4. Eine allgemeine Sonntags- Montags-Dinsttags- Mittwochs- Donnerstags- Freitags-Sonnabendskühlfrischung in siben dreieinigen allgemeinen güldnen ABC nach den dreien unanfänglichen Anfängen, und siben ewigen Quellgeistern dessen, der da istwarkommt, was er istwarkommt, wi er ist-war-kommt Jehovah Jehovah- Jehovah; zum heiligem Wandel der 168. Wochenstunden und 28. Wochentheilen
1. Das güldne Glaubens ABC des Sonntags

An Gott ist unser Glaub, den Einen, den Dreieinen:
Bei dem in Ewikeit, was war, ist, wird, wil scheinen.
Christ ist des Vatern Lust, sein Einger Sohn, sein wort:
Der heilge Geist geht aus von beiden ewigfort.
Ein Wesen machet drei gleichewig, gleichallmächtig;
Freiflüssend von sich aus dreieinigst, dreieinträchtig.
Gott Vater, Sohn und Geist, ein Schöpffer der Natur:
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Hält sibeneinig alls; dreieinig ist di spur.
In ihm aus ihm durch ihn sind der Dreiengel Reiche:
Kindähnlich ihrem Gott, eh eins sich ward zur leiche.
Lichtledig brennt sein quell, und öffnet zorn und schlund:
Macht Anfang und di zeit, das Gott schuf Erd und Grund.
Nach sich schuf Gott di Welt sibeinig siben tage,
Obsigte seinem grimm, hilt durch sein Licht di Wage:
Pflag Adam voller lib im reinem Paradis,
Qual himmlisch in dem Geist, den er in Adam blis.
Rükkt sich der Mensch von Gott, wil Gottes Sohn ihn lösen,
Sprach sich in Weibessaat, und widerstund dem Bösen:
Trat Satan unter fus; kam täglich, eh er kam,
Volthat dem Gotteszorn, als er das Fleisch annahm:
Wahrschaute alle welt, das er wurd widerkommen
Xgleichend ohne kreutz, wann alles eingenommen:
Yähnlich höchster Pracht, ein Adam, heilignett,
Zeitendend, weil er ist der Zeiten A und Z.

2. Das güldne Propheten ABC des Montags

Am Christjerusalem mus alles stehn verwüstet:
Bebabelt Gottes Schrifft, wi fleisch und blutt gelüstet.
Christ heist manch Antichrist und werden vil verführt:
Di Krige nehmen zu, vil Angstnoth wird verspürt.
Ein Geistchrist ärgert all; ist aller welt verhasset:
Falschheiten sind geehrt, di Lügen blos umfasset.
Gerechtikeit ist aus; di Lib in meisten kalt:
Halb dint man Gott, halb welt durch furcht der Menschgewalt.
Im Heiligthume steht der allergröste greuel:
Kein flihen ist noch da; Gott liben bringet reuel.
Leid, Trübsal, Ach und weh hat sich stets mehr geschürtzt:
Man file gantz von Gott, wonicht di zeit verkürtzt.
Nun ist Christ hir und dar; selbst in der wüst, im zimmer:
Ob seine zukunfft blitzt, wird alles doch nur schlimmer.
Pein finstert Sonn und Mond und alle Himmelsstern:
Qual quillt aus idem Volk, weil Christus nu nicht fern.
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Rekkt dann di haupter auf! Seht, Christus ist erschinen:
Sein Engel erndten schon; si scheiden dürr im grünen.
Traut nicht der sichern Welt, wo ihr di Arche sucht:
Verlasset Sodoms Sonn und des Lothsweibes flucht.
Wacht, wacht, weil Christus kommt, da es mehr keiner meinet:
Xformt euch Jesu nach, und lebt, wi man verneinet.
Y ist das beste Bild: seid nicht im schlaffen fett.
Zeit schleust, was si entschleust: verschleust ihr A und Z.

3. Das güldne Weisen ABC des Dinstags

Ach Sämann, fällt dein sam auf den virfachen Akker!
Befälscht der Feind di saat, di eingeerndtet wakker?
Christsprosst das Gottesreich, wi senffkorn unter kohl?
Durchsäurt der sauerteig drei scheffel mehl sowohl!
Ein schatz macht bald dem feld den finder nachzulauffen!
Fürtrefflich ist di Perl, di sich um alls lis kauffen!
Gemengtes in dem netz entmenget bald sein Zug.
Hab auf den Schalksknecht acht, den selbst trifft eigner trug!
Jerichus Samarit geust öl und wein zur wunden.
Klein ist des reichen scheun, und stirbt in ein paar stunden.
Las noch den Feigenbaum durch dises virdte Jahr!
Mensch aller dreier Ständ! des Abendmahls nihm wahr.
Neunneuntzig und auch neun, und eines, das verlohren!
Oh wird dem Vater neu sein jüngster Sohn gebohren!
Preis hatt in seinem end, der haus hilt ungerecht.
Qual blib dem reichen Mann, der Lazarn schätzte schlecht.
Recht zwingt dem Richter aus der Witwen ernstes flehen.
Scheint dir der zölner falsch, doch solstu dich ansehen.
Taglöhner, zanke nicht, das unser Hausherr gutt!
Verreist und bald beherrscht! Zehn Knechte, seid zur hutt!
Wi widrig reden beid, und wird der Bös ein Thäter?
Xsirt man so den Sohn des Weinbergsherrn, Verräther!
Y dreier Gäst, hab acht, und du, der in der kett!
Zehn Jungfraun! fünffe klug, und fünff ohn A und Z.

[152] 4. Das güldne Schrifftlehr ABC der Mittwoch

Anmerke stets das neun der weh und seelikeiten.
Besaltze dich und leucht zum beispil allen Leuten.
Christfolge innerlich Gesätz und zehenwort.
Durchdringe vollen ernst gottähnlich iden Ort.
Erkenne di gebühr gottfälliger Almosen.
Formtrage keines theils Gott scheinbar libzukosen.
Geistbete, wi Gott wil, und das dir ewig nutz.
Heimstelle alles Gott, und fleuch den eigentrutz.
Jauchtzschreie, wann du dinst höchstheimlichst Gott mit fasten.
Klarmache dir vil schätz im himmel, nicht im kasten.
Lichtleuchte deinem leib, als dir von Gott geschenkt.
Mittheile dich rein Gott, von weltsorg ungekränkt.
Nachtrachte Gottes Reich! Natur wird zugegeben.
O richte keinen ni, weil gleiches mas darneben!
Probprüfe dich zuvor, und such im guttem ruhm.
Quellquille Hunden ni mit Gottes Heiligthum.
Rechtklopffe ernstig stets, bis thür und thor aufgangen.
Stets thue andern dis, was du wilst stets verlangen.
Taglauffe durch di äng, di zu dem Himmel führt.
Verkenne ni den Wolf, den Schafeswolle zirt.
Wohlmerke ides frucht: das gutte bringet guttes.
Xgleiche mit dem thun, wo du bist Christenbluttes.
Yeine Gottsgesätz und meide Satansbett.
Zufelse dein gebäud, das That dein A und Z.

5. Das güldne Bus ABC des Donnerstags

Anschaue leib und seel, ob si zu Gott sich wendet.
Betrachte, wi du wirst als Adam neugeblendet.
Christsinne, was dich doch verkette früh und spat.
Draufdenke, was da war des Judas sein verrath.
Erwige, das der Tod sich stündlich dräut zurächen.
Fürmodle das gericht, und was aldar zusprechen.
Gedenke, welches Bild doch ein Verdammter trägt.
[153]
Hochachte, das di Pein der Höllen sich nicht legt.
Insihe ides lauf auf diser gantzen Erden.
Kundschaffe alles durch und aller lastbeschwerden.
Lehrlerne, was du hast schon ewig dir verschertzt.
Muthmasse, welcher schatz in der Minute stertzt.
Nachgrüble, was so offt in dir mit dir gekämpffet.
Oböffne, was noch itz di reu und Busse dämpffet.
Propfpflantze, was du ächtzst durch Jesu Christ krafft.
Qualquäle, was dir gleich vil neue qual geschafft.
Reuruffe, obschon treu im vollen Ernst entflogen.
Schmertzseufftze, schreie, heul, das du der schuld gewogen.
Thräntraure, ja erschrikk den sündenweg zugehn.
Vernünfftle, das vernunfft dir müsse widerstehn.
Wegschaffe gantz und gar, was dich bisher verführet.
Xlibe stat der wonn, im Christus Kreutz entrühret.
Yähne, reis entzwei di Zorn-höll-fleischeskett.
Zusage mit dem werk, das Bus dein A und Z.

6. Das güldne Lebens ABC des Freitags

Andächtig sei in Gott alleine Gott zuehren,
Behuttsam in der red um Gotteslob zumehren,
Christmässig überall, in worten voller that,
Demüttig sonder gleich nach deines Jesus rath,
Einfältig tauben nach und listiger als schlangen,
Furchthafftig sünd zuthun und stets in furcht gegangen,
Gelassen gantz und gar in seele, geist und hertz,
Hochhoffend stets auf Gott, das aller zweifel stertz,
Inbrünstig im Gebet bei Tag und Nachteszeiten,
Kleinhaltend von dir selbst um nur durch Gott zustreiten,
Libseelig, doch vor Gott, und keines Menschen feind,
Mashabend, nicht zuvil, noch wenig eines Freund,
Natürlich, wi Natur vor Adamsfall gewesen,
Ohnmächtig, als geschöpff, und nicht aus dir genesen,
Preisgebend deinem Gott, dem Preis und Lob gebührt,
[154]
Quellflüssend aus der schos, di dich ins Licht geführt,
Reindenkend, wi du sprichst, von aussen und von innen,
Sanfftmuttig aller Orts, um nichts durch zorn gewinnen,
Treuredlich idermann um deines Vatern Lib,
Vernünfftig, doch aus Gott, von dem der sinnen trib,
Warhafftig, wi der ist, von dem du, mensch, bist worden,
Xgleichend (denn das X entreisst den Kreutzesorden),
Yähnlich, Drei in Eins, im Gottesbilde nett,
Zeitleer an Jesus Brust, der sei dein A und Z.

7. Das güldne Genaden ABC des Sonnabends

Abscheide dich von dir, und allem, was geschaffen.
Bloswarte nur auf Gott, ohn einiges nachaffen.
Christgleiche, wann das Licht durch dich aus dir ausfleust.
Danksage Gott aus Gott, wi Gott sich auch ausgeust.
Erstarre Gott in Gott, ob dir wär alles offen.
Freimache dich von dir und idem eigenhoffen.
Gehorsam hurtiglich in kindlichster begird.
Harthalte dich in dir, nur meinend Gotteszird.
Inlasse nimmermehr des kleinsten Ichts gebähren.
Klahrwerde von dem Klahr, das sich wil ewigst klähren.
Libküsse Jesuslib, di ewig dich libküsst.
Machtzeige solche macht, di dich in Gott versüsst.
Nachfolge stets dem Lamm, ums neue Lid zusingen.
Obopffre völlig dich um blösser einzudringen:
Preisthöne sonder Bild im allernakkstem glaub.
Quellspringe, wi dein Ein, sibeinig ohne raub.
Reinläutre di vernunfft in dir rein unvernünfftig.
Sanfftruhe, das di Ruh der ruhsten ruh zukünfftig.
Treuhalte treuste treu, di dich stets Gott verbindt.
Vereinge blösser dich, als blösse blöss ergründt.
Werkwürke, das kein werk dein werk von innen werke.
[155]
Xkreutze Christo nach in seiner Einfaltstärke.
Ytrage, das du trugst vor Adamsfall und städt.
Zeitende, das dir Gott ein ewig A und Z.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhlmann, Quirinus. Gedichte. Der Kühlpsalter, Band 1. Drittes Buch. Der 8. (38.) Kühlpsalm. 4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung. 4. Eine allgemeine Abendskühlfrischung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B9A8-C