wer in des grosen narren deschen sitzt.

Mir sitzen narren in der deschen,
Die gern ir hendlin wolten weschen
In gelt vnd anderer lüten gůt
Vnd füren mit ein freien můt.
In meiner deschen sitzen narren,
Die vff gůt vnd gelt da harren.
Das sein besunderliche knaben,
Die gern ein sackman wolten haben,
Ir hend in frembden gütern weschen;
Die sitzen mir hie in der deschen.
Die haben ein eigens ewangelium,
Wie man stifftung ker herumb
Vnd die klöster gantz zerreiß;
Das predigen sie mit gantzem fleiß.
So wöllen sie ir gelt vnd gůt
Vß teilen dan mit freiem můt;
O guldin leben! ferdenblůt!
Ir ewangelium weißt das vß:
Die geistlicheit von huß zů huß
Sol alle zeit im bettel gon,
[117]
Das Christus selbs auch hat gethon.
Man sol dem babst zwo kronen zucken,
Alllein mit einer lassen schmucken –
O starcke biß, hungerige mucken! –
Vnd gentzlich abthůn allen bracht,
Den vnsere bischöff haben erdacht,
Ir zinß vnd gůt in nemen al,
Damit sie füren reichen schal,
[118]
Darzů ab thůn alle Cardinäl,
Dem babst auch nemen als da neben,
Was Constantinus im hat geben;
Schlösser / stet vnd auch die landt
Sol haben nit der geistlich standt.
Wie wol das nit die meinung ist,
So bruchen sie doch disen list
Vnd sagen, wie sie teilen wöllen
Die geistlich zinß mit iren gesellen:
Zů dem ersten in den spittal geben,
Den maltzen auch da neben,
Vnd wie sie sich so hoch erbarmen
Vber burger vnd huß armen,
Witwen / weisen auch damit;
Vnd wöllen doch betrachten nit,
Das sie die berenhaut verkauffen,
Ee sie mit iagen darumb lauffen.
Got wil es keim menschen hie erlauben,
Das sein zů stelen vnd zů rauben.
Warumb woltestu mir nemen das,
Das ich mit gůtem recht besaß
Vnd mit rechtem titel was?
Ein deckmantel sie erdichtet hond,
Vff das die gemein das nit verstond;
So můß es sein ein cristlich ler,
Ob es schon als erlogen wer.
Wan sie die güter alle nemen
Vnd vff ein huffen legten zůsemen,
So würd dem armen das daruon,
Als sie in Böhem haben gethon.
Da auch der arm meint, das im würd
Von geraubtem gůt ein zimlich bürd;
Da nam es der reich vnd ließ den armen
Sich im ellend gon erbarmen.
Ich bin nit alt, noch denckt mir, das
[119]
Vor me ein solcher buntschůh was
Vff dem hungers berg vereint;
Die selber hetten auch vermeint,
Sie wolten geteilt haben das lant,
Wie wol ich sie vff den rädern fand.
Einer was der Vlman genant,
Den die zů Basel haben gericht,
Als billich was zů der geschicht;
Dan teilen / nemen frembdes gůt
Vnd stelen / rauben thet nie gůt.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wer in des grosen narren deschen sitzt. wer in des grosen narren deschen sitzt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CEF-3