Der 15. (75.) Kühlpsalm

Dreieiniges allgemeines Jahrlid aus dem dreieinigem güldnem ABC, dreieinig zum lobpreis JehovahJesus und aufmunterung des dreieinigen Japhetsemham, nach recht der ewigen unendlichen gebährung im höchsten thone der 72 Wechselungen und 12 Monden endlich angestimmet in der wesentlichen Figurvollendung der Jerusalemsreise der ankommenden 10. Stämme, zu Amsterdam im Kühlerstmonden des 5825 Weltjahres und 1685. Christjahres nach 42 Monden verhinderung.

1. Das güldne sterbens ABC der Achtgestalt und des Erstanfanges
1. Kühlerstmondstheil

1.
Als Gott den Adam schuf zum Fürsten unser Welt,
So solt er halten gleich, was nun heist Jüngstgericht:
Er muste mit dem Feind zuvor den kampff angehn,
Eh er als Richter kont ausführen Gottes Recht.
[76]
Ach aber er verfil durch des gefallnen list,
Das er verschlif den ersten stand!
Er wachet auf in zwei, empfängt Verbot und tod,
Das er gebährt durch Even gleiche frucht.
So steht er nakkend da nach dem dreifachen fall,
Voll furcht vor dem gericht, das er sich selbst erwekket.
2.
Beschmertzt stund Adam, Ev; beschmertzt stund di Natur:
Beschmertzt das heilge heer vor disem neuen Ris.
Beschmertzt stund selber Gott in seinem Sohn und hertz,
Das sein erschaffner Sohn vors zweite sich abbricht.
Der Geist kam nach dem Geist, von welchem er auskam:
Der Seelen feur war ewig gifft.
Der leib empfing di form, di seine Seel besas:
Ein Ungeheur und Feind vor seinem Gott.
Der wille war ein greul; zum guttem keine saat:
Sein schwängern gab hervor unendlich Duppelteufel.
3.
Christ sprach zum Christ sich ein, der Jesueln vor schuf;
Des Vatern ewig Wort, von dem des Adams Geist.
Selbst Gottes Sohn wird Mensch, und sprach sich in den saat,
Eh noch ein Mensch erzeugt aus beider Schlangenbild.
Christ ruffet Adam zu, beginnt sein Erstgericht,
Als heimlichst er sein sibnes stellt.
Christ nimmt den Tod auf sich, verflucht di Erd zur zeit,
Das seine saat ausgrünte voller gutts.
Christ kleidet Adams leib, als er di Seele kleidt,
Und wird sein geist der will in Adams willensfreiheit.
4.
Di eusre Todesstraff erlöst vom innerm Tod,
Und traf der fluch den fluch in seinem Lügenfürst.
Di zwitracht aller ding rang nach der Eintracht zu,
Dem Satan unvermerkt in einem idem ding.
Ob von dem lebensbaum schon Adam muste weg;
Doch nahte er zum lebensbaum.
Es war um Adams gutt, das er aus Eden must,
Damit er nicht im bösem öden blib.
[77]
Des Cherubs feuerschwerd ris ihn vom feuer raus,
Eh sich das feuerfeur in seinem feur versöhnte.
5.
Es hatte GottGottGott sich Adam eingehaucht,
Nach seiner Ewikeit, nach seinem Ebenbild:
Der Adem war in ihm, der Gottes Adem selbst,
Aus welchem alles kam, was i zum wesen kam.
Der Brodem brodmete nur ewigewigst fort,
Wi er di Welt gebrodmet aus.
Sein grund war ohne grund, wird stets ungründlicher,
Wann er gleich ist ungründlich offenbahr.
Das ewig waristwird zeugt ewig istwirdwar,
Weil ewig wirdwarist das Ewigewigewigst.
6.
Feur ist der Adem Gotts, ein unausleschbar feur,
Das sich aus sich in sich fortzeugt, ernähret, mehrt,
Feur ist des Adams Seel, aus Gottesfeur entzündt,
Das sich aus sich in sich aus Gott fortquellendquellt.
Licht ist das feuer Gotts, ein unergründlich Eins,
Ein ewigschaffend einfach Licht.
Licht ist der Seelen Geist, ein Licht nach Licht zum Licht,
Ein ewiges geschaffnes Libes Licht.
Di Seele sihet sich in ihres Schöpffers feur:
Der Geist bespigelt sich in seines Schöpffers lichte.

2. Kühlzweimondstheil

7.
Geht ein der Geist zur Seel, di Seele zu dem Geist,
So brennt sein licht im feur; ihr feuer in dem licht.
Der Geist wird voller stärk in seiner feuersmacht;
Di Seele leuchtet sanfft aus ihrer lichtesstill:
Si machen beide sich nach ihrer art den leib.
Der Vater wohnet in der Seel;
Der Sohn wird in dem Geist gebohren voller glantz,
Der heilge Geist geht von dem leichnam aus.
Di gantze Gottheit spilt ihr ewig libespil
Voll ewger Majestät der ewgen Majestäten.
8.
Haucht sich neu Gotteshauch in ihr erstbildnis ein,
So wird der einge Mensch ein recht dreieinger Mensch.
[78]
Er siht in seiner Seel des Vatern Allesnichts
In dem unendlichem Nichtsallemallem alls.
Er gibt in seinem geist des Sohnes höchste pracht,
Di alls in alls mit alls bestrahlt.
Er fährt im euserm leib im heilgen Geistes hauch,
Aushauchend sich in formen sonder end.
Dann gehn di Wunder auf zu des dreieingen lob,
Di sich auf ewigst mehrn, imehr si sich vermehren.
9.
Inisst di Seel ihr selbst, so bricht si sich von Gott,
Und wird ihr offenbahr, was Gottesallmacht sei.
Si sind ein ewiges Geschöpffenunbekand,
Das ewig in dem licht vor kindern sich verbarg.
Si wird ein Schöpffer nun von einer neuen Welt,
Di Gottesgrimms fusschemmel bleibt.
Si siht sich immermehr im zorn erschrekklicher,
Versinkt imehr, imehr si aufwerts dringt.
Unendlich war di qual, di nicht mehr, wi si war,
Und ewigst nimmer wird, wi si ihr gleich gewesen.
10.
Kleidt einmahl sich di Seel mit ihrer finsternis?
Si wird stets finsterer, imehr si finster ward,
Und zeugt sich grauser fort, i grauser si sich zeigt.
Si kommt i weiterer von ihrem ursprung, Gott,
Und schaut i minder ihn, imehr si ihn empfindt.
Das höchste Weis gibt gleiches schwartz:
Ihr stets verwandelen wird ewigst nagender.
Si ist im feur, und ist gantz feuerleer,
Fühlt eine feuersart, di über di Natur,
Das in dem schwefelsud das kälteste zähnklappern.
11.
Lernt di verlohrne Seel, wi alles folge nach,
Dann ist es vil zu spät zuwünschen nach dem geist!
Der leichnam ist dahinn, darinn di freiheit stund
Zusäen eine saat zum leben oder tod.
Der samen ist verflucht: verflucht ist seine erndt.
Di bösen werke werden bös,
Und ewig böserer, i böserer si warn:
[79]
Ein einger tropff wird ihr ein gantzes meer.
Si sihet ihre schand stets sich verschändlichern;
Vermillionen sich, was si erst zweifach zählte.
12.
Merkt di verdammte Seel der straffen ewig quell,
So wächst ihr straffen erst aus ihrer ewgen straff.
Ihr fluch entzündt den fluch, imehr si sich verflucht.
Ihr rasen ewigt sich, imehr si ewig rast.
Si lernt, was Gotteszorn vor ewig bitter ding,
Vor unbegreifflichst straffen sei.
Si schaut aus seinem grimm, was si vor gutt verlohr,
Weil leid und freud entspringt von einem eins.
Si führt aus Gotteszorn, i minder si ihn wil,
Und wird ihr enden stets des Anfangs erstes finden.

3. Kühldreimondstheil

13.
Nun ist des Weibes saat di Lichtssaat in der Seel:
Er geht im mitten auf den höllenreich zutrutz.
Sein einig funke kan entstekken eine kertz,
Da bei ihr gantz gemach verleuhrt sein Ach und Nacht.
Di einge kertze kan Vermillionen sich,
Und eine lichtwelt zeugen fort.
Wo mit der seel di saat ein einigs eines wird,
So sprosset auf in ihr di Lichteswelt.
Es ist der kleinste saat, und wird der gröste Baum,
Und gleicht dem funken recht im schwartzem feuersteine.
14.
Ohnmächtig wird der stich der Schlangen in der Seel,
So si gelassen folgt dem Jesusbeispil nach.
Si wird das Gottes Lamm, darinn ihr Christ ermordt:
Der ewig es belebt, imehr es ward entlebt.
Ihr würgen stehet ihr zu ihrer Sigeskron,
Wi Jesu wunden ewigst stehn.
Das leben gehet an, wann si ihr leben hasst,
Weil ihr gericht verschlinget das gericht.
Si kommt zur ersten ehr, selbst auf dem Richterstuhl,
Vor welchem Satanas sein Endgericht empfänget.
[80] 15.
Printz Jesus richtet auf in ihr sein himmlischs Reich,
Verborgen aller Welt, im mitten ihres kreutzs.
Des Lammes hochzeit kommt in ihres hertzens grufft,
Und wird si zu der Braut sehr herrlichst zugeschmükkt.
Ob si im euserem vom Babelsdorn verwundt:
Doch ist ihr inners Gottesthron.
Ob Satan stürmt auf si mit seinem Falschgeschlecht:
So reinigt er si nur vom eignem will.
Der Perlenbaum wird meist vorm euserm aug verdekkt,
Wann er im innerstem am allerschönstem blühet.
16.
Quittirt der leib di seel an ihres Jesu zeit,
Dann ists ihr sechs vollbracht, und geht si ein zur form.
Wi hoch si sich gradirt in ihrer Pilgramschafft,
So hoch wird si gestellt vor aller Welt im Port.
Nun ist di dekke weg, di hir der Glauben his;
Nun sihet si di Christzukunfft.
Nun kennet si den leib, den si hir abgelegt,
Erfreuend sich, das si dem Lamm gefolgt.
Si siht, was si nicht sah in ihres leibes schal,
Und wandelt aller Orts in freiheit ohne bande.
17.
Reisst aus di seel in sich den wahren Christussaat,
So geht das warnen an vom Christus in der seel.
So lang dis leben daurt, daurt auch zur Bus der ruf,
Wo nicht der gantze funk aus Gottes Rach erstökkt,
Weil sich di seele selbst verteufelt schon im leib.
Christ ruffet stets der Seelen zu,
Di auf dem irrweg eilt, anbitend ihr sein licht.
Natur und Schrifft erschrekken stets di seel,
Di von Natur und Schrifft im eignem willen laufft:
Es wird des Satans gifft ihr allenthalben offen.
18.
Saufft ein di seel im leib muttwillig ihren tod,
Bis si der eusre Tod von ihrem leben scheidt,
So wird ihr Tod ein Tod, wi si es bald erfährt.
Si siht des Satans trug, was er an ihr gesucht,
Das er aus vollem neid zu seinem leid si brächt.
[81]
Si fliht das licht, das licht fliht si,
Weil ihre finsternis erfasst nicht mehr den saat.
Dis leben steht, darinn si stund, entdekkt,
Nachdem ihr leben weg, und ihre zeit vorbei.
Si wandelt voller band, wo si nunmehr auch wandelt.

4. Kühlvirmondstheil

19.
Triumf geht aus der seel in ihrer stillster still,
Di in dem glauben hir den Tod im Tod getödt.
Si siht ihr leben durch, und was darinn gewerkt;
Wi nahe ihr di höll in disem, jenem war;
Wi Christ si wunderlich durch dis und jenes ris.
Dann findet si den seelenartzt,
Der stets zur rechter zeit den kranken hülfe gibt,
Nach solcher art, als dessen noth befahl.
Si siht, was rechts und links, und was der Welt geheim,
Was Babel, Fabel war, worinn des Abel sigen.
20.
Verlangt di seel des leibs in ihrer stillen ruh,
So lernt si, das di zeit nunmehr nicht weit gesätzt,
Si sihet ohne bild di bilder in der Schrifft,
Der zeiten volle füll ohn alle hüll recht klar.
Was den Propheten ist allein ein dunkel wort,
Das öffnet sich auf ihrer Wart.
Schreit si zu ihrem Gott in disem, jenem stükk,
So hat si gleich nach ihrer art auch trost.
Dann gehts bereiten an auf ihres Jesus kunfft,
Di si mit voller lamp nach ihrer art erwartet.
21.
Weh, weh ist bei der seel, di in dem sterben starb;
Di voller unruh ligt in ihrer falschen ruh.
Ihr leben schrekket si, das si zuspät durchsiht:
Der himmel hilft ihr nichts, der ihr vor war so nah;
Das gutte wird ihr bös, das böse wird ihr gutt.
Si siht, wi si sich selbst verlohr,
Und das erbarmen Gotts in Christ mit füssen trat,
Bis si erzwängt unendlich ihre straff.
[82]
Si siht, wi si verführt, im Gottesgeist verschmäht,
I näher er si rif von aussen und von innen.
22.
X ist der seelen Kreutz, di von dem Kreutze sprang;
Di Christi heiligs Kreutz im leben gantz versäumt.
Si schämet sich der scham, di si vorm Kreutze trug,
Das Jesus selbst stat si, wi si nun lernt, aufnahm,
Weil Adam von dem Kreutz im erstem Kreutz ablif.
Si siht ihr leben voller Kreutz,
Das ihr im fluche kommt, als si vom Kreutze ging,
Wi ewigst si des Kreutzes Kreutze trag.
Si Kreutzet voller Kreutz ihr ewig schandenkreutz,
Das millionenfach, als Christus Kreutz, ist schwerer.
23.
Y ist der seelen zwei, di in dem zwei verblib;
Di an dem jüngstgericht umsonst zu Jesu dringt!
Si heuchelt ihr mit ihr, treibt noch das heuchelspil,
Das ewig ihr zutheur, im Christusfluche steht.
Si wil rechtfertigen selbst gegen Christ sein Wort,
Das er sich ni geoffenbahrt,
Das si in seinem nahm, in seinem wunder ging,
Erbauend ihm ein grosses Christenthum.
Der zweifel plagt si noch, wi si ihr zwei hir plagt,
Voll furcht, voll jammerangst vor ihrer höllenkette.
24.
Zur zukunfft Christi eilt di falsche seel zuspät,
Als si di lamp umsonst nach ihrem sterben ölt.
Das Lichtesthor ist zu vor ihrer finsternis:
Ob si noch tausendfach ihr erstes wesen treibt,
So ist si sonder leib, an dem der glauben stund.
Si predigt, singt, nach ihrer art,
Und sucht in unruh ruh, bewegung in der still,
Von deme nichts ihr gantzes Babel weist.
Christ wird am jüngstgericht entdekken ihr geheim.
Nach ausgeleschtem licht ist allzuspät zuklopffen.

[83] 2. Das güldne GRAB ABC der Neungestalt und des zweianfanges
5. Kühlfünffmondstheil

1. 25.
Alsbald der Tod di seel von ihrem leichnam scheidt,
So gehn di Wunder an, die Babeln unbekand!
Ein ides bleibet gleich in seiner wurtzel stehn,
Aus welcher es erzeugt; in welcher es gelebt.
Der Himmel oder Höll ist idem an dem platz,
An dem sein zirkel sich zuschlos.
Di seele wohnt beim leib; der sterngeist lässt ihn nicht,
Bis seine zeit zur letztminut erfüllt.
Di Todten sind nicht weg, wi Babel fälschlich lehrt:
Von abgestorbenen bleibt etwas mehr dahinter.
2. 26.
Besitzt der leib sein grab nach seines Menschen sinn;
Nach seiner Landesart; an der erwählten stell;
Begräbt man ihn nach Recht, das di Natur ihm gab;
Ist er der Erd auch werth nach seines lands gesätz:
So ligt er in der ruh, di der ihm zuwünscht.
Wo hir sein schatz, und dort sein leib;
Hir seines hertz begehr, dort sein unrechtes grab;
Durch dis und jens; durch Mord, Recht, list, betrug;
Durch sich, durch andere; gantz plötzlich; unverhofft:
Er suchet seine Ruh, bis das gebein verschwunden.
3. 27.
Christ Jesus bewillkommt di seele mit dem Geist,
Di ihn auf diser Welt im hertzen bewillkommt!
Nachdem di zeit so hoch, so nah der achte Tag,
So komm di seel zur ruh nach Jesus neuem Sig.
Nun, nun verspricht der Geist hochseelge Wunderrust,
Di andern war zuvor verwährt.
Nach ides Sigel bruch geht an ein ander art:
Ein ander Neus in Jesu Wunderschos.
Von tag zu tage wird nur höher der empfang,
Weil das geheimnis sich vom Jesusreiche blösset.
4. 28.
Di Erde schleust den leib, den di verwesung trifft,
Bewahrend ihn so lang, bis si ihn widergibt,
Wann ides Element vollendt hat seine Erndt.
[84]
Was aus der Erden kam, geht in di Erden ein,
Ob wasser, lufft und feur es euserlich verzehrt.
Welch leichnam nicht verwesung siht,
Der ist verwandelt gleich als frucht der neuen Erd,
Und schon vereinst mit seiner seel und Geist.
Er steht wi Christus auf und kommt mit Christus an,
Als Richter in der Wolk zur zweiten auferstehung.
5. 29.
Erreichet eine seel am seidnem draat genad,
Eh si den leib verlis, in tausendfacher furcht?
Siht si meist ihre Werk in meisten gantz verbrandt?
Kein öl in ihrer lamp am härtstem Todeskampff?
Si hat nicht kleine furcht in ihrem knechtschem Geist.
Di zeit ist hin, der schaden da.
Ihr amt geht von ihr weg, wo si ein amt hoch trug:
Di ärgernis beschämt stets ihren sinn.
Si kommt zu Christo ein durch ihres glaubens tacht:
Ein junges Wigenkind in ihrem höchstem alter.
6. 30.
Führt eine seele hir den Zepter und das Schwerdt?
War si im Regiment in einer grossen macht?
Ein Kaiser, König, Printz? ein Staatsmann was vor schlags?
Zu gutt und bösem gleich? In Babels falschgesetz?
Halb Gottes, halb der Welt? Und hing am Christverdinst?
Schid auch in Christ an ihrem schlus?
Der glauben und di Furcht sind fast auf einer Wag!
Sehrwunderlichst geht hir mit solchen zu!
Si zagt und glaubet doch voll furcht vorm jüngstgericht.
Si kommt recht ein durchs feur ohn alle ihre Werke.

6. Kühlsechsmondstheil

7. 31.
Ging eine seele hir im hohem Pristeramt?
War si ein geistlich Haupt in einer Plaggemein?
Ein Pabst, ein Cardinal, Probst, General, Primar?
Vor dis und jene sect? In disem, jenen bund?
Halb Christi, halb der Welt? In Christi lehr und ehr?
Schid si gantz ab im Christverdinst?
[85]
War si vom zorn umfasst im zorne ihrer zeit,
Der si vilmehr als Bosheit überwog?
Sehr selten gehts hir zu, weit unbegreifflicher,
Als Babels Rath und Stadt in ihrer furcht ergreiffet.
8. 32.
Hilt eine seel hir haus in höchster Bürgerrei?
War si ein Unterthan vom allerreichstem schlag?
Ein Kaufmann, Edelmann, gelährter was vor grads?
Voll eiteln Witz und thuns? In Babels bester mod?
Vor Kaiser und vor Gott? unsträfflich in der sect?
Hilt si sich doch verlarvt zu Christ?
Schid si im Pfaffenwahn? an dem Erlöser fest?
Si hofft, doch schwach, auf Christi heil und spruch.
Si hofft und glaubt und hofft zugehn mit Christus ein,
Erwartend seiner kunfft im zweifelvollem zittern.
9. 33.
Irrt eine seel an Gott vom Mutterleib schon an?
Ging auch ihr leben hin nach blindem Vihestrib?
Mit ihrem blindem Volk voll blind gesätz, geschwätz?
Unwissend vom Geschöpff, vom Schöpffer überall!
In ihrer Väter fluch zu dem Gestirn verdammt?
Si scheidet blind; blind ist ihr thun:
Verflucht zu einer art, in was vor element.
Si wartet blind, wallt blind in diser weis.
Merkt, Menschen, das was mehr Gott sei beleidigen,
Als euer Babel lallt in seinem fabelglauben.
10. 34.
Kant eine seele Gott, als er sich offenbahrt,
Und lif doch auf der Erd den blinden Heiden gleich,
Verthummend ihren witz mit ihrem Vihgewerb?
War nur der bauch ihr Gott; das gold ihr gantzer glaub?
Achtet si nichts ihrer seel? his schertz das auferstehn?
Schid si so hin als wi das Vih?
Sehrelend ist ihr stand im allerhand verwirrn:
Si kennet itz nicht ihren sitz noch platz.
Si weist nicht, was si weist, bis an das ernstgericht;
Siht sich in einer Welt, darinn si sich nicht kennet.
[86] 11. 35.
Lebt eine Seel alsdann, als alles Volk am zil,
Das längst gemodelt vor Weissagung und Natur?
Ist gleich ein Hauptgericht aus Gotteszorn bestimmt,
Das endlich seine zahl hat allzumahl erfüllt?
Schleust sich das Centrum auf, und frisst si alle hin?
Sehr wunderlichst geht dar nun zu?
Si ligt gekerkert an bis zu dem neuem zil:
Gefängnis ist derselben Seelen lohn.
Di unter Noahs flutt ersoffen, in dem grimm,
Di musten warten gantz an Christi grab und Predigt.
12. 36.
Mus eine Seele fort in einer Landesstraff?
Im allgemeinem schwerd und ihrer Feinde Sig?
Durch feuer, Wasser, Pest, Erdbeben, Hungersnoth?
Durch ihres Volkes sünd, weil dessen Zil am Zil?
Fällt hin ein Regiment, das Gottesrach erwekkt?
Es ist ein Ast vom hauptgericht:
Er sprosset aus dem baum, den sibenmahl Gott fällt,
Wiwohl es geht mit ihm erträglicher.
Erträglicher heist dis, was unerträglich hir.
Tragt sein geheimnis, tragt, di ihr nicht besser wollet.

7. Kühlsibmondstheil

13. 37.
Nimmt einen Menschen weg ein feurger Eiferspruch,
Den Gott in dem Prophet, den er verhöhnt, auslis?
Frisst ihn des himmels feur? verschlinget ihn di Erd?
Fil er augblikklich tod? Vergeht er langsam still?
Durch disen, jenen Weg? bekandt und unbekandt?
Es schwebt di seel in hauptgefahr,
Verschlossen durch sich selbst im höchstem Centrumsgrund:
Si mus hindurch bis an den letzten deut.
I schwerer ist ihr kampff, i höher der Prophet.
Weh, weh und tausend weh, wo er das zil im Centrum.
14. 38.
O Judas! Welcher stand, den deine seel erfährt?
Nun sihstdu, was es war verrathen deinen Christ.
[87]
O Judas, der du neu den Christusgeist verräthst,
Der Korahsdatansrott im sechstem hauptgericht!
O falsche, di so hoch der Gotteseifer bindt,
Weil ihr am zil des Satans mund!
I wichtiger das Werk, dergleichen ni geschehn:
I grösser ist vor Gott eur widerstand.
Schmekkt, falsche Seelen, schmekkt den vorzug tausend jahr
Vor allen Seelen noch, di ein Gericht gebunden!
15. 39.
Pflag Gott di Seele einst in einem hohen ruf?
Zeigt er sein Urtheil ihr und hohes Weltgeheim?
Gab er ihr den befehl, den si im ende lis?
Verging si sich zur Welt, der Gottesrätzel müd?
Verführt ihr ehrgeitz si? verrith si Gottesruf?
Macht lästernd alle Gottesfeind?
Verwahrlost tausend seeln, wiwohl aus Gottesrach,
Weil Gotteswerk von ihnen vor verdrükkt?
Ihr kampff ist unerhöhrt, ein rätzel dem Geschöpff!
Des endes diser Welt Haupträtzelrätzelrätzel.
16. 40.
Quetscht der Prophet das Volk mit seinem Widerruf?
Wi schwer gehts mit der seel, di ihm im fallen folgt!
Verlästert si den Weg, den si einst gutt gekennt?
Verläugnet si Gesicht, das vom Gericht erhilt?
Verärgert si sich letzt mehr als si erst zunahm?
Schid si in solchem sinn dahinn?
Wi gros ist ihr zerstreun? Wi theur steht ihr vergehn?
Wi hefftig drängt, was si so toll verdrängt?
Si ligt im streit, der weit entfernt von der vernunfft:
Ein neues Zil das wil erlösung erst verheischen.
17. 41.
Ris einen Menschen hin ein schamvoll offner Tod
In einer übelthat, di Gott der Herr verflucht,
Zum feuer oder strang, zum schwerd und steinigen?
Geschah zu wenig ihm, geschahe ihm zuvil?
Nach Gottes eignem Recht? nach trug des Antichrists?
Sehr jämmerlich trifft si ihr fluch!
O weh, Christrichter, dir, der du si henkst ohn end,
[88]
Um dibstahl würgst, aufs rad di leiber legst!
Der du virtheilst und bratst! Di köpffe noch aufstökkst!
Weh deiner seelen, weh, wann si vom leib geschiden.
18. 42.
Sterbt selber sich ein Mensch mit diser, jener art?
Weit von des Simsons that im eifer seines Gotts,
Den Gott mit wunder auch befestigt in der Rach?
Stürtzt er verzweifelt sich? durch was vor eine list?
Durch pulver, wasser, strang, schwerdt, dolche, messer, gifft!
Sein Werk das folgt erschrekkbar nach.
Di seele lernt zuspät, das mehr di Todart sei,
Als si ergrif! Ihr selbstmord steht ihr hoch!
Si suchte falsch di ruh, und fand di ruhe falsch:
Ihr tödten tödtet si mit tausend neuen tödten.

8. Kühlachtmondstheil

19. 43.
Trib selbsttrug aus di seel auf was vor einen fall?
Begrub si selbst das grab, das si vor andre grub?
Ward si in Büberei, trunk, ehbruch, trug erwürgt?
Im zweikampff, dibstal, raub? in narrheit, zanken, schertz?
In disem, jenem greul? Elendig ist ihr end!
Si stehet recht im schrekken dar.
Was sehnlich si gesucht, verflucht di falsche sucht,
Als si di streng im grossem Centrum merkt!
Si treibet ihren trug, und mag ihn doch nicht sehn!
Si treibet ihn so lang, bis Gottesaussprach kommen.
20. 44.
Verfil di seel im Tod an ihrer letzten uhr?
Bestund si endlich nicht, da si sonst allzeit stund?
Ward si im sterben erst durch fremden trug verführt?
Von falschheit überschwätzt? Von list besätzt, verblendt?
Schid si gantz ander weis, als alles leben war?
Gantz anders wird auch gleich ihr sinn.
Si dringet auf mit ernst, bis si zum gipffel dringt,
Auf deme si Vergebung endlich brach.
Wo das Figurspil si im Wunder übermocht,
So strafft di eusre straff, und bleibet doch ein wunder.
[89] 21. 45.
Wohl seelen, di ihr geht zu eurem Jesus gleich!
Eur leib würkt wunder auch, ob er verblib dem grab!
Eur letzter lebenspunct wird schon der erst bei Christ,
Und ist mit euch allein, wi Babel sichs versprach.
Ihr triumfiret schon, erscheinet auf der Erd
Sophiens Kindern zu der Wonn!
Wir kennen, Brüder, euch, di ihr di eure kennt,
Wann Christus si mit euch gesucht, besucht!
Eur hochgeheimnis wird nun grünen wi das gras,
Weil eure zeit ist nah mit Uns euch zuerfreuen.
22. 46.
X aus den Centrums X euch seelen voller fluchs!
Wir sigeln euch strakks zu, Gespenster, tausend Jahr.
Des Lammes hochzeit endt der Bökke Teufelsmahl!
Ihr sollt nicht länger mehr erscheinen eurem Volk,
Weil wir di saat und frucht der höllen reissen aus.
Wir binden schon die eisern rutt:
Der eisern besen kehrt euch in des abgrundsschlund:
Durch Jesum ist des Besens zeit vollendt.
Eur höllgeheimnis steh versigelt ewiglich,
Weil es wird schlüssen euch in bande, kerker, ketten.
23. 47.
Y ist des Kirchhoffs Bild, da gutt und böse ruhn,
Di aus der Erd zur Erd nach einer art eingehn,
Nach ihrem euserm leib in ein verwesungsrecht!
Der Kirchhof ist di schul, di gutt und böse lehrt,
Und derer heimlich buch versigelt Kindern blib,
Bis alle Welt ins alter trat!
Der Kirchhof öffnet sich und ides grab mit ihm,
Das Rom und Pabst und Apap gleich einsarcht!
Was streitet, Todte, ihr, di ihr in Babel lebt?
Lernt, lernt vor eurem grab, was euch eur grab erleichtert.
24. 48.
Zerschmettert Babelsgrab, das euer grab vertüncht,
Eh ihr zum Babelsgrab im Gotteseifer werdt!
Lasst Todten, was si euch vom Tode vorgeschwätzt!
Si lernen nun zuspät, wi si betrogen sind.
Baut euch grabmähler auf nach Henochs güldner zeit,
Da ihr im gold des segens ruht!
[90]
Kan noch dem sterben nicht entrinnen euer fleisch,
So legt es ab, wi Heiligen gezihmt!
Es ist ein kleines noch, so geht das Wunder an,
In welchem Henoch war zu seiner zeit der Erstling.

3. Das güldene Auferstehungs ABC der zehngestalt und des Dreianfanges
9. Kühlneunmondstheil

1. 49.
Alsbald der Punct ist da, den Gottes Rath verschlos
Zu seinem Sibgericht, zum leibe seines Zorns,
So sucht der letzte Gog im Satans trug den ernst.
Di tausend Jahr sind hin nach der geheimen zahl:
Des Adams Wunder hat di Erde Christgekühlt.
Der Satan ist aus seiner kett,
Das er der Sibenzahl, wi Gog, gelüsten möcht.
Er trittet nun auf das bewohnte End,
Da Babels Bildnis sich im höchstem neugebildt:
Er wekkt si alle auf zueilen auf di breite.
2. 50.
Bald, plötzlich, unverhofft erwekket sich der punct,
Der Erd und Himmel scheidt aus ihrer Virgestalt!
Der Sibentag der sucht neu seinen ersten tag,
Bis sich die Schöpffung schid nach ihrer zwei!
So bald di letztminut di erstminut erreicht,
So ist der Anfang wider Nichts.
Ein Nichts, das Alles gab, und Alles widernimmt,
Wird gleich der blikk, der das Gericht beginnt.
Nun trifft den Satanas des Anfangs innre tif,
Di in dem Anfang sich so heimlich vor verborgen.
3. 51.
Christ Jesus kommet an in seiner virden kunfft:
Di Heilgen sind mit ihm, di längst gestanden auf,
Als Christ im leib aufstund, und nun im Geist aufsteht.
Christ kommt als Printz und Christ und Richter aller Welt,
Am achtem tausend Jahr, dem grosbeschneidungstag.
Di stühle stehn den zwölfen da,
Wi Jesus zugesagt, als er bei ihnen ging.
[91]
Nun steht Christ auf am achttag voller krafft,
Nun wird der Ersttag recht zum Sabath rechter Ruh,
Weil sich der Sibentag mit seinen sechsen einet.
4. 52.
Das werde schuf di Welt; das werde endt si auch,
Als es das gutt und bös in idem ewig schid!
Es stehn zwei Welten da aus diser einen Welt:
Di Gottesallmacht scheint in beiden gleicher macht.
Di Libe und der Zorn stehn gleich zu Gottesehr.
Das Werde sigprangt in der lib,
Als seine Libeswelt so libreich sich erblikkt!
Das Werde sigt, sigprangt im Gotteszorn,
Als seine zorneswelt so grimmig sich bestrafft!
Di Lichtwelt gläntzt voll ehr; di finstre Welt voll schande.
5. 53.
Erd, Wasser, Lufft und Feur erlangen ihre ruh,
Als si entlediget von hir empfangner frucht!
Das feuer gibt hervor, was es in sich verschlang;
Es hat sehrwohl bewahrt, was es hir eingeschlukkt.
Di Lufft gibt ides Wort an seinem Ort aufs neu,
Und war der schall auch wesen selbst.
Das Wasser und di Erd thun ihre grobheit weg,
Di sichtbarlich in beider leib gehaust.
Ein ides scheidet sich ins finstre und ins licht,
Bis es was neues wird, ein guttes oder böses.
6. 54.
Fehlt wohl ein einiger, der auf der Erd gelebt?
Der in dem Mutterleib erhalten einst di Seel?
Der in dem Mutterleib vor seiner zeit erstikkt?
Geschweige, der ans licht tod oder lebend kam?
Geschweige, der vom Mensch auf was vor weis erbohrn?
Hir stehen grosse, mittel, klein!
Hir stehen di Geschöpff, di einer Menschenart,
Ob si im Feur, Lufft, Wasser, Erd erbohrn!
Sirenen, Nymfen, Zwerg, Feur-Lufft-Flutt-Erdenleut!
Si stehen alle da, di wir verlohren schätzten.

[92] 10. Kühlzehnmondstheil

7. 55.
Gutt zeucht sich gleich zum gutt, das lichte zu dem licht:
Was Gott zuloben sucht, und seinen will zuthun,
Das steht beisammen bald, es sei auch, welcher art.
Was gleich vom gutten kam, das bleibet ewig gutt,
Ob das geschöpff es schon, das solches that, verleuhrt.
Das bös ist strakks mit bösen eins:
Ein eins, das ewigst eins in seinem Eins nicht findt.
Was Gott verschmäht, und geht vom Gotteswill,
Ob es im Himmel stünd, so ist es doch verflucht:
Verflucht, weil es verlässt di ordnung seines Schöpffers.
8. 56.
Heil, segen, ewig glükk, lust, wonne, Paradis
Ist den gehorsamen im augenblikk gepaart!
Di Lämmer sind beim Lamm, dem wahrem Gottes Lamm,
Das stets erwürget war vom anbeginn der Welt!
Es war, ist, wird ihr Hirt im Lammes Hochzeitmahl.
Der fluch des fluchesfluchesfluchs
Trifft Ungehorsame zum erstem augenblikk.
Di Bökke sind beim Bokk, dem Unbokksgreul,
Der stets ein Mörder war von Anfang aus sich selbst:
Er waristwird ihr greul im Bokkesschwefelmahle.
9. 57.
Im Jesu Christo gläntzt di gröste Majestät,
Di Majestätisch blitzt aus seinem Vater vor,
Durch seinen gantzen leib vom gröst und kleinstem glid!
Der thron ist neuerbohrn, der Gottesbildnis trägt.
Der Vater der gebährt mit dem Printz Michael,
Den Sohn im Printzen Jesuel,
Das recht sein Geist ausgeht im Printzen Uriel
Zum ewigem Lichtwunderlibesspil.
Nun geht auf di Geburt dreieinigst ewigstlicht,
Di in der Ewikeit di Ewikeit gespilet.
10. 58.
Klährt sich im Vaters glantz Printz Michael so hoch,
So söhnt Printz Jesuel sich recht im Jesuslicht.
Ein ider seines throns gleicht seinem Jesu voll,
[93]
Durch Jesu blutt erlöst an Jesu heilgem Kreutz,
Und widereingesätzt in seines Gottes huld.
Drum schallt so hoch das Jesuslid,
Das nun der Treiber weg, der Abgrund neu zu grund!
Drum triumfirt Printz Uriel so weit,
Weil sich der heilge Geist aus solchen Wundern naht,
Dergleichen nimals noch in Engeln aufgegangen.
11. 59.
Lichtsonnt Printz Michael mit seines Vatern werk,
Printz Jesuel kommt gleich mit seines Jesu that!
Es stehet idens Werk aus Jesu Werk im Werk:
Aus Jesu theur Verdinst zum höchstem lichtbesonnt,
Durch Jesu Unschuld selbst der Englisch Unschuld gleich.
Drum erndtet hoch di Engelwelt
Aus unserm Erdenthron, den Gottes Sohn erlöst.
Drum schimmert an Printz Urieln so licht
Das Jesuelsche Reich im allerhöchstem geist;
Durch Jesu Christi füll unendlich neubegeistert.
12. 60.
Macht hoch Printz Michaeln, das er im licht bestund!
Des Jesu blutt thuts nach, Printz Jesueln zum Sig.
Es strömt vom Jesu blutt so häuffig mancher strom,
Der um das Jesusblutt im Jesusblutte strömt!
Aus Jesu kam di zir, di wir allhir erlangt.
Drum springet Jesu bluttquell höchst
In allen Centern auf mit solcher hoheitsmacht!
Drum meeret es Printz Urieln so an,
Mit solchem heilgem licht, das kein Gesicht ersah,
Eh unser Mittelthron mit beiden einverleibet.

11. Kühleilfmondstheil

13. 61.
Nun siht der Lügnerfürst, was er vor lohn erlangt!
Was ungehorsamheit! was Narrenfreud erzeugt!
Nun sehn di Lügner sich mit ihres Vatern ehr!
Mit der vermeinten krafft! Mit ihrer list und kunst!
Der Höllundrache zischt! Di höllunhunde heuln!
[94]
Mein König, Jesus, ist ihr schrekk!
Di Jesusglider sind ihr unaussprechlichst Ach,
Di si so hoch, und sich so nidrig schaun!
Der Jesusrichterspruch in aller gegenwart
Ist ihnen schrekklicher, dann selbsten di verdamnis.
14. 62.
O welche schande geht bei den verfluchten auf!
Was unmacht ist di macht, di Christi saat gepresst!
Wi ists nur falscher trug? so klug? Verdammte, Phy!
War dis eur Werk und stärk? so schandbar? so voll greul?
Wird dis eur lohn vor hohn, den ihr uns zugefügt?
Geht, geht, verfluchte, zu dem fluch,
Den ihr nun lernen werdt in eurem eignem will!
Fahrt auf, fahrt auf in dem unendlich feur!
Ermesst aus euer quahl den freudenstrahl in uns!
Wir wachsen ewigst mehr, imehr ihr ewigst fallet.
15. 63.
Peint euch schon dise Pein, di nur einfächtig eins,
Wi wird ihr tausend euch, verfluchte, nicht erhöhn?
Wann tausend tausend mahl und tausend tausend zählt,
Mit millionen spilt, an millionen wächst:
So werd ihr lernen erst aus eurem leid di freud,
Di ihr so närrisch nun verschertzt!
Wann eure schmach, eur Ach geistigen über zahl,
Gedenket recht des Jesu volkes ehr!
Wi wenig ist di schand, di uns im leib geschah!
Vor der ihr ewigst euch zu solcher schand gestürtzet!
16. 64.
Qualschöpfft aus siben nun, das ihr so hoch verhöhnt!
Steigt auf mit siben, steigt, das ihr eur leid recht zweyt!
Zweyt, zweyet euch nur fort, bis ihr das ende findt!
Findt, findet ewigst mehr! Dis ist eur hochgeheim!
Ihr waret Schöpffer ja? Dis ist geschaffen recht!
Was Farben, was? Was schön gebrum?
Wi herrlichseltner Ruch? Was ewiger geschmakk?
Welch fühlen? Phy! Phy, tausend künstler kunst!
Merkt, merkt des Sibens lust, das uns aus Jesus schmükkt!
Das dem gehorsam ward zum lohn und Kron geschenket.
[95] 17. 65.
Recht triffet euch das Recht, das ihr von Gott aus zwängt,
Der euch allein zur lust an seiner brust erschuf!
Ihr tobtet gegen Gott und sein erwähltes Volk,
Das höchst ihr glauben ward am eusersten geprüfft!
Eur höchstverfluchtes Recht hub Gottes Recht selbst auf.
Was schrekket euch der kleine tropff?
Ihr müsset meere nun, von solcher art aussauffen:
Di Meere sind unendlich weit und breit!
Di Meere diser Welt sind kaum der kleinste tropff,
Wann si zusammen sind, am meer der Gottesrache.
18. 66.
Schrekk kommet vor dem schrekk, damit ihr uns geschrekkt,
Als wir an Gott und Christ ni brachen unsre treu,
Di recht der Schöpffer ja gefodert vom Geschöpff!
Gros steigt eur schrekken auf; noch grösser wird sein recht:
Sein grössern grössert sich aus seinem ewgen Nichts.
Habt, Teufel, habt eur schrekken bild,
Habt, Duppelteufel, habt an ihrem schrekken schrekk!
Erschrekklich war eur schrekklich missethun.
Erschrekklich ist di straff, di euch mit Recht erschrekkt:
Doch weit erschrekklicher wird stets eur straff aufsteigen.

12. Kühlzwölfmondstheil

19. 67.
Tod gehet aus vom Tod, der in dem Abgrund lag,
Als Jesus Christus strafft nun seinen Tod mit Tod.
Tod tödtet gantz das Bild vom Engel oder Mensch;
Verdracht, verbokkt, verwürmt nach eigner Todesart:
Di in dem Abgrund war bis dar versigelt tif.
Christ zündet an den Schwefelpfuhl,
Der noch unangezündt; den Teufeln nicht erkand;
Nun steigt sein rauch durch sich in sich aus sich.
Er kerkert Lucifern auf ni versehne weis:
Es ist der Schwefelpfuhl, eh dessen uhr, geheimnis.
20. 68.
Verflucht ist ewigst gleich der hochverfluchte hauf,
So strakks Printz Jesus Christ zum Abschid si verflucht.
Di Lichtwelt scheidet sich: di höllwelt ist hinweg.
[96]
Der Punct beginnet gleich sein ewig Regiment,
Das Gottes bitter fluch in seinem fluche führt.
Di siben höllgestalten sind
Ein ewigst höllisch werd nach ides selbstverdinst:
Nach ides pfuhl in dem geneuntem pfuhl.
Nun geht recht umgekehrt des Teufels umkehr auf!
Welch höllisches gestürm stat sanfftem Engelsausen?
21. 69.
Weh fänget an das weh aus seinem sibenweh
In dem geneuntem weh, das Christus heimlichst meldt!
Weh Reichen an dem Geist! weh fröhlichen in sünd!
Weh zornigen auf Erd! Weh unrechtfertigen!
Weh unbarmhertzigen! Weh falschen in dem Hertz!
Weh krigenden Bluttdürstigen!
Weh den verfolgern Christs! weh denChristkreutzigern!
Ihr werdet recht der Duppelteufel Neun!
Eur zehn und Antichrist der Duppellucifer,
Der sich vor Christ ausgab und fuhr zur höll lebendig.
22. 70.
Xweht den Lucifer mit seinem Teufelneun!
Xweht den Duppeldrach mit seinem Neungewürm!
Si haben recht, was beide recht begehrt!
Der eine, eh di welt! der ander in der welt!
Der stis von Engeln sich! Der von Kühlmännern aus!
Selbst Gottes Sohn war beider dorn.
Das weh bekerkert si zu ihrer beiden weh;
Zum wehwehweh, das in den pfuhl gehöhrt.
Weh Teufeln, durch dis weh! Weh Duppelteufeln, weh!
Di beide Lucifern sind euer wehgeheimnis.
23. 71.
Y wird nun gantz das Bild, das beide Drachen legt
In ihrem Abgrundsweh zu der fusschemmelstät.
Si wollen hin und her, und sind in einem pfuhl!
Imehr si steigen auf, i tiffer ist ihr fall.
Si zweyen ewigst sich, und sind in einem grund!
Si müssen Jesu fustrit sein
In mitten ihrer quahl, i minder si begehrn:
Den si verfolgt, dem ligen si zu fus.
[97]
Zu fus in ider stät an seinem heilgem thron,
Und sind mit einer klufft doch gantz von ihm geschiden.
24. 72.
Zum abschid im gericht entstund gleich dise klufft,
Di den fusschemmel schid vom Jesu thronenthum.
Derselbe Punct beginnt das grosse Jesusthum!
Den Jesuelschen sitz! Der Engel Mittelthron!
Er sätzte seine Neun auf ewigst in ihr Neun.
O seelge stund, der stunden end!
Mein hertze schmeltzt in lust, wann ich an dich gedenk.
Herr Jesu Christ! Dein Knechtchen ruffet ernst!
Komm selber mir zu hülf zu deinem Kühlmannsthum,
Das ich reich übergeb dein Reich im zeiten

ZETTE.
Und himit ist des Beschaulich-figurlichen
KÜHLPSALTERS
ENDE.

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TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Der 15. (75.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B86E-5