Anekdote

In einem Werke, betitelt: Reise mit der Armee im Jahr 1809. Rudolstadt, Hofbuchhdl. 1810, erzählt ein Franzose folgende Anekdote vom Kaiser Napoleon, die von seiner Fähigkeit lebhafte Regungen des Mitleids zu empfinden, ein merkwürdiges Beispiel gibt. Es ist bekannt, daß derselbe, in der Schlacht bei Aspern, den verwundeten Marschall Lannes lange mit großer Bewegung in den Armen hielt. Am Abend ebendieser Schlacht beobachtete er, mitten im Kartätschenfeuer, den Angriff seiner Kavallerie; eine Menge Blessierter lagen um ihn herum – schweigend, wie der Augenzeuge dieses Vorfalls sagt, um dem Kaiser, mit ihren Klagen, nicht zur Last zu fallen. Drauf setzt [351] ein ganzes fr. Kürassierregiment, der feindlichen Übermacht ausweichend, über die Unglücklichen hinweg; es erhebt sich ein lautes Geschrei des Jammers, mit dem untermischten Ausruf (gleichsam um es zu übertäuben): Vive l'Empereur! Vive l'Empereur! Der Kaiser wendet sich; indem er die Hand vors Gesicht hält, stürzen ihm die Tränen aus den Augen, und nur mit Mühe behält er seine Fassung.

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TextGrid Repository (2012). Kleist, Heinrich von. Erzählprosa. [Anekdoten und Kurzgeschichten]. Anekdote [Napoleon]. Anekdote [Napoleon]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B19B-C