5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes in der Zerbrechung vom falle bis an das Jüngstgericht, in dreien allgemeinen güldnen ABC nach der Achten, neundten, zehnden gestalt der dreianfänge, zur aufschlüssung des Grosgeheimnus der 7. Weltgerichte im Wunder
1. 8. Das güldne Sterbens ABC

Ach Adams fallen bringt den Tod zum Menschgeschlechte,
Bricht unsern leichnam ab vom geist und seelenrechte!
Christ must in Tod und höll, bis Tod und Höll besigt,
Das unser seelgeistleib di Erste Eintracht krigt.
Ein ewigs war di seel, di Uns Gott eingehauchet:
Feur ist ihr eigengrund, der Gotteslichtgeist brauchet.
Geistseelt di seel den leib, so bleibt si Gottessucht:
Haucht voller Dreiheit aus dreieinig Gottesfrucht.
Inlisst di seel ihr selbst, so mus ihr lichtstrahl scheiden,
Kleidt sich mit finsternis, stat freuden folget leiden:
Lernt ewig allzuspät, was eigenwill gebährt,
Mehrt immer ihre straff, imehr si straff aufzehrt.
Nachdem ihr Licht erblich, empfing si saat vom Lichte,
Ob si mit Jesus wil verschlingen ihr Gerichte.
Pflantzt nun di seel in ihr den Lichtessamen fort,
Quellt si in Jesusschos! Der Tod wird nun ihr Port.
Reisst aus di seel den saat, den si vom Christ empfangen,
So wird ihr Tod ein Tod; ihr Leben ist vergangen.
Tödt si den Tod im Tod, so gehet si zur still,
Und wartet voller Ruh der Zeiten volle füll.
Wird ihr der Tod ein Tod, so ists ein ewigs sterben,
[156]
Xgleichen sonder end, ein ewig scham-anfärben:
Yähnlichen in Zwei voll furcht zur Höllenkett,
Zum letztem Scheidensblikk, da Weh ihr A und Z.

2. 9. Das güldne Grab ABC

Alsbald di seel den Leib im sterben hat verlassen,
Bekennt si sich zu dem, was si hir wolt umfassen.
Christ ist der seelenschos, wo si im Christgeist stund:
Di Erde schleust den Leib, weil er aus ihrem grund!
Erstarb der Mensch in furcht und hing am seidnem faden,
Furcht wird di seele noch bis zum gericht beladen:
Geht si im glauben gleich, doch zagt si vor dem greul,
Hochhoffend, doch höchstschwach, ob di genad ihr theil.
Ist si an Gott meist blind aus disem leib geschiden,
Klar ist si kennt sich ni nach toben oder friden.
Lis si di Welt durch straff an eines ziles grimm:
Matt ist ihr warten dann bis an des ziles stimm.
Nahm si der eifer weg im zorne des Propheten,
O schwer ist dann ihr kampff: es kostet theur dis tödten.
Pflag si bald Gott, bald Welt, und ging so schnell dahinn:
Qual kämpfft vor Gott, vor Welt, das höchstzerstreut ihr sinn.
Ris si weg rechtes recht durch öffentlich gesätze;
Starb si durch eigne hand; fil si durch Satansnetze;
Trib si ihr trug zum end, durch was vor plötzlich fall;
Verfil si, als si fil; schwer ist ihr schrekknishall.
Wohl denen, welche gehn zum Jesus gleich ins Wesen!
X denen, di da sind Gespenster, Bökke, Besen!
Y bildet Lib und Zorn, di recht und linke Stätt.
Zeit endet und beginnt des Grabes A und Z.
[157]

3. 10. Das güldne Auferstehungs ABC

Alsbald der zorn entstekkt das sibende gerichte,
Bringt gleich der augenblikk dis alles ins gesichte.
Christ Jesus kommt einher mit seiner Heilgen meng:
Das WERDE scheidet alls zum beidem Gottsgepräng.
Ein ides Element gibt seinen fluch und segen:
Führt seine Todten her aufs göttliche bewegen.
Gutt zeucht sich gleich zum gutt, das bös zu seiner art:
Heil wird zun schaffen strakks, geheul zum bokk gepaart.
Im lichtem Jesusleib stehn lichtgleich alle glider,
Klahrleuchtend, Jesu voll; es gleicht sich Jesus ider.
Lichtsonnend gläntzen dar in Jesus aller werk:
Mit Jesu blutt beströmt, bezirt mit Jesu stärk.
Nun stehn di Lügner dar im Vater aller lügen,
Ohnmächtig, voller schand, mit Lucifersbetrügen:
Peinvoll im Peines-fürst, unendlichgrosser schmach,
Qualschöpffend aus der qual des sibenewigs Ach.
Rechtschrekklich schrekkt das recht di ewigen geschrekkte:
Schrekktrechtlich richt der schrekk di ewigen beflekkte.
Tod, schwefel, leid feuert an di höllischen gewürm:
Verflucht den fluch im fluch im sibenfach gestürm.
Weh steigt mit siben weh in sibenfachen wehen;
Xwehend ohne grund di Abgrundsfinstre seen:
Yähnend Drach und Vih als der fusschemmel stätt
Zum Jesus Thronenthum, der recht nun A und Z.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Drittes Buch. Der 8. (38.) Kühlpsalm. 5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes. 5. Di grosse Weltkühlfrische der Seele, Geistes, Leibes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B97F-8