413. Glocken mustern sich.

In dem Görnesee liegen tief auf dem Grunde die Glocken des dort untergegangenen Dorfs; Fischer haben sie schon zuweilen in den Netzen gehabt, aber immer noch nicht herausziehen können. Eines Tags ist auch einer an den See gekommen, da hat er die Glocken, es sind aber deren zwei, andere sagen drei gewesen, am Ufer gefunden, wie sie sich im Sonnenschein musterten; als er aber näher gekommen, hat er sie sprechen hören:


»Anne Susanne
Komm mit mi to lanne.«

Da hat ihr die andere geantwortet:

»Anne Margrete
wi will'n to grunne schêten.«

[367] Und kaum hat sie das gesagt, so haben sie sich wieder in die Tiefe hinabgestürzt.

Auf dem See ist es auch sonst nicht recht geheuer; oft, wenn die Fischer bei der Arbeit gewesen sind, haben sie die wilde Jagd daherbrausen hören und nur eilen müsßen, ans Land und nach Hause zu kommen, sonst ist es ihnen schlecht ergangen.

Vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 62 mit der Anm. Wenn man vergleicht, daß nach Nr. 412 im Görnesee ein Dorf untergegangen ist und sich die Sage ganz an die von den Seen, die als Eingang zur Unterwelt gedacht werden, anschließt, wozu auch noch der Zug kommt, daß man bei niedrigem Waßer einen Pfahl mitten im See bemerkt haben will, so scheint auch hier die Stätte der wilden Jagd in demselben, d.h. in der Unterwelt befindlich gedacht zu sein; vgl. zu Nr. 363, 364, 369.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. 413. Glocken mustern sich. 413. Glocken mustern sich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CD06-4