412. Der Teufel in Klein-Wesenberg.

Sieben Koppeln der Klein-Wesenberger Feldmark haben noch jetzt den Namen Teufelsgrube. Hier hat in alten Zeiten der Teufel gehaust. Zuletzt ist er weggezogen nach Barnitz und bei einer Altenteilerin eingekehrt, bei der oft junge Leute zusammenkamen und Karten spielten. Er spielte mit, gewann bedeutend, als aber einer eine Karte fallen ließ und sie aufnehmen wollte, entdeckten sie, wer er sei, und als sie davon liefen, ging er mit dem Gelde zum Fenster hinaus. Jeden Abend aber stellte er sich wieder ein. Da ließ die Frau ihn endlich nach der Lübeckischen Scheide hinbringen. Er versuchte es nun, wieder hinzugehen, konnte aber nicht über die Scheide kommen, als er einen Fuhrmann erblickte und den bat, ihn für einen Taler noch heut Abend mit nach Barnitz zu nehmen. Der Fuhrmann war bereit. Als aber der Teufel aufstieg, ward [280] der Wagen so schwer, daß die Pferde ihn kaum von der Stelle ziehen konnten. Der Fuhrmann schalt, er solle absteigen, aber es half nichts bis in Barnitz; da sprang der Teufel vom Wagen ohne zu bezahlen. Der Fuhrmann lief ihm nach und forderte sein Geld; der Teufel aber hatte nichts. Er sagte zu der Altenteilerin, sie sollte es nur für ihn auslegen, und sie tat es in der Angst. Nun aber mußte sie ihn wieder bannen lassen, und diesmal ließ sie ihn nach dem Klein-Wesenberger Holze hinbringen, wo er noch jetzt sich aufhält.


Schriftlich. Vgl. Nr. 234.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 412. Der Teufel in Klein-Wesenberg. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4637-3