgethan/ und was sie für Steine inmitten des Weges gefunden/ an seine Seule geworfen/ welche sie ἑρμαίους λόφους, Mercurs Steinhaufen genennet.

Diese Götzen hat Carl der Grosse/ als er die Sachsen bezwungen und zum Christlichen Glauben gebracht/ niedergerissen/ und an Statt derselben das Zeichen des heiligen Creutzes auf denen Wegscheiden und Landstrassen aufgerichtet/ damit die Ehre des Creutzes/ an welchem unser Heil gehangen/ befördert würde.

Eusebius, Chrysostomus und auch der Kaiser Justinian haben vor rahtsam gehalten/ die Creutze an die Wege und in die Wälder zu stellen.

Ob nun wol die Heydenbilder abgeworfen worden/so ist dennoch der Gebrauch verblieben/ daß man an solche Grentzseulen Steine geworfen/ nicht zwar zu Ehren des Creutzes/ sondern entweder die Wege zu saubern/ oder daß die Reisenden vergewissert würden/ sie weren auf der rechten Landstrasse und wie viel sie von dem Wege hintersich gebracht.

Dergleichen sind auch meiner Wenigkeit zu Gesichte kommen/ [204] als ich diese HochAdel: Neronsburg erblikket/ massen ich/ durch deroselben Pflege und Wälder reisend/ vielfältig betrachtet.

Wie ich mich bisanhero in Ihrer HochAdel: Herrlichkeit wolverwahrten Ringmauer aufgehalten und darinnen meines Studirens abgewartet/ mir durch die Poeterey verhoffentlich viel Schutzherren und Beförderer gemacht. Als meinet ich/ es würde Ihrer HochAdel: Herrlichk: nicht zuentgegen seyn/ wann ich ihnen allerseits/ als welchen das Land unnd die Wälder anvertrauet/ dieses Gedichte von dem Creutzbaum unsers Erlösers überreichete.

Hierzu hat mich angefrischet Ihrer HochAdel: Herrlichk: Beliebung/ so sie zum Creutze tragen/ in dem sie theils selber die heilige Länder durchreiset/ alle aber bey dem gecreutzigten Christus ihre Wolfahrt suchen.

Zwar soll ich die Warheit sagen/ so ist das Werk an ihm selbsten menschlich/ aber der Inhalt Göttlich. Die Geschicht unsers Heils heilet unsre Fehler. Das Creutz des Weges ist die rechte Wegseule/ die uns zum Himmel leitet und durch diß Jammerthal hindurchführet.

Der leidende Gott wolle das Land vor Leid/ den Wald vor Nam und Brand behüten/ derselbe wolle auch von Ihr HochAdel: Herrlichk: alles Creutz und Leiden bey diesem beharlichen Jammerkriege abwenden/ welches Ihr HochAdel: Herrlichk: wünschet/ nebenst Empfelung Göttliches Schutzes/


Gegeben am 16. Tag des Blumenmonats/ Im Jahre 1645.


Ihr HochAdel: Herrlichk: in Vnterthänigkeit dienstergebener Johann Klaj.

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TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Gedichte. Redeoratorien. Der leidende Christus. HochEdle, Ehrenveste, Fürsichtige, Hoch- und Wolweise. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AF8E-C