Das Leimerhaus.

Eine berüchtigte Studentenwohnung in L**. 18


Schon oftmals hob i mir denkt,
Es muß net übel klinga,
Das weltberühmte Leimerhaus
Nach Kräften zu besinga.
Es hot si aber non bisher
Koan rechti G'legnat g'funden,
Doch itza Hot der Teufel g'rod
Gor schöni vier verbunden.
In Achdorf in der ganzen G'moan,
Do weit i enk mein Leb'n,
Muß's in Vergleich mit deni vier
Koan solches G'schlamp net geb'n.
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I bin doch fast der tägli Gast,
Mein Wort konn i verbürg'n,
Und sollt i sog'n, wem 's Zimmer g'hört,
So därfats mi d'erwürg'n.
Der Hausherr woaß non selber net,
Is immer noch in Zweifel;
Er sagt halt: wenn der Zins zohlt wird,
Meintweg'n kehrts no in Teufel.
Wer 's Holz hat g'schafft, steht eb'nfalls non
So halb und halb im dunkeln;
Wer d'Lichter zohlt is gor schlecht dron,
Siecht selten eppas funkeln.
Der oan hot a paßabels Bett,
Dös theilt a mit an Pfaffen.
Dafür muß der für's ganze Jahr
Den Schnupftabak herschaffen.
Für'n Rauchtabak der Muckl sorgt,
So viel's halt Alle braucha;
Der Holler der gibt 's Hausbrod her,
Dafür darf er mit raucha.
An oanzis Nachtg'schirr hob'ns all vier,
Dös kummt net aus 'm Zimma,
Do kunnt ma oft, wenn's überlast,
Im Zimma umaschwimma.
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Bis endli no der Humel nimmt,
Und schütt's hinaus auf d' Gassen;
Er braucht's gor oft, sein Blaterl
Konn nur ganz weni fassen.
Beim Fenster steht a Koffer vorn 19,
Der is ganz auserlesen;
'n Vater Noah sein Kasten is
Auf Ehr net größer g'wesen.
All vieri hätt'n sammt Hab und Gut
Drin Platz, do will i wetten,
Und wenn ma's a wen'g einistampft,
Die Bettstţtt sammt die Betten.
Und um die große Pfiffigkeit
Recht deutli zu beweisen,
So wißt's: Von Oelfarb schwarz gemalt
Is 's B'schläg, anstatt von Eisen.
Wenn heut der Holler Praxis nimmt,
Und kümmt von L ** wecka,
So wird enk, wenn die Trucha kümmt,
Sein Herr net wen'g daschrecka.
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Denn do setz i an Thaler dron,
Und trau nur drei mit z' gwinna,
Daß 's ganze Landg'richt sicher glabt,
Der Praktikant steckt drinna;
Meintweg'n, mi geht's just net viel on,
I nimm's ihm net in Uebel,
Es is nur a Beweis, daß all's
Massiv ist in dem Stübel.
Die Bettstatt, wo der Holler liegt
Die bitt i zu betrachten,
Die hot er, wie er kumma is,
Vom Schreina müssen pachten;
Und weil er itz vier ganzi Jahr
Kein Pachtgeld hat entrichtet,
So gibt's enk itz an Höllprozeß,
Den nur das Stadtg'richt schlichtet.
Der Holler will den Pacht net zohl'n,
Er sagt, er is ihm z'theuer;
Das Pachtgeld last hochmächti non,
So kriegt er's fast von neua.
Der Schreiner sagt: Herr Holler, schaugn's,
Wir wechseln net viel Schriften,
Wenn Sie net wolln a Pachtgeld zohln,
So müssen's a nix stiften.
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Der Pater Hummel is a Sau,
Dös wißt's bekanntermassen;
Der Muckl will sie a net grob
Af d'Nosen sch** lassen.
Do streitn's und schlogn's und zanka's denn,
Ma hört's oft ro af d' Gassen;
That noth, er gab a Bittschrift ein,
Ob er an F** dürft lassen.
Der Teufels-Schnupftabak macht viel
Verdruß, ma sollt's net moana,
Denn nimmst 'n Holler nur a Pris',
So fangt er an zu woana.
Es is koan Platz im Zimmer mehr
Von ob'n sowohl als unten,
Wo 'n der net schon hat hinversteckt
Und allzeit hobn's 'n g'funden.
Es sann wohl etli Stief'l do
Am Eck dort in dem Zimma,
Doch wem die g'hörn is ziemli hart
Zu sag'n und zu bestimma.
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Heut tragt's der Humel an sein Fuß,
Der Holler der tragt's morgen,
Der Kirchbauer macht Reisen mit
Ganz ohni alle Sorgen.
So geht's mit Feder und Papier,
Mit Büchern und mit all'n;
Es san enk grod die rechten vier,
Ma könnt's net schöner mal'n
Und wenn der Muckl a non war
A Süffling wie die andern,
So därft'ns als vier Brüder glei
Im Dörfel umawandern.
Sie leb'n wahrhafti auf der Welt
Von Samsta af'n Sunnta,
Hob'n oft all' vier koan Kreuzer Geld,
San doch fidel und munta.
Der Postwag'n is ihr g'schworner Feind,
Laßt's oft gar gräßli stecka;
Dös alles ober thut 'n nix,
Macht ihna net viel Schrecka,
In so an Zimmer wos z'studir'n,
Dös wär a Kunst zu nenna,
Und dös z' begreifa därf man nur
Die Leuteln alle kenna.
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Es is koan Tag im Jahr, bei Gott!
Wo's all vier nüchtern z'finden.
Wo oana net an Ruppel hat,
Und schlaft im Bett dahinten.
Der schreit und lärmt und spaßt und lacht,
Itzt da studirt's brav nacha;
Itzt hobn's sie's aber pfiffi g'macht,
Ma kunnt's net schlaucher macha.
Der Holler hot: Silentium!
Auf Pappendeckel g'maln,
Bis er das Taferl net dreht um,
Muß 's ruhl sein bei all'n.
I könnt non manches Rühmliche
Von der Bagagi singa,
Doch will i net mein edle Zeit
So liederli zubringa.
I hob's enk nur im Kurzen g'sagt –
Oes müßt's mas selbst einräuma:
Wenn Jemand nach an Saustall fragt,
So weist's 'n hin zum Leima,

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Karl Theodor. Gedichte, Aufätze und Lieder. Gedichte, Aufätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. Das Leimerhaus. Das Leimerhaus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5572-8