[373] 548. Die Schatzquelle.

Eine Viertelstunde westlich von der Stadt Hadersleben liegt ein waldbewachsener Hügel, Böghoved, der Buchenhügel, genannt. Hier hat Herzog Hans gewohnt, ehe er das Schloß an der Ostseite der Stadt erbaute, wovon man noch die Trümmer sieht. Als nun eines Morgens eine Bäuerin Butter nach der Stadt tragen wollte, sah sie oben auf dem Hügel etwas so gewaltig im Glanz der Morgensonne flimmern. Sie kletterte hinauf und wollte doch sehen, was es sei. Da quollen Goldstücke aus dem Boden hervor, als wenn ein Maulwurf sie herauswürfe; sie glänzten ihr recht entgegen, aber ein kleiner schwarzer Hund lag darauf und bewachte sie. Doch die Frau blieb unverzagt und wußte, wie sie sich zu verhalten habe; sie band ihre Schürze los, breitete sie auf dem Boden aus und legte das Hündchen säuberlich darauf; dann scharrte sie einen guten Teil von den Goldstücken in ihren Rock, doch nach Verhältnis der Menge, die da war, bescheiden, nahm dann das Hündchen wieder eben so säuberlich und legte es an seinen Ort. Darauf, als sie nun gehen wollte, sprach das Hündchen: »Wer dich das gelehrt hat, der hat dir keinen Schlag auf den Mund gegeben!« Die Frau aber ging ungefährdet von dannen. Man hat später von der Goldquelle nichts mehr gehört, sie scheint versiegt zu sein.


Schriftliche Mitteilung. – Grimm, Deutsche Sagen Nr. 160f.


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 548. Die Schatzquelle. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4B60-E