[50] Schicksale der Liebe

1.

Ich stand, ein Berg,
still und einsam.
Da kamst du
und zerschmolzest
das Erz meiner Adern!
Nun bricht es vulkanisch heraus,
ein Schrecken dem Wandrer,
ein Schrecken mir selber.
Verdorrt steht
mein blühender Schmuck,
stumm
meiner Quellen Gespräch,
und langsam
verrinnt
mein Blut
um dich ...

[51] 2.

Wir sind zwei Rosen,
darüber der Sturm fuhr
und sie abriß.
Gemeinsam
wirbeln sie nun
den Weg entlang,
und ihre Blätter
wehn durcheinander.
Heimatlose,
tanzen und fliehn sie,
nur für einander
duftend und leuchtend,
den Weg der Liebe –:
Bis sie am Abend
der große Feger
lächelnd
auf seine Schaufel nimmt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Schicksale der Liebe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3C36-7