63.

In Wahrstedt bei Oebisfelde versammelt sich die Jugend an einem der Pfingsttage und macht Loose von Weidenstäben ungleicher Länge; darauf wird gezogen und der, welcher den größesten Stab zieht, wird König, der zweite füstje Maier, der dritte Pennigmeister, der vierte Hunneschläjer, der letzte Tåbeldräjer. Der König erhält einen Reitstock mit rothem Bande in die Hand und einen Blumenstrauß an die Mütze, derfüstje Maier wird ganz in Maibusch eingehüllt, erhält einen Holzsäbel in die Hand und es wird ihm eine mit Blumen umwundene Holzkrone aufgesetzt, außerdem wird ihm noch ein Blumenkranz umgehängt. Darauf setzt sich der Zug in Bewegung und zieht von Haus zu Haus, singend:


Då danzt de herr könich metten füschje Mai'r her

er leit se wol bitten üm en halv schock eier

gäven se uns de eier nich

so legen de höner upt jår ôk nich.

oder:

so wêren wi wischen un kôren ôk nich.

[382] In ganz ähnlicher Weise wird das Fest zu Barnsdorf südlich von Oebisfelde gefeiert; das Loos wird ebenfalls mit Stäben gezogen, das des füstje Maier ist besonders noch kenntlich dadurch, daß der Stab geschält und die Rinde nachher in Schlangenlinien darum gewickelt ist. Hier haben alle außer dem füstje Maier Holzsäbel. Beamtete sind: de füstje Maier, dann de leier, der den ersten führt, da er ganz in Laub eingehüllt nicht sehen kann, de korfdräjer (mit einem Korbe zu Eiern), de ränzeldräjer (mit einer Tabel zu Speck), de hunschläjer und kattenschläjer, um Hunde und Katzen abzuhalten. Der König fehlt hier. Sie singen:


Füstje Maier,

drei halve schock eier,

wat gäben se usen füstje Maier?

hök in de höchte

hanget de lange wörste,

gäben se uns de langen

un lassen die kurzen hangen

bis auf das jår,

wi wollen die kurzen nåhålen.

Hallelujå, hallelujå,

de klümpe wörn går,

wi krêjen en pår,

di wörn noch nich går;

romdüdeldom de füstje Maier!


Die Laubeinkleidung eines Knaben und seine Benennung füstje Maier fand sich ehmals auch in einigen andern Dörfern der Umgegend, z.B. Brackstädt, Mellin, Hehlingen. An letzterem Orte wurde ehmals auch zu Ostern das Pfingstgras abgesteckt, von dem aus am ersten Pfingstfeiertage ein großes Reiten des gesammten Mannsvolks nach dem Dorfe stattfand.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. C. Gebräuche und Aberglauben. 6. Pfingsten. 63. [In Wahrstedt bei Oebisfelde versammelt sich die Jugend an einem]. 63. [In Wahrstedt bei Oebisfelde versammelt sich die Jugend an einem]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D28C-9