La Röse 1

Als der Bernina Felsentor
Durchdonnerte der Wagen
Und wir im Süden sahn empor
[79]
Die Muschelberge ragen,
Blies schmetternd auf dem Rößlein vorn
Der in der Lederhose –
»Wen grüßest du mit deinem Horn?«
»Die Rose, Herr, die Rose!«
Mit flachem Dach ein Säulenhaus,
Das erste welsche Bildnis,
Schaut Röse, weinumwunden, aus
Erstarrter Felsenwildnis –
Es ist, als ob das Wasser da
In weichern Lauten tose,
Hinunter nach Italia
Blickt der Balkon der Rose.
Nun, Herz, beginnt die Wonnezeit
Auf Wegen und auf Stegen!
Mir strömt ein Hauch von Üppigkeit
Und ew'gem Lenz entgegen –
Es suchen sich um meine Stirn
Zwei Falter mit Gekose –
Den Wein bringt eine junge Dirn
Mit einer jungen Rose.
Noch einmal darf in südlich Land
Ich Nordgeborner wallen,
Vertauschen meine Felsenwand
Mit weißen Marmorhallen.
Gegrüßt, Italia, Licht und Lust!
Ich preise meine Lose!
Du bist an unsrer Erde Brust
Die Rose, ja die Rose!

Fußnoten

1 Erste Station auf der Südseite des Berninapasses.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 4. Reise. La Röse. La Röse. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-33C3-B