Der 7. (22. 97.) Kühlpsalm

Als Höllgraf ihm seine sibenjährige verhinderung durch böse Menschen von den Centrumseinwohnern eröffnete, in ernst zu Gott geredet, um alle Noth über Gottes und seine Feinde zuführen, zu London den 24 Octob. 1683.


1.
Erwache Gott! Ach sihe endlich drein!
Bedräu den wind und iden bösen Geist!
Befessel A.L.L.S. was mir that widerstand!
Bestürme hart den allerstärksten sturm!
Besänfftige des wilden meeres stoltz!
Treib weg den sand! entfelse Satansklipp!
O führe mich mit freuden in den Port!
2.
Es ist genug durchkreutzet dise See!
Steh Jesus auf! Bewese di Figur!
Der Hafen ward fast siben Jahr gesehn:
Ja um und um bekreutzt durch alle Welt,
Durch alle wind, durch aller wetter art,
Durch alle furcht, durch allen widerstand,
Mehr als ein Mensch von Adam an erfuhr.
3.
Wahrhafftig ist dein wort an mir erfüllt,
Was du im fleisch von disen zeiten sprachst!
Was unerhöhrt, ist A.L.L.E.S. mir geschehn!
Was unbeglaubt, lehrt mich erfahrung hoch!
Ich wäre selbst in irrthum gantz gebracht,
Wanns möglich wär in disem gröstem Ruf,
Wo nicht dein Geist mich hätte festgesätzt.
4.
Wi offt sind mir Gesichter zugeschikkt?
Wi offt bin ich geprüfft in idem Land?
[205]
Wann heute man von deinem Ruf mir redt,
Von Wundern, di weit über alle zeit,
Ist morgen dis schon wider umgekehrt,
Und gegen mir von einer lipp gestellt,
Das überblib kein grund im höchstem grund.
5.
Di du, mein Gott, zu meiner hülf erkohrst,
Und rüstetest mit deinen gaben A.U.S.,
Di worden mir zu einem fall und strikk:
Zur aller Welt gemeiner ärgernis;
Zur hinderung in deinem grossen werk,
Das nur zum spott mein glauben war gemacht,
Als ich auf dich weit über thränen sah.
6.
Di grössesten in deinem heilgem licht
Verwandelten in lauter Freveler:
So bald si mir dein werk verkündiget,
So traten si zurükk in lauter neid.
Si gaben platz des Satans alter tükk,
Das Josephs stand nur ward mein eigner stand,
Bis ich verkaufft im Geiste nach Egypt.
7.
I höher ich in deinem wunder wuchs,
Und figurirt das Jesuelsche Reich:
Imehr verrith mich Pharaon mein Volk,
Und muste nur mit Mosen zu der flucht.
Mein leben lif in schande, spott, gefahr:
Es regten erst diselben deinen grimm,
Vor welcher heil ich feil mein leben trug.
8.
Ein ider war, zu was du mich gestellt:
Bei idem war der Adler rechtes Aas.
Ein ider ast ward heut dein wunderbaum.
Mein einfalt ist mit deinem Recht zuschlecht.
Ein ide war di Mutter deines Kinds,
Nachdem verfil, di du darzu erwählt,
Als si zurükk nach ihren kindern sah.
9.
Imehr mein hertz gelassner dirs heimgab,
Und offentlich dein Amt vor allen trug:
[206]
Imehr erschin di Torheit diser Saul,
Von denen weit des Davids geist entfernt.
Di Ichheit stekkt in allem ihrem Nein;
Si strafften vil, wann mich dein Geist anzog
Zuschleuderen auf Babels Goliath.
10.
So bald das Volk von zehen tausend zung,
Und Gott dem Herrn vor Kühlmanns that gedenkt:
So ward di höll in allen angezündt,
Das eigenheit dann his di Gotteskrafft.
Si gaben mir mit Saul den eignen helm:
Mit Jonathan des Königreiches Rokk,
Und zankten dann, das doch von ihnen kam.
11.
So strakks mich zog Eliens eifer an,
Mit welchem du di käuffer vor austribst,
Und heilig feur auf meiner ernsten lipp,
Das ich verbrannt verfluchten Satanstrug,
So laufft dis Volk in grösserm höllentrib,
Es kante nichts von meines Jesus weh,
Weil das Gesätz his längsten abgethan.
12.
Als nun dein fluch so häuffig aufgezehrt,
Der vor mich macht zu deinen wundern raum,
Dann ist kein end der ärgsten lästerung:
Si schreiben mir dein Ernstgerichte zu.
Si wollen mich anklagen vilen Mords,
Und sündigen so unaussprechlich hoch,
Das feur und flamm auf si dann erstlich reisst.
13.
Dein eifer hat gefressen mich fast auf,
Weil alles fleisch verdorben seinen weg.
Selbst der Prophet vergeht wi Bileam,
Das tausendfach gewachsen dein Gericht.
Es klimmt so hoch der Menschen missethat,
Das Noachs zeit weicht diser zehenfach,
Und wär es aus, wo nicht selbst Jesus käm.
14.
Das Saltz wird dumm, das zu dem würtzen stund:
Der Satan kommt in lauter Libsgestalt,
[207]
Im heilgem schein und unter Lichtesglantz,
Der weitzen ist mit höllschem unkraut voll:
Er würde selbst des grösten theils vertilgt,
Wo man ihn wolt heut scheiden vor der Erndt,
Daraus entspringt das höchste Babelthum.
15.
Dis alles hat vermehret meinen schmertz,
Und mich geprüfft am hafen bis zum Tod:
Dis alles wil neu überströmen mich,
Nun du mich ruffst aufs neu zu meinem Ruff.
Drum schrei ich ernst in Jesus um di hülf,
Nun ich aufs neu di vollen segel spann
Im stärkstem wind zureissen zu dem Port.
16.
Auf, Vater, auf! Verleihe deine stärk!
Auf, Jesus, auf! Sei du mein Steuermann!
Auf, heilger Geist! Dein Brausen komm herab!
Es überfüll um mich mein gantzes Schiff!
Auf, GottGottGott! Mein einger Trost und Schutz!
Ich geh auf dich, voll glauben auf dein Wort!
Ich spotte nur der gantzen höllenmacht!
17.
So stos ich los in meines Gottes schirm!
Auf, Engel, auf! umschlüsset mich nun rings!
Auf, Heilgen, auf! Auf, jauchtzt in diser uhr!
Unendlich wird itz meines Hertzens mutt!
Unendlich wird mein vorsatz fest in Gott!
Es sinke weg, was mich verhindern wil!
Auf, kämpff vor mich, du Himmel und du Erd!
18.
Triumf! Wir fahrn! Triumf! nun endlich sanfft!
Triumf! Es schaumt! Triumf! umsonst das Meer!
Triumf! Di Höll! Triumf! ligt uns zum fus!
Triumf! Di Furcht! Triumf! fällt auf den Feind!
Triumf! Nun fleucht! Triumf! was uns gehemmt!
Triumf! Wir sehn! Triumf! den gleichen weg!
Triumf! Triumf! Triumf! Wir fahren ein!
19.
Triumf! Es schallt! Triumf! ein Freudgeschrei!
Triumf! Das uns! Triumf! Willkommen heisst!
[208]
Triumf! Es naht! Triumf! ein heilig Volk!
Triumf! Sein hertz! Triumf! ist eins mit uns!
Triumf! Zum werk! Triumf! des grossen Gotts!
Triumf! Von dem! Triumf! gezeugt di Schrifft!
Triumf! Triumf! Triumf! Wir ankern an!
20.
Triumf! Wir sind! Triumf! aufs neu beseelt!
Triumf! Di lust! Triumf! hat uns umhalst!
Triumf! Der Nord! Triumf! gibt seine frucht!
Triumf! zum Ost! Triumf! des Jesusreichs!
Triumf! Willkomm! Triumf! im Christwillkomm!
Triumf! Willkomm! Triumf! O Gottesvolk!
Triumf! Triumf! Triumf! Wir steigen aus!
21.
Triumf! Gottlob! Triumf! Gottdank! Gottpreis!
Triumf! Mein Christ! Triumf! hat doch gesigt!
Triumf! Sein bleibt! Triumf! doch kron und thron!
Triumf! Ich bin! Triumf! Sein knecht und kind!
Triumf! Gott thut! Triumf! Was ihm gefällt!
Triumf! Den kreis! Triumf! erschrekkt dis Neus!
Triumf! Triumf! Triumf! Es ist geschehn!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 2. Sibendes Buch. Der 7. (22. 97.) Kühlpsalm. Der 7. (22. 97.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B880-A