559. Der Mann im Mond.

In der Zeit, als noch das Wünschen half, stahl einmal ein Mann am Weihnachtsabend Kohl aus dem Garten seines Nachbars. Eben wollte [378] er mit der vollen Hucke davongehen, da wurden die Leute seiner gewahr und verwünschten ihn in den Mond. Da ist es ganz deutlich bei Vollmond zu sehen, wie er in Ewigkeit die Kohlhucke tragen muß. An jedem Weihnachtsabend soll er sich einmal umkehren. Andre sagen, daß er Weidenzweige gestohlen habe und sie nun in Ewigkeit tragen müsse.

Auf Sylt erzählt man, er sei ein Schafdieb gewesen, der mit einem Kohlbüschel fremde Schafe an sich gelockt habe, bis er zur ewigen Warnung für andre in den Mond versetzt worden sei, wo er noch immer seinen Kohlbüschel in der Hand hält.

Die Rantumer aber sagen:

Der Mann im Monde ist ein Riese; der steht zur Zeit der Flut gebückt, weil er dann Wasser schöpft und auf die Erde gießt und dadurch die Flut hervorbringt. Zur Zeit der Ebbe aber steht er aufrecht und ruht von seiner Arbeit aus, und dann kann sich das Wasser wieder verlaufen.


Aus Dithmarschen; vgl. Claudius Werke I, 92. Hamburg 1844. – Durch Herrn Schullehrer Hansen. – Kuhn, Märk. Sagen Nr. 26. 137. Grimm, Mythol. S. 679f.

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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Drittes Buch. 559. Der Mann im Mond. 559. Der Mann im Mond. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A99-7