[7] Die zwei Maultiere

Ein Maultier, dessen Last ein Sack voll Hafer war
Zog einst mit einem andern Maultier über Feld,
Das größre Werte trug: in bar
Ein hübsches Sümmchen Steuergeld.
So vornehm schritt dies Tier daher,
Als ob es hochgeadelt wär,
Und ließ voll Stolz sein Glöckchen klingen.
Nicht lange wandern sie, da springen
Verwegne Räuber vor; das Geld ist ihr Begehr,
Und während man den Hafer unbeachtet läßt,
Hält man des Fiskus Maultier fest.
Da das sich trotzig wehrt, so sticht man auf es ein;
Es sinkt und seufzt in Todespein:
»Ich sterbe. Unverdient Geschick!
Und den Gefährten läßt man ungeschoren traben.
O Gott, ist das gerecht?«
»Freund,« rief das andre Tier zurück,
»Es ist nicht immer gut, ein hohes Amt zu haben.
Wärst du, wie ich, nur eines Müllers Knecht –
Gewiß, es ging dir nicht so schlecht!«

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TextGrid Repository (2012). La Fontaine, Jean de. Versfabeln. Fabeln. Die zwei Maultiere. Die zwei Maultiere. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D996-E