Unser Fritz

Unser Fritz richt't seinen Schlag,
Wollt ein Meislein fangen,
Doch weil ihm denselben Tag
Keines drein gegangen,
Wird dem Fritz zu lang die Zeit,
Denkt, ich hab umsonst gestreut,
Will ja keine kommen.
Nach acht Tagen fällt ihm ein,
Im Garten zu spazieren:
Es ist schöner Sonnenschein,
Man kann nicht erfrieren;
Und am alten Apfelbaum
Kommt's ihm plötzlich wie im Traum:
Ob der Schlag gefallen?
»Ja! es sitzt ein Vogel drin!
Aber, weh! o wehe!
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Das ist trauriger Gewinn:
Tot, soviel ich sehe!
– Aber was kann ich dafür?
Sicher hat das dumme Tier
Sich zu Tod gefressen!«
So tröst't sich dein Mörder wohl,
Der dich hungern lassen,
Aber ich vor Leid und Groll
Weiß mich nicht zu fassen!
Hast alle Körnlein aufgepickt,
Hast dann vergebens umgeblickt,
Wo noch ein Bröslein wäre!
Ihr andern Vöglein allesamt,
Wohl unterm blauen Himmel,
Ihr habt mit Wehgesang verdammt
Den Vogelstellerlümmel.
Ach, eines starb so balde, bald!
Eben da in Feld und Wald
Der Frühling wollte kommen.

Notes
Entstanden 1827, Erstdruck 1838.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Mörike, Eduard. Unser Fritz. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-41EC-4