wie der beschwerer nit ein meit vmb aller narren trauwen gibt.

Ich mag doch wol von wunder sagen!
Hat vch der tüffel zůsamen tragen
In meins lieben vettern magen?
Das ist ein grusamlicher fal.
Wie kanstu sie verdauwen al?
O groser nar vnd vetter mein,
Du sagst mir gnůg vnd warnst mich fein.
Kert ich an warnung mich vnd bit,
So wer ich doch kein nar nit.
Wir narren hören keinen rat,
[109]
Ja den vnß got auch selber dat!
Bei vnß hilfft weder warm noch kalt,
Wir schissen eim in das rathuß balt.
Wan wir narren witzig weren,
Wir vnderliessen solchs beschweren
Vnd fiengen bessers an zů leren.
Das sie mir aber schreiben stauwen
Vnd mir vff weiter schenden trauwen,
Ja entruwen! vff metziger auwen
Wie ich die enten gestolen hab
Vnd kirsen brach von beumen ab,
Vnd das ich gieng an dem bettel stab:
Das gröwet mich nit vmb ein hor
Vnd kümert mich doch auch nie vor
Nit vmb ein nestelnadel zwor.
Wan sie wöllen narren sein
Vnd beschreiben alle fisch im rein,
Auch nerrische, dorechte büchlin machen,
Vngesaltzen, vngebachen,
Die nit ein quintlin weißheit hant,
Vnd die vß spreiten in dem landt,
Vnd wolten allein narren sein;
Da schlieg mir lieber der tüffel drein!
Ich laß mich nit so leicht verscheiben,
Von meinem narrenkolben treiben.
Ich bin als wol ein nar als sy,
Vnd wont mir nit ein witzlin by.
Wer ich gesotten vnd gebraten,
Geröstet, wie es möcht geraten,
Finden ir der weißheit nit ein meit;
Solch speck so gar kein witzen geit,
Er hat den ritten in der hüt.
Solt ich ein nar vergebens sein?
Sie wölten schwetzen bei dem wein,
Vnd ich solt sitzen wie ein stum?
[110]
Ja wol, keren mir das bletlin vmb!
Ich wil auch nerrische sachen schreiben,
Mein iunge narren heruß treiben.
Ich bin auch in der brůderschafft,
Da man wenig witzen klafft,
Vnser weißheit gibt kein safft.
So ietz die narren bücher machen,
So kan ich auch zů den sachen.
Bůch vmb bůch! ich wil mich rechen
Vnd sie mit büchlin vberstechen,
Vnd förcht sie gar nit vmb ein har.
Nerrische war vmb nerrische war!
Narren bůch vmb narren bůch!
Ja malten sie mir noch ein brůch
Oder tusent in die hand,
Darab ich nit den rucken wand.
Wan die büchlin sein beschriben,
Wer besser het den narren triben,
Dem sol der Luther sein dochter geben,
Ein narrenkappen auch da neben,
Vnd sol in riemen vor andern doren,
Die ietzund sein vnd yemer woren.
Der schanden, die sie mir zů messen,
Der wil ich gantz vnd gar vergessen.
Es ist kein frumer man in dem land,
Der inen glaubt solchen tand
Vnd ir erlogne dichte schand.
Es würt sich selbs zů letst erfinden,
Das es nit mag vff warheit gründen.
Wan sie die sachen baß bedechten,
Die regel gůt in allen rechten,
Das ieder frum geachtet sei,
Biß warhafftig werd bracht bei,
Das iemans sei ein solcher man,
Der gezogen werd der massen an.
[111]
Vnd laß als vnuerantwurt stan,
Ja als, das sie mich haben gezogen.
Ich weiß, das alles ist erlogen.
Vnd offenlich lügin haben kein schein
Vnd wöllen vnuerantwurt sein.
Wöllen sie daran kein vernügen han,
So wil ich in zů dem rechten stan
Vor den hirten vff den felden,
Ja der der sauw hiet in den welden!
Vnd wolten ir mich weiter treiben,
Bei disem erbieten nit lassen bleiben,
So rieff man allen narren zůsamen,
Ein ieden mit seinem rechten namen.
Dan wöllen wir raten, wie wir thüen,
Einander mit dem kolben schliegen.
Wer den grösten kolben hat,
Der kum von dem galgen vff das rat
Vnd setz sich da in das wasserbad.
Wir narren stecken kein ander zil
Dem, der vnß narren geweltigen wil,
On recht vnß wil mit gewalt vertreiben
Vnd laßt vnß nit bei recht bleiben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wie der beschwerer nit ein meit vmb aller narren trauwen gibt. wie der beschwerer nit ein meit vmb aller narren trauwen gibt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CC5-0