Der Zigeuner

Wer reitet über den gelben Sand
Auf ungesatteltem Fohlen,
Das ist der braune Zigeunerbursch,
Braunrößlein ist gestohlen,
Husaren jagen hinter ihm her,
Vors Stuhlgericht ihn zu holen.
»Ich reite zu meiner Liebsten hin,
Meiner braunen Herzensfreude,
Braunrößlein ist das Brautgeschenk,
Das Brautbett ist die Heide!«
»Hurra, du hast zu früh gelacht,
Du frecher Zigeunerhund!
Du fährst auf geraden Wegen
Dem Galgenholz entgegen
Zur ersten Morgenstund.« –
[114]
»Mein Vater starb am Galgenscheit,
Ich will's nicht besser haben,
Dann kommen im blanken Sonntagskleid
Die lieben, treuen Raben,
Und werden mich begraben.
Dann fliegt meine Seele so lustig, juchhei!
Ich weiß nicht wohin, mir ist's auch einerlei,
Weiß kaum, ob ich eine habe,
Meinen Leib frißt Wurm und Rabe,
Und dann ist alles vorbei,
Oder auch nicht, das ist einerlei!«

Münster 1889

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Der Zigeuner. Der Zigeuner. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2189-2