Beim Betrachten einer Menschenlunge
in Spiritus

Ganz ohne Grauen frißt du täglich totes Fleisch.
Und totes Blut ist dir ein süßer Saft.
Erschrickst du nicht? –
Zwar haben deine frühsten Väter auch
Und ehe du erwachtest wurde schon
Dir tausend Totes in den Leib gestopft.
Wie aber muß der erste, der das Tier
Erschlug, herzlich erschrocken sein –
Da, als er sah, daß das, was flatterte,
Was sprang und schreien konnte und im Sterben noch
So flehende Welt in den Augen hatte,
Mit einemmal
Nicht mehr da war.
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lichtenstein, Alfred. Gedichte. Die Dämmerung. Beim Betrachten einer Menschenlunge in Spiritus. Beim Betrachten einer Menschenlunge in Spiritus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EC65-1