[120] Der Hund und sein Spiegelbild

Wie häufig narrt uns Selbstbetrug!
Der Toren gibt es stets genug,
Die Schatten haschen gleich Äsopus Hund,
Der jenen Knochen, den er trug,
Vergrößert schaut in eines andern Mund,
Der ihm als Spiegelbild aus eines Flusses Grund
Entgegenfletscht. Er springt und schnappt hinein.
Der eigne Knochen sinkt, der fremde war nur Schein
Und schwindet jenem echten gleich
Im aufgewühlten Wellenreich.
Mit Mühe nur entkam der Gierige der Gefahr,
Erkennend, daß sein Ziel ein eitles Trugbild war.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). La Fontaine, Jean de. Der Hund und sein Spiegelbild. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D949-D