Der 13. (73). Kühlpsalm

Als er nach seiner Edenburgischen zurükkunfft nach Islington, durch gantze hauffen wahrer und falscher Propheten und Prophetinnen, unter dem eröffnetem Eliascentrum über Engelland, so häuffig umschlossen, durch zäuberer und Gertruden angefochten, durch Freunde und Feinde Magdalenen und Injurien verwikkelt worden, und endlich wegen seiner Jerusalemschen Reise vom Badhors verrathen, verkauffet, ausgestossen, darüber sein Kotterisches wunderschlachten Eliens vom 28 August 1681 bis den 28 Februar 1685 durch 42 Monden gestopffet,[63] der fluch vom 1 Jenner 1682 bis zum 1 Julius 1685 durch 42 Monden entstekket, und das Central kommen durch 2 tage, 4 tage und fast einen halben in 45 neuen Kühlpsalmen neu bereitet; abecediret an seinem Ausstossungstage aus Islington, zu London den 28 Augustus und auf seiner Jerusalemsreise zu Paris den 14 und 15 Sept. 1681.


1.
Aw weh, Jerusalem, das Christenheit benennt!
Ich stimme an in klag dein klagelid!
Jehovens Rache ist noch zehnfach mehr entbrennt!
Noch zehnfach mehr verstösstdu Jesusfrid!
Mein hertz ist gäntzlich matt!
Der falschen Libe satt!
In hauptgefahr nach seel, geist, leib gesätzt,
Wiwohl noch unverletzt.
Ich muste recht di schöne libe schmekken,
Das ich dich könt, Jerusalem, entdekken.
2.
Bethränt, bethränt, bethränt den jammervollen stand!
Das Elend ist (Ach!) zuerzählen leid!
Es sinkt zum Abgrundsgrund der falschen Christenland!
Kein Wächter merkt auf dise Trauerzeit.
Di Besten sind voll trug:
Durch Satan überklug.
Si haben mir verschlossen Gottesschlus,
Das ich erschrekken mus.
Erschrekklich ist mein schrekklichs widerfahren:
Weh, weh und weh den höchstverlohrnen scharen.
3.
Christ ist nun Antichrist, weil er als Löw erwacht!
Ein ider dint nur Gott nach seinem sinn!
Jehovens will geschiht nach idens willens nacht!
In ihrer Schrifft ist keine Schrifft mehr inn!
Si fodern zeichen vil
In aller zeichen zil.
Di Gott erwählt, sind ihnen in dem fall,
Wann Gott in allem A.L.L.
Si schildern, ach! nach sich di Gottesleitung:
Verkennen gantz di Gottes Vorbereitung.
[64] 4.
Der Teufel lästert hoch, und heist dis Gottesruh:
Gelassenheit wird (weist nicht) welches ding.
Der höchstgeheimste Rath fällt heut der Falschheit zu!
Das Centrum ist im Centrum gantz gering.
Jehovens Eigenschafft
Wird der Geschöpffe krafft!
Das ewge licht des ewiglichten Lichts
Ist nur ein eignes Ichts!
Wir zittern, Ach! Jehovah, unser leben!
Erbarm, erbarm um Jesus Kreutzvergeben.
5.
Einfältig wandeln ist verspottet aller Orts,
Wann wir blos sehn auf dich, einfältig Eins!
Dein Wort ist leerer schein, O wort Jehovens Worts!
Der Abelstamm ist heut der stamm des Kains.
Bei ider neuen zahl
Ist ein neu Grabesmahl!
Wir sind verstürtzt! bestürtzt wird unser ohr,
Weil es dich stets verlohr!
Ach, Engel, Ach, di ihr mit Uns stets wandelt!
Wi werdet ihr von Brüdern misgehandelt!
6.
Furchtsam zu Gotteswerk, verwegen seinem hertz,
Dis ist der Weg, den unsre Christen gehn!
Was aller Heilgen wunsch, ist unser Heilgen schertz!
Buchstaben sind auch wesentlichs verstehn!
Di Blindheit ist zu gros.
Jehovah, mach si los!
Wi aber, Ach? Dein lösen heist ihr strikk,
Ihr bitters ungelükk.
Im eignem will mit Pharaon verharten
Ist disem Volk ein Paradischer garten.
7.
Gottlose! Seht ihr nicht der siben zeichen hauf!
Ihr seht, wi vor Jerusalem si sah.
Gottlos! Es ist vollbracht eur sündenvoller lauf:
Das Sechsgericht ist endlich da, nicht nah.
Di zeichen zeichnen ab,
Jerusalem, dein Grab!
[65]
Ist nimand noch, der heilger Warheit glaubt?
Nichts hilfet, ob man schnaubt.
Der ausgang wird di zeichen ernst erklähren:
Eur asch und graus sol ewig si bewähren.
8.
Hab acht, Jerusalem, auf deine siben Stern!
Auf siben, di schon deinen Pol beflammt!
Was würkt der erste nicht? Lern, höchst verblendte, lern!
Sein dreissigst Jahr hat ihn noch nicht entstammt.
Der sibne bringet fort
Das Christusreich zum port.
Dein falsches Reich wil noch den tempel baun,
Und nicht aufs innre schaun.
Vespasian und Titus sind im kommen:
Si werden nicht, weil du gantz blind, vernommen.
9.
Jerusalemsches Rom! Dein Opffern ist umsunst.
Dein Opffer ist nach Christi Opffer greul.
Halt, Thyatira, halt di ungezähmte brunst!
War Gottes Lamm nicht dir zur schlachtung feil?
Drum lammet manche Kuh
In euers Tempels Ruh.
Ihr seht, wi vil der Wunder werden kund,
Weil dar der Kühlzeit Bund.
Das Moseslid wird mit dem Lammlid eines:
Di stund ist da, und ihr versteht noch keines.
10.
Klingt nicht im heiligstem noch manche wunderstimm?
Der vorhang ris schon längst beim erstem ris.
Lasst uns von hinnen zihn vorm letzten sturmes grimm!
Es ist genug! Eur ende ist gewis!
Ihr höhrt dis, und bleibt taub,
Bis ihr auch heut ein Raub.
Di Wolkenheer und ander abentheur
Sind heut kein Ungeheur.
I grösserer der Kühlzeit vorbewegung,
I minder wird der falschen Christen regung.
11.
Laut weht manch Anani sein sibenweh, sein A.U.S!
Versibenweht, was jener dort beklagt!
[66]
Schon siben sibenjahr schallt weh durch land und haus!
Weh, weh und weh, und was ein wehmund sagt.
Weh Päbsten! Kaisern, weh!
Weh allen i und eh!
Doch gross und klein erhärten stündlich mehr:
Si geben kein gehöhr.
Das Sechsgericht magnetisirt im Babel:
Si fabeln A.L.L.S, bis wesen ihre fabel.
12.
Manch Falschprophet entsteht durch Gottesfeuerrach,
Der lügenvoll durch falsche geister werkt!
Dis tausendfältiget, Jerusalem, dein Ach:
Verblendet dich, das man auf Gott nicht merkt.
Dis ist der rechte lohn
Vor der Propheten hohn.
Dis zeichen ist, das billichst man erwekkt,
Als Gottes Geist verdekkt.
Wer Christi licht vor finsternis ausschreiet,
Dem hat mit Recht di Höll geprophezeiet.
13.
Nachdem vom Christusreich di Erdenkugel thönt,
Von dessen Printz di Schrifften überfüllt,
Ist dis das Römsche Reich, das Christum erst entkrönt,
Und haben dis di zeichen vorgebildt?
Sein Tempel stehet fest,
Den Gott nicht fallen lässt.
Es trutzet hoch auf Gotteswort, auf Schrifft,
Das nichts dasselbe trifft.
Jerusalem ist heilig seinen augen:
Es röchelt letzt, doch sol noch alles taugen.
14.
Ohnmächtig wird das Rom vorm Ost und Nordensglantz,
Vorm Heldendrei, vor ihrem sibenheer!
Es hat sich kaum erhohlt auf seiner Götzenschantz;
Doch eilet es voll trutzens nach ins meer.
I grössre langmutt rif,
Imehr, das es nachlif.
Hartnekkiger hat noch kein Volk gepucht,
Als dises, das verflucht.
[67]
Jerusalem beginnt sein letztes sterben!
Es wil sich noch als Gottes Volk anfärben.
15.
Posaunt vor Ferdinand nach eurem hertzgewerb;
Vor Isabel; vor ihren Pristerstuhl!
Di fünffte Monarchi sei eures Babels Erb!
Was dritte Schrifft? Mit ihr zum höllenpfuhl.
Seid immerhin geschmükkt:
Noch virtzig Jahr beglükkt.
Habt Mosen, habt! Habt der Aposteln lehr,
Und brauchet nun nichts mehr!
Was, Kotter, was, mit allen seines gleichen?
Spricht Jesus selbst! Wir wollen doch nicht weichen.
16.
Quält Jeremie, qüält, di euch eur Jesus gibt!
Findt scrupel stets in Gotteswundergang!
Di Hesekile sein, nicht ihr, durch Gott versibt!
Ihr wort ist falsch! Seid ni vor ihnen bang!
Fahrt fort, wi ihr heut thut!
Es komm auf euch sein blutt.
Auf, kreutziget neu Jesum nach dem Geist,
Der euch betrügung heist.
Verblendte, laufft in Jude Kainschem tribe,
Im Caiphas Rath und seines Volkes libe.
17.
Rechtfertiget eur thun nach euer sinne Recht!
Selbst Christi Wort sei dann auf euer lipp!
Wahr ist, gehorsamen voll glauben ist euch schlecht;
Dem dunkeln zug zufolgen ist di klipp.
Der frühgezeigte zorn
Ist euer fallungsdorn.
Gott straffet früh in allerfrühster schuld
Aus Väterlicher huld.
Gott dräuet hoch, wann er wil unser schonen,
Das wir durch Bus i fester uns bethronen.
18.
Sehrblinder Aberwitz, den alle Welt noch hegt,
Wann Gott zu ihr Propheten schikket ernst.
[68]
Gott sätzet Jahr und stund erbarmensvoll bewegt,
Das du di Buss nur desto schneller lernst:
Verlängert tag von tag,
Weil er nicht straffen mag.
So lange noch ein fünkchen hoffnung glimmt,
Ist kein termin bestimmt.
Elias mus vor A.H.A.B. widerruffen,
Wann A.H.A.B. trat nur einen demuttstuffen.
19.
Traurt, Hanoniten, traurt, di ihr Gesandten schimpfft!
Erschrekklichst ist, wi David es sucht heim.
Di Gottsgesandten sind nun häuffigst verunglimmt,
Jerusalem, durch falscher träume seim:
Verhöhnt, verspeit, vernarrt,
Getödtet, schmachverscharrt.
Gott ärgert A.L.L.S., weil er sein wort verzeucht,
Das keiner doch erreicht.
Dis ärgernis ist zu dem gipffel kommen:
Den Heiligsten bleibt Jesus unvernommen.
20.
Verlohrne Christenheit! Es ist mit dir geschehn!
Jerusalem Europens ist verstokkt.
Jehovah der verwirfft dein falsches Jesusflehn!
Ich sehe dich, wi Sodom, angeblokkt.
Wer fährt herab zur prob,
Ob du gemacht so grob?
Wer kommt zur Stadt? welch zulauff? so gar schnell?
Nichts helffen Mausims wäll.
Mein Jesus wil verfremdt dich selbst durchwandeln,
Das ihr mit ihm nach euer art könnt handeln.
21.
Wohl, Sodom! Häuffe nur dein überdürres stroh!
Egypter herrsch, als Gott der Herr befahl.
Abgöttsche Isabel! Verachte feur und loh!
Wohl, räche noch den Gottverworffnen Baal.
Ahasja, hohle bald
Elien mit gewalt!
Nach Dodan auf, das man Elisen krig,
Nicht länger unterlig!
[69]
An, Lucifer! Ersuche brod aus steinen!
Führ auf di zinn! Erfodre Gotts verneinen!
22.
Xystir, Herodes, stoltz in Rom nach hertzenslust!
Ersinn, ersinn vil tausendfache Renk!
Ob durch der Magen Stern di Kühlzeit wird bewust!
Vergebenst! Sih, das strakks Jehovah lenk!
Sih, wi Egypten rufft
Aus des Egyptens grufft!
Sih, mit was stärk Jerusalem empfängt,
Als deines uns bedrängt!
Jerusalem kommt auf den ölbaum wider:
Jerusalem ligt an dem ölbaum nider.
23.
York, York, wir fuhrn aus dir, wi Constantin ausfuhr,
Als wir zurükk vom ödenburg geeilt!
Di Wunder fangen an in aller Creatur:
Dir worden erst di erstling ausgetheilt.
Des Römschen Jacobs trutz
Ist unsers Jacobs nutz:
Er gibt und gibt, was er dem Jacob nahm,
Mit Romes gröster scham.
Di Rose lilgt im Jesuelschem sprossen:
Ihr goldtau hat di gantze Welt umflossen.
24.
Zum zeuge sang ich dis, den Jesaias wis,
Den Jesus dir, O Londnersion, zeigt!
Ich blase kohlen auf, di Kohlmanns Rom aufblis,
Zum Gotteswerk, das Sions feinde beugt.
Jehovah kühlt di kühl:
Verwandte Babelsspil.
Verrätherei fällt auf Verräther kopff:
Es seudt des Nordens topff.
Ade und weh Jerusalem, dem kalten:
Glükkzu und Wohl Jerusalem, dem alten.

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TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Der 13. (73). Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B8C3-5