Werdet frei!

Werdet frei! Ihr windet euch in Ketten,
Und der Glaube nur kann euch befrein.
Werdet frei! Gott möchte gern euch retten,
Aber grad durch ihn wollt ihrs nicht sein.
Ists so schwer, Verehrung dem zu zollen,
Der da war und ist in Ewigkeit?
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!
Kam der Hauch des Herrn zur Erde nieder,
Daß des Fleisches Ackerknecht er sei?
Oeffnet ihm die Heimatspforte wieder;
Macht ihn vom Gesindedienste frei!
Längst schon ist des Himmels Ruf erschollen;
Ihn zu hören, ists nun höchste Zeit.
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!
[18]
Hält die Fremde euch denn so gefangen,
Daß ihr eure Heimat nicht mehr kennt?
Könnt ihr nicht mehr zu dem Wort gelangen,
Welches euch beim rechten Namen nennt?
Wenn sie es euch offenbaren sollen,
Sind viel heil'ge Stimmen gern bereit.
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!
[19]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Werdet frei!. Werdet frei!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-30CC-2