[176] [179]Hymne

Nicht niedre Lust, auch nicht Eroberer,
Noch Gold und Schätze will ich singen.
Mein Geist soll sich dem Tand der Erde kühn entschwingen.
Der Himmel sey mein Lied! Mein Lied der Herr!
Wohin, wohin reißt mich der Andacht Glut?
Seht! ich entweich auf kühnen Flügeln
Dem niedern Hochmuth und der Erde finstern Hügeln,
Und trinke, froh, schon andrer Sonnen Glut.
Schon reizet mich die falsche Hoheit nicht.
Die Welt, die ich voll Qual befunden,
Verschwindet unter mir! – ist unter mir verschwunden,
Und mich entzückt bereits ein himmlisch Licht.
O welche Pracht! Welch Auge siehet ganz
Die Herrlichkeit, die den umgeben,
Der alles alles füllt, vor dem die Himmel beben!
Des Herren Thron verhüllt sein eigner Glanz.
Kein Wunder ists, daß er durch Einen Ruf
Den Menschen, der Geschöpfe Heere,
Und Felsen, Seen, Wald, der Sonnen Flammenmeere,
Das Geisterreich und tausend Welten schuf.
Unendlicher! – Doch Schaaren Seraphim,
Entzückt in frölichem Gewimmel,
Sind ganz Gesang, und strömen durch den Himmel;
Ihr Saiten schweigt! Der Himmel singet ihm.
[179]

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TextGrid Repository (2012). Kleist, Ewald Christian von. Gedichte. Nachlese. Hymne [1]. Hymne [1]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B082-A