[90] Ausblick

Eine eigne Stadt hab' ich gesehen
Über unsrer stehen,
Als ich von des Hauses Giebel heut'
Überschaut die Dächer, rings zerstreut,
Diese alten Mauern, Zinnen, Türme,
Wohnungen der Stürme,
Fenster, dickbestaubt und längst ergraut,
Und durch die kein Menschenblick mehr schaut.
Oben bei dem alten Uhrgehäuse
Hausen Fledermäuse,
Feuersbrünste werfen ihren Schein
In die braunen Ziegelrinnen ein.
Plaudernd raunt und rauscht von hier der Regen
Seinem Sturz entgegen;
Kleine Blümchen, die noch niemand flocht,
Hat die Neugier hier zu blühn vermocht.
Nur die Schatten Längstverstorbner nicken
Hie und da und blicken
Uralt und in längst verschollner Tracht
Aus den blinden Fenstern in die Nacht.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 4. Vermischte Gedichte. Ausblick. Ausblick. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F141-C