was narren dem grosen narren in dem haupt sitzen / vnd im fast we thůn.

Es sitzen narren in meinem haupt,
Der tüffel hat in darin erlaubt,
Thůn mir der plagen so vil an,
Das ich schier sterben můß daruan.
[112]
Ach got, rieff ich es in himel yn,
Wil es dan ye beschworen sein,
Vnd hilfft auch weder guck noch gack,
So sing ich nit den habersack.
Ich sag bei got als, das ich weiß,
Treff an die kelber oder geiß;
Die narren mögen doch nichtz schweigen,
[113]
Was sie nit sagen, das müsen sie geigen.
Dan solt es sein ein heimlicheit,
Sie hetten es dem narren nit gefeit.
Haben sie mir dan gesagt daruon,
So wöllen sie es nit heimlich hon.
Ee das ich lit die starcken wort,
Vil lieber lit ich einen mort.
Ach liebster vetter, liebster, mach,
So du nit wilt ie lassen nach
Vnd zwingst mit worten mich so hart,
Mer dan nie tüffel bezwungen wardt,
So schnel bei got ich es alles sampt,
Wa ieder nar hat seinen stant,
Vff das du mögest mit groser witzen
Ein ieden finden, wa sie sitzen.
Dan alle meine glider, wiß das wol,
Ist iedes eigner narren vol.
In dem haupt, damit man brucht witzen,
Da selbst die glerten narren sitzen,
Die vff den cantzlen predigen ston,
Das sie den Luther nit wöllen lon,
Dan sie seien im zů frum,
Er sag nichtz dan das ewangelium
Vnd die warheit aller welt;
Got geb, wem recht das selb gefelt!
Ir red, on alle wider wer,
Sei nichtz dan ewangelisch ler,
Ir ler sei vß der heiligen geschrifft;
Wie wol sie vnder disem gifft
Sůchen, das ein mort betrifft,
Vnd sunst vff erden nichtz herfür ziehen,
Alle andere leren Christi fliehen,
Allein die bösen reden fieren,
Damit man sol den buntschů schmieren
Vnd ein fridsam Christlich gemein
[114]
Damit vffrürig mecht allein.
Das aller erst, das sie dir predigen,
Ist, wie man sol den babst beschedigen,
Vnd wie verston sol werden das:
Petre, pasce oues meas.
Vß disen wörtern werd geschetzt,
Ob Christus hab ein babst ersetzt,
Den sie ab dilcken vnderston,
Vermeinen, so würd vndergon
Der babst vnd hirt der Christenheit.
Das würd den andern schäflin leit;
Dan wa der hirt geschlagen würt,
Da künnen die schäflin niendert fürt.
Sie ziehen darnach auch herfür,
Warumb der babst entzucket dir
Des leibs Christi beid gestalt,
Fleisch vnd blůt auch beider falt;
Als ob du soltst verston da bei,
Es geschehe vß gantzer büberei,
Vß aller geistlicheiten haß,
Das sie dir nit wolten günnen daß,
Vnd hat vß list dir es ab erlogen,
Vncristenlichen ab gezogen.
Glaub mir, das keiner das für went,
Das er dir gan das sacrament;
Ich sei mein lebtag nimer frum,
Ist ein wort in dem ewangelium,
Damit sie dir ein andacht mechten,
Wa sie das selbig herfür brechten!
Sie sagen dir kein götlich wort,
Sie rincklen es dan vff siben mort
Vnd wie man sol den buntschůh schweitzen,
Mit rotem gumpst vnd essig beitzen,
O gůter schmutz! die finger schlecken;
Das essen gern die nerrischen gecken
[115]
Mit baumöl vnd mit ancken schon,
Das er dir glat möcht hinab gon.
Die pfaffen, münch, die solchs predigen,
Die vnderston allein zů schedigen
Ir oberkeit vnd mit gesellen,
Das sie in kein pfrůn geben wöllen
Vnd vff ein seiden küssin stellen;
Vnd wöllen sie damit bezwingen,
Mit herren krefften darzů tringen,
Das sie in geben follen kragen.
Gelt! wa sie darnach weiter klagen.
Wan ir kasten ist gefült,
Vnd haben gnůgsam zinß vnd gült,
Dan ist das ewangelium recht,
Wol verstanden, glat vnd schlecht.
Nim doch der selben bůben war,
Sein sie andechtiger vmb ein har
Vnd bessern mit ir ödes leben,
So wil ich tusent guldin geben!
Vnd süfftzen doch so manigfalt,
Wie dem esel der sack empfalt,
Nach dem heiligen ewangelium,
Vnd werden daruon nimer frum,
Allein wie listig mit geferden
Der buntschůh möcht gerincklet werden;
Dan achten sie es für besunder glück,
So in auch würd daruon ein stück.
Alle ir ewangelische ler
Ist, wie man gantz herumb der ker
Grund vnd boden, das sie krachen
Vnd das wir bald feierabent machen.
Das ewangelium recht verston,
Klöster / stifft vnd land verlon,
Das in der tüffel hat erlaubt:
Sie sitzen mir in meinem haupt
[116]
Vnd thůn mir also wunder we.
Ach legen sie in dem boden see!
Ach möcht man sie mit beschweren straffen!
So wolt ich baß mit růwen schlaffen,
Ja ich vnd warlich iederman!
Die gröste schuld haben sie daran.
Sie sein warlich die rechten knaben
Vnd wöllen es doch kein schuld nit haben;
Es ist alles sampt das ewangelium,
Damit sie der maß gangen umb.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. was narren dem grosen narren in dem haupt sitzen - vnd im fast we thun. was narren dem grosen narren in dem haupt sitzen - vnd im fast we thun. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CA1-2