Der sterbende Cromwell

Vor der Königsburg in nächt'ger Stunde
Knickt der Tod die Eichen in die Runde,
Drinnen sucht er dann ein zäher Leben
Aus den Wurzeln allgemach zu heben –
Whitehall ist Cromwells Sterbestätte,
Ein Waldenser kniet an seinem Bette!
»Herr, ich komm, ein Kind des welschen Tales,
Wo du bist der Schutzgott jedes Mahles,
Unsern Dank auf deine Knie zu legen,
Leben, Cromwell, mußt du unsertwegen!
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Rom befehdet uns mit seinen Pfaffen,
Unser Herzog rüstet frevle Waffen
Gegen unser Tal, den lautern Glauben
Will er oder uns das Leben rauben!
Doch du sahst in deinen Schmerzensnächten
Uns gefoltert schon von Henkersknechten
Und du hobest dich in Fieberschwüle,
Auf den Arm gestützt, empor vom Pfühle
Und du drohtest, über Meer gewendet –
Pfaffen, Henker blieben ungesendet.
Wenn wir, Cromwell, deine Söhne wären,
Herber könnten wir dich nicht entbehren!
Deine bangen Atemzüge geben
Uns den Odem, fristen uns das Leben.
Dennoch – wie du leidest, Herr – unsäglich –
Deine Qualen werden unerträglich?
Dennoch – ob uns Hartes sei beschieden –
Friedestifter, fahre hin in Frieden!«

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TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 9. Männer. Der sterbende Cromwell. Der sterbende Cromwell. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-342A-0