Die verpestete Freiheit

Was schreit das Pharisäervolk so ängstlich durch die Länder,
Die Häupter dick mit Staub bestreut, zerrissen die Gewänder?
Sie schreien: Sperrt die Häfen zu, umzieht mit Quarantänen
Die Grenzen und die Ufer schnell vor Schiffen und vor Kähnen!
Die Pest ist unter ihrer Schaar. Da seht die Strafgerichte,
Damit des Herrn gerechte Hand Empörer macht zu nichte!
Die Freiheit selber, wie es heißt, ist von der Pest befallen,
Und flüchtet sich nach Westen nun mit ihren Jüngern allen.
O seht euch vor, daß in das Land die Freiheit euch nicht schleiche,
Und der gesunden Völker Herz mit ihrem Hauch erreiche!
Sie kleidet sich zu dieser Zeit in vielerlei Gestalten:
Bald Weib, bald Mann, bald nur ein Kind, bald hat sie greise Falten.
Drum lasset keinen Flüchtling ein, der kommt vom Griechenlande,
Daß nicht die Freiheit ihre Pest bring' in die guten Lande!

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TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge. Griechenlieder. Neue Lieder der Griechen, drittes Heft. Die verpestete Freiheit. Die verpestete Freiheit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5B48-1