Der junge Invalide

Leb wohl, du guter Reiterdienst,
Zu Fuß muß ich nun wandern!
Leb wohl, mein Rößlein, du gewinnst
Zum Reiter einen Andern.
Nimmer führ' ich dich zum Trank,
Nimmer mit dem Säbel blank,
Mit dem klirrenden Sporn,
Durch Hecken und Dorn
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Jag' ich ein und aus mit dir die Welt,
Man hat die Lust mir abgestellt.
Einst glaubt' ich wohl, mein Rößlein gut,
Wir sprengten oft noch beide
Zum Kampf miteinander durch Tod und Blut,
Auf sonniger Schlachtenheide;
Nun ist es aus,
Ich sterbe zu Haus,
Statt in Schlachten froh,
Auf dem Siechenstroh,
Und du schnaubst, wenn ich tot bin, nicht
In mein kaltes, bleiches Angesicht.
Lebt wohl, ihr Kameraden all,
Ergeh's euch eines bessern!
Gott schütz' euch vor Blessur und Fall
Und vor Spital und Messern.
Und du mit dem Goldgelock
Droben im dritten Stock,
Schau mir nicht nach!
Kaum trag' ich die Schmach.
Trompete, du lustiges Reitersignal,
Schmettre, schmettre zum letztenmal!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Lingg, Hermann von. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. 4. Vermischte Gedichte. Der junge Invalide. Der junge Invalide. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-F287-A