490. Die Unterirdischen wollen eine Frau stehlen.

Ungetaufte Kinder schützt man auf Sylt dadurch vor den Zwergen, daß man ihnen eine Bibel in die Wiege legt. Einmal aber hätten sie beinahe eine Wöchnerin selbst aus ihrem Hause in Keitum geraubt. Glücklicherweise kam der Mann noch eben zeitig genug vom Felde zurück um die Räuber zu verjagen und seine Frau aus dem Netze zu befreien, in dem sie sie fortschleppen wollten. Als die Zwerge flohen, hielten sie aber noch einen Augenblick wieder an und riefen dem Manne zu: »Deesmaal heest dü wonnen, man sa bald üs dü aur (über) din Wüf flöckst (fluchst), da sünkt jü deal ön de Gründ, en kumt nimmer wedder ap!« Einige Zeit darauf besuchte nun die Frau eine Gevatterin und blieb ihrem Manne zu lange aus. Als sie darum nach Hause kam, fragte er erzürnt: »Hur (Wo) heest dü Düwel sa lung wessen?« Da verschwand die Frau vor seinen Augen in der Erde und kam nicht wieder zum Vorschein.


Durch Herrn Hansen auf Sylt. – Grimm, Irische Elfenmärchen S. XLIV. Deutsche Sagen Nr. 94 (aus Luthers Tischreden). Thiele, Danm. Folkes. II, 209. 222.


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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 490. Die Unterirdischen wollen eine Frau stehlen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4996-6