Den buntschuch schmieren.
Wie der luther den buntschůch schmiert / das er den einfaltigen menschen angenem bleib.

Ich wolt mein heer gern wol versehen,
Das vnß kein mangel möcht befchehen,
So föcht ich, das die fürsten / stet,
Ein ieder das versehen het,
Das sie vnß weder wein noch brot
Lassen fieren zů in not.
Darumb hab ich ein fund erdacht,
Ein grosen buntschů mit mir bracht;
Der selb würt vnß al wol erneren,
Den vnß auch nieman kan entweren.
Vnd ob er schon ruch leder ist,
So mag er werden zů gerist
Vnd so geschmieret also glat,
Das er ein schons geschmecklin hat.
Ia wie der muscateller wein,
Als süß gat er zur gurgel ein.
Kein honig ist so süß vff erden,
Vnd mag kein zucker nimer werden
Also süß zů aller frist.
Ia wan er wol ist zů gerist
Vnd so feißt geschmieret wol,
Dan schmackt er wie ein pfaffenkol.
Es schmackt kein negelblům so gůt,
Als ein geschmierter buntschů thůt.
[214]
Wan man wil, so ist er wein,
Darnach man etwas schmiert drein.
Schmiert man hünertreck darneben,
So schmackt er wie die hüner eben.
Genßmilch vnd ir grüner treck,
Vnd drei finger breit mit speck,
Hamels zotten, affenschmaltz,
Ein becher mit geweichtem saltz,
[215]
Wan die stück sein zůsamen griben,
Mit schmieren in den buntschů triben,
So thůt er, wie das wiltpret schmackt,
Als vnß der luther schreibt vnd sagt.
Dan wa der buntschů nit mit gferden
Wa geschmiert, bereit möcht werden,
So schmeckt er recht wie tüffels treck,
Das ieder lieff vom bunt hinwegk
Vnd nem doch weder gelt noch golt,
Das er der speiß versůchen solt.
Darumb facht man in an zů schmieren
Vnd sagen, wie man wöl regieren
Baß, dan vor ie ward regiert.
Man hab ein ellends wesen gefiert,
Auch sei der arm man gar verdorben
Vnd von hungers not gestorben,
Vnd sei beschwert iederman,
Das niemans das erleiden kan.
Die zöl, die müsen ab am rein
Vnd al beschwerden von dem wein,
So würt es leichtlich darzů kumen,
Eim maß würt vmb ein haller genumen.
Schatzgelt / betgelt / stüer vnd wacht,
Fronen / zinsen als verlacht,
Vnd sol kein buer kein gült me geben
Den pfaffen / herren; mercken eben:
Dan cristus hat vnß al gefreit,
Das niemans gült dem andern geit.
Wir sein al pfaffen, edelman
Vnd sehen niemans weiters an.
Wir wöln ein mal auch selbs regieren,
Wie das vnß dunkt den buntschů schmieren,
Vnd haben einen gůten můt
Mit der reichen kargen gůt.
Wir sein doch al eins vatters kind,
[216]
Das wir auch gleich al erben sind.
Wir wöln eins mit einander teilen
Vnd wie die katzen mit müsen geilen.
Wa dan mit solchem glatten schmer
Der buntschů süß gesalbet wer,
So wessert dem gemeinen man
Das mul vnd auch die zung daruan,
Vnd wolt vil lieber ein buntschů fressen,
Dan des besten wiltpretz essen.
Wer er nit geschmiert, so wers vmb sust,
Vnd het kein mensch darzů gelust.
Das schmieren macht in also gůt,
Das mir der mund so wessern thůt.
Wan er also geschmieret ist,
So kumpt der luther dan mit list
Vnd hat erst rechten affenschmer
Vnd weiß vorhin al ir beger,
Auch facht erst an vnd schmiert in baß
Vß einem alten bütelfaß,
Wie das vnd dis als götlich sei,
Vnd ein ieder mensch sei frei
In dem heiligen tauff worden,
Sei bůbenteding mit den orden,
Man sol die klöster al zerstören
Vnd vff den boden gar vmb kören,
Darzů vff blündern alle stifft
Vnd sie vermeiden als ein gifft,
Es sein hůrhüser allesampt.
Damit das hertz er in erflampt,
Es stand im ewangelium,
Das man sie kere al herum;
So dörffen sie kein gült me geben.
Was dörffen wir das münchisch leben?
Wir künnen alle selber betten
Vnd, wan vnß glust, zů kirchen dretten.
[217]
Sie hon die warheit vnß verschwigen
Vnd lassen vnder den bencken ligen.
So künnen wir einander leren;
Was dörffen wir ir predig hören?
Meß halten ist abgötterei!
Sagt an, wa es geschriben sei,
Das man opffer in der meß
Vnd des teftamentz vergeß,
Das cristus hat zů letz gelon
Am nachtmal mit den iüngern thon?
Als nichtz / thůn vnß den blunder ab!
Lůg ieder, das er schühung hab
Von den siben sacramenten.
Es sein alsamen nur blaw enten,
Das die pfaffen hon erdacht,
Damit sie gelt hon heruß bracht.
Sol ich mein kind nur teuffen lon,
So ist es vmb das gelt gethon.
Beicht ich dan, so heischt man gelt;
Die messen mir auch nit gefelt,
Firmen / salben, was das ist,
Ist alles vff den seckel gerist,
Nichtz anders dan der pfaffen list.
Wan die sacrament nit weren,
So dörfften sie kein gelt begeren.
Sant Anthoni heischt ein suw;
Gib du mir vnd mangel du.
Es ist als nichtz der heiligen bit,
Sie helffen doch on gelt vnß nit.
Das fegfeüer wöllen wir verwerffen,
So weiß ich, das wir nim bedörffen
Für vnserer elter selen bitten;
Sie hon doch nichtz darin erlitten.
Er macht den buntschů so vol schmer,
Als ob er luter zucker wer,
[218]
Das ieder hat darzů beger,
Den buntschů lieber essen wolt,
Dan das er schiltlüß schlucken solt.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Den buntschuch schmieren. Den buntschuch schmieren. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CAF-6