Herbst

Ueber den brennenden Meeressand
sind wir beide geschritten,
als mir dein trotziger Mund gestand,
was du erlebt und erlitten.
Weithin lachender Sonnenschein,
duftverschleierte Fluren . . .
sahen denn unsere Augen allein
rings des Verderbens Spuren?
[149]
Welk am Stengel, duftlos und matt,
hing die Rose, die süße;
ein vertrocknetes Lindenblatt
warf uns der Wind vor die Füße.
Glanzumflossen und ohne Schmerz
nahte des Sommers Scheiden –
du nur, zuckendes Menschenherz,
du mußt leiden, mußt leiden! –
Seine Blüte hat jeder Strauch,
Früchte der Baum getragen –
du nur, ringender Menschengeist,
mußt entsagen – entsagen!
Ueber den brennenden Meeressand
sind wir beide geschritten,
als mir dein trotziger Mund gestand,
wie du geliebt und gelitten.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Mit roten Kressen. Heimatklänge. Herbst. Herbst. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-53F4-1