Apostrophe

Als der Verfasser unter ein paar alten Eichen verschiedene Gedichte las, worin Rückerts geniale Formen auf eine geistlose Weise nachgeahmt und überboten waren


Ihr mehr als tausendjährigen,
Eichbäum, ihr rauh-moos-härigen!
Ihr, fröhlichen, spitzöhrigen
Waldteufeln angehörigen!
Ihr lang von wutbeflissenen
Nordstürmen wild zerrissenen!
Nun angeweht von weichlichen
Mailüftchen, unvergleichlichen;
Und euer Fuß, der tüchtige,
Den grimmig der bergschlüchtige,
Von Felsen überpurzelte
Waldstrom so gern entwurzelte,
Beglänzt von Bächleins Schimmer nun,
Dessen Gesprächlein nimmer ruhn:
Von Grund des Herzens preis ich euch,
Und überglücklich heiß ich euch,
Daß ihr so hoch euch beide streckt
Und in so dicken Häuten steckt,
[759]
Daß, was ich euch in künstlichen,
So äußerst sprachverdienstlichen
Reimweisen eben vorgesungen,
Euch gar nicht an das Ohr gedrungen.

Notes
Entstanden 1837, Erstdruck 1838.
License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. Apostrophe. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4088-A