Der 5. (50.) Kühlpsalm

Als er di Hollandsfigur überkommend, wunderlich kam den 6. Julius von Utrecht auf den Rhein, vorbei Vianen, Nieupoort, Schonhoven, Dordrecht nach Rotterdam, und den 7. Julius, vorbei Delfshaven, Schidam, Vlaerdingen, Maesland, nach dem Bril; noch wunderlicher den 9. Julius auf eine Dordrechtische Galliot, den 10. Julius vor Engelland, seinen zweiten Anfang und am allerwunderlichsten den 13 Julius, gleich in der 72. wochen ersten stunde, wider nach sein London; voller geheimnüs Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu London am 1. Aug. 1679.


1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Gottlob, der Flug ist dar von Ost und Mitternacht!
Der Pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, jubelthön! Auf, Auf, Es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, Geist in Gottes Geist! Auf Geist, davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelsing! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
[219] 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1.
Gottlob, der Flug ist dar nach Ost und Mitternacht!
Nach Ost, von dem er kam!
Der Frische Nordwind nimmt des kühlen Osttaus acht,
So bald er ihn vernahm!
Drum mengt sich Ost und Nord! Si sind durch sich vermischt!
O wundersüsser Thon
Nach solchem harten hohn!
Das Nordenwasser Kühlt! Mein Osttau der erfrischt!
Gottlob, was mich betrübt, wil ewigst mich erfreuen!
Ach wahre lust nach solchem spil und reien!
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2.
Gottlob, der Flug ist dar in Ost und Mitternacht!
Wi stehn si, di geschertzt?
Nun trifft si stimm und grimm! Was habt ihr doch verlacht?
Seht, was euch ewigst schmertzt!
Ihr hemmtet höllenvoll das höchste Gotteswerk!
Ich stand und stand gebängt,
Vom Ost und Nord bedrängt!
Seht, ihr verächter, seht von Ost und Nord di stärk!
Gottlob, was mich gehemmt, wil ewigst mich entbinden!
Ach grosser sig durch Gott zuüberwinden!
4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3.
Gottlob, der Flug ist dar aus Ost und Mitternacht!
Di wunder gehen fort!
Was tif im schlafen lag, ist endlich aufgewacht!
Das Meer ist selbst der Port!
Das ungestühme Meer, das vor so trutzig ging,
Und stoltz di Wellen thürnt!
Nun hat es ausgezörnt!
Es legte sich so sanfft, als Gottesstund anfing!
Gottlob, was mich verdrükkt, wil ewig mich erquikken!
O schöner schmukk, der mich nun stets sol schmükken!
[220] 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4.
Gottlob, der Flug ist dar durch Ost und Mitternacht!
Sehrrein erschallt der schall!
Was hochverdekket lag, ist aufgedekkt gemacht!
Was Nichts schin, ist nun A.L.L.
Das A.L.L. durch Ost und Nord, das iden hochergetzt!
Der Fridrich wird erhöht!
Der Ferdinand vergeht!
Nun ist nach preis der Reis vom Davids Reis geschätzt!
Gottlob, was mich entzirt, wil ewigst mich beziren!
Ach lichte Zir! O ewigs Jubiliren!

Zweiter Theil,

Als er noch nicht ergreiffend seinen fünffachen Figurfiug durch Amsterdam, London, Paris, am 5 October nach Holland wolte, da ihm so unverhofft seine Dordrechtische Galliot, darauf er vor 84 oder 7 mahl 12, 3 mahl 28, 2 mahl 42 tagen ankommen, mit vollem winde ausfuhr, und noch minder mit der unverhoffteren beschlüssung seiner 84 wöchentlichen Reise erfaste di dreimahl 84, neunmahl 28, sechsmahl 42 und dreimahlsiben 12 monden oder seine 21 jährige Friderichswochen, Jubeldreien und Jacobsfiguren; mitten unter dem aufhalten, höchstgelassen voller verwundern, Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen zu London am 12. Octob. 1679.

6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5.
Gottlob, der Flug war dar von Ost und Mitternacht!
Der Pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, Jubelthön! Auf, Auf! Es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, Geist in Gottesgeist! Auf Geist, davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelsing! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
[221] 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Gottlob, der Flug war dar nach Ost und Mitternacht!
Er war und ist geschehn!
Der Pflug hat unsern flug nun recht vertausendfacht!
Beflügelt unser wehn!
Wi hoch war nicht der schwung? Wi weit? Wi breit? Wi gros?
Verlihren gab den sig:
Der Fride wuchs im Krig.
Was Uns mit fesseln band, das gab Uns frei und los!
Gottlob, was mich geschwächt, wil ewigst nun mich stärken!
O stärkste stärk, weitmehr als menschen merken!
8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
Gottlob, der Flug war dar in Ost und Mitternacht!
Mein leib wird neu beseelt!
Di harten wunden sind durch Gottesgnad versacht,
Das aller Welt verhöhlt!
Es ward erschrekklich (Ach!) das Goldhorn Uns enthornt,
Als wär es gantz verstaubt!
Der Teufel lacht und schnaubt,
Als ich in Ost und Norden mit dornen rings verdornt.
Gottlob, was mir abfil, mus ewigst mir zufallen!
O güldnes horn, durchjüngt mit goldkristallen!
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Gottlob, der Flug war dar aus Ost und Mitternacht!
Wir werden recht bepalmt!
Wi weint, der Uns gehöhnt! Schaut, wi er zitternd schmacht,
Nachdem der Kreis enthalmt.
Jehovah geht vor Uns zum streit mit seinem arm!
Jehovah, der Uns zweigt,
Mit neuer Milch gleich seugt!
Sein Wind, Erdbeben, Feur sätzt all in allem harm!
Gottlob, was mich belähmt, lehrt ewiges forttreten!
O freies band nach enge, kärker, keten!
[222] 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Gottlob, der Flug war dar durch Ost und Mitternacht!
Ein Flug ohn flug mit eil!
O grosser Wundergott! Imehr ich ihn betracht,
Werd ich des Fluges theil.
Di kohlen kühlen sich, imehr Roms kohle kühlt.
Rom wird mit dampff bezohlt,
Durch Ost und Nord bekohlt,
Weil kühle Kühlung neu das Kohlenrom durchspihlt!
Gottlob, was mich bekohlt, wil ewigst mich bekühlen!
O kühler Kühl! Ach herrlichs Kühlerzihlen!

Dritter Theil,

Als ihn der Geist Gottes plötzlich von London, gleich nach 21 wochen, am 4 Decemb. über Dartfort, Rochester, Sittimborn, Canterbury, Dover, Calais, Boulogne, Monstreil, Abbevil, Poix, Beauvais, Pontoyse, Denys, den 14. Dec. nach Paris zum zweitenmahl geführet, wegen der figur seines dritten Anfanges, Frankreichs, und ihn mit dem leiblichem Friderichshause, in wunderlicher Vorsehung, heimlich vereinigte; voller erfrischung Kühljubelgesungen und Kühljubelgeklungen im Lilgenparis d. 15. Jenn. 1680.

11. 12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gottlob, der Flug wird dar von Ost und Mitternacht!
Der pflug hat ausgepflügt!
Auf, Geist! Auf, jubelthön! auf, auf! es ist volbracht!
Wohl, wohl, das ich umkrigt!
Auf, geist, in Gottes Geist! Auf, geist! Davidisir!
Hochjauchtze voller krafft
Mit aller Engelschafft!
Frohlokke! Jubelthön! Lobschalle! Triumfir!
Gottlob, was mich geschwärtzt, wil ewigst mich auch weissen!
Ach heilger glantz mit Jesusglantz zugleissen!
12. 13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.
Gottlob, der Flug wird dar nach Ost und Mitternacht!
Wir sind aufs neu erregt!
[223]
Nun gehn wir ernster auf, als alle Welt gedacht,
Unendlichstark bewegt!
Es zeucht uns an der Geist, der alle Geister bindt
In aller Creatur
Mit Gottes Allmachtschnur!
Der Geist, der Geister Geist! geschöpffen unergründt!
Gottlob, was mich vertrat, mus ewigst mich aufrichten!
O lichtes licht, das nun mich mus durchlichten!
13. 14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
Gottlob, der Flug wird dar in Ost und Mitternacht!
Im virgetheiltem Rund!
Wi Printzen? Zittert ihr? Was stoltze? Schon verkracht?
Wird Gottes finger kund?
Tyrannen! Könnt ihr nicht, wi vor, di Erde quäln?
Bluttägeln: Ists nun aus?
Seid ihr nun höllengraus?
Ihr müsst mit Teufeln euch auf ewigst nun vermähln!
Gottlob, was unter fus, führt Zepter, hutt und Krone!
O Wunderwerk vor Gott aus Gottesthrone!
14. 15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Gottlob, der Flug wird dar aus Ost und Mitternacht!
Aus der verdrükker platz!
Des Abgrunds Rache ist mit Königen durchracht!
Das weh ist nun ihr Schatz!
Jehovah, du vergilst, di deine Majestät
So schändlich misgebraucht!
Durchlauchte sind durchraucht!
Unüberwindliche besklavet, höchstverschmäht!
Gottlob, was sklave war, wird ewigewigst freier!
O Gottes gütt, di ewigewigst treuer!
15. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
Gottlob, der Flug wird dar durch Ost und Mitternacht!
Durch aller Zeiten zeit!
Wir segeln prächtig her auf der Karfunkeljacht
Der ewgen ewikeit!
[224]
Di wellen bergen sich mit Lichtesinselnmeng
Bis an di Sonnpalläst
Der blauen Wolkenvest
In ewigstewiger Zirwunder lichtgepräng!
Gottlob, was tif versenkt, ist hoch in Gott erhaben!
O GottGottGott! Dein ist dis Wunderdraben!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Virdtes Buch. Der 5. (50.) Kühlpsalm. Der 5. (50.) Kühlpsalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B90A-0