353.

Ein anderer erzählte, seines Aeltervaters Aeltervater habe einmal am Weingartenloch die Pferde gehütet, da seien drei Männer zu ihm gekommen, die hätten ihn aufgefordert, er solle mit ihnen in die Höhle hinabkommen; das habe er aber nicht gewollt, da er besorgt, seine Pferde möchten indessen Schaden nehmen, und habe es selbst nicht gethan, als sie zu ihm gesagt, daß sie allen Schaden vergüten wollten. Da seien sie denn nach einer Weile wiedergekommen, hätten ihm drei Steine gebracht und gesagt, die solle er nach Nordhausen zu einem gewißen Manne in einem gewißen Hause bringen, das werde sein Schade nicht sein, und wenn er es gethan, solle er an einem bestimmten Tage wiederkommen. Da hätte er denn die Steine genommen, den einen davon zu sich gesteckt [312] und die beiden andern unter einen Busch gelegt; nach einiger Zeit sei er dann nach Nordhausen gegangen, habe den Stein mitgenommen und dem ihm bezeichneten Manne gebracht, der ihm eine Pistolete dafür gegeben. Als er daher zurückgekommen ist, hat er die beiden andern unter dem Busch hervorholen wollen, die sind aber weggewesen und als er am bestimmten Tage vor die Höhle gekommen ist, haben sie ihn weggejagt, weil er dem Befehl nicht gehorsam gewesen sei.

Auch die Italiener sind oft im Weingartenloch (man nennt's auch Weingärtnerloch) gewesen und man hat sie oft sagen hören, hier sei der Stein, mit dem man nach der Kuh würfe, mehr werth, als die Kuh selbst.


Vgl. Harrys, II, 33; Pröhle, Oberharzsagen, S. 202-207. Der Name Weingartenloch in Verbindung mit der unten herrschenden Herrlichkeit zeigt deutlich, daß man hier den Eingang in ein unterirdisches Elysium dachte, vgl. vingôlf, vinburg, vinsele und wunnigarto, wunnogarto (paradisus), Grimm, Mythologie, S. 780, 781. Die Stadt, in welche der Hirt bei Pröhle (S. 204, vgl. auch Unterharzsagen, Nr. 330) entrückt wird, ist allerdings Venedig, wie Pröhle S. 297 bemerkt; allein es ist vollständig eine mythische Wunderstadt geworden, wie auch schon der selbst in der Mark sich findende NameFinéten, Venéden (Norddeutsche Sagen, Nr. 41), sowieVeneta (ebendas. Nr. 34) zeigt; ebendas. Nr. 41 ist deshalb auch schon das irische Land der Jugend verglichen worden. Offenbar gehört auch der Name Venusberg hierher, wie das Finis- oder Venusloch bei Lyncker, Nr. 152; der Venibuck, das Veniloch, der Venetsberg bei Panzer, I, 72, 155. Man sieht, daß noch überall im Namen die Erinnerung an vinsele oder irgend ein mit vin, wini zusammengesetztes Wort durchbricht. In Vorarlberg scheinen die Venediger ganz in die Zwerge übergegangen zu sein, vgl. Vonbun, S. 50; so erzählt auch eine Sage aus Steiermark von einem Venediger, der nur eine Spanne groß ist; Wolf, Zeitschrift I, 244, auch wol II, 346, Nr. 35. Zu dem Schluß vgl. auch noch Wolf, Heßische Sagen, Nr. 191, mit der Anm.; Schambach u. Müller, Nr. 253; Woeste, Volksüberlieferungen, S. 47; Schöppner, Nr. 156; Pröhle, Unterharzsagen, [313] Nr. 349, 448; ebendas. S. 190; Bechstein, Thüring. Sagen, IV, 41. Ueber Venediger am Harz vgl. Pröhle, Unterharzsagen, S. 199 fg.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Das Weingartenloch. 353. [Ein anderer erzählte, seines Aeltervaters Aeltervater habe einmal]. 353. [Ein anderer erzählte, seines Aeltervaters Aeltervater habe einmal]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BDB5-0