10. Die Stellerborg.
(1164.)
Auch auf der Stellerborg saß ein Graf und regierte über die Dithmarschen. Sie dachten aber auch darauf sich von seiner Herrschaft zu befreien.
Um Pfingsten werden ja heute noch allerlei Spiele, als Ringreiten, Katzenschlagen etc. aufgeführt. An einem solchen Tage gingen einmal die Leute vom Schlosse, um sich mit im Dorfe zu erlustigen; die Dithmarschen hatten den Pförtner bestochen, sagt man. Sie besteckten sich nun alle mit grünen Maien und nahmen Zweige in die Hände und zogen so dem Schlosse zu; da hat der Pförtner gerufen: De Woold de kummt! de Woold de kummt! Darum achtete niemand darauf. Die Dithmarschen gewannen mit leichter Mühe das Tor, fielen über die her, die noch auf dem Schlosse waren, und töteten sie. Etliche verteidigten aber unter der Zeit den Eingang und wehrten den Leuten, daß sie nicht wieder hinauf kommen konnten. So gewannen sie mit leichter Mühe das Schloß und zerstörten es, und erhielten damit ihre alte Freiheit wieder.
Die Leute in Stelle erzählen, daß man den Grafen in einem Keller gefunden habe, nachdem ihn sein Heister verraten hatte, und die Gräfin, die Dortchen geheißen, habe man in dem Brunnen ertränkt, der noch heute darum Doortjensood oder Kuhle genannt werde.
[13] Seit der Zeit aber, behaupten die Dithmarschen, dürfe bis auf diesen Tag kein Adliger im Lande wohnen, und das Recht sei ihnen vom König bestätigt.
Neocorus I 323 und Hans Detleff ebendas. 581. – Mündlich.