[16] Die Pflicht

Von einer Stimme eignem Klang getroffen
Erbebte ich – zu lang getragne Leiden,
Verjährter Gram, verzagtes Sichbescheiden,
Und scheue Armut, die nicht wagt zu hoffen.
So dringen täglich dir zahllose Zeichen
An Herz und Sinn, dich tiefer zu bewegen,
Und fremdes Leben pocht mit heissen Schlägen,
Den Pulsschlag deines Lebens zu erreichen.
Trägst du schon schwer am eigenen Geschicke?
Und sollst dazu ein Bruderlos noch tragen –
Die stummen Winke, die versteckten Klagen,
Das trübe Lächeln, die verstörten Blicke.
Die Not der Tausende, die dich umgeben,
Und was verloren irrt verlassne Bahnen,
Will sich mit dir verbrüdern, will dich mahnen,
Will Blutteil werden, Teil von deinem Leben.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lachmann, Hedwig. Die Pflicht. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D8A2-9