Der erst buntgenoß.
Ein klegliche klag an den Christlichen keiser Karolum, das er sich nit laß böse
cristen verfüren.

Jetz bin ich meister geiger hie.
Ich hab dich vor verlassen nie;
[123]
Was wolt ich ietz ernüwern dan?
Ich scham mich nichtz zůn narren stan,
Dan ich hab es vor mals me gethan.
Wer einen narren schuldig wer,
Vnd stelt man mich dan im da her,
Der mich dan wolt verwerffen hyn,
Der wolt leicht nit bezalet syn.
Doch wil ich meinen stand beweren
Gnůg on alles narren beschweren;
Got geb, wer sich doch rumpff darab,
Den ersten stand ich billich hab!
Ich hab groß sorg vnd gang in rat,
Ee das man mich ie darumb bat.
Verdrüßt mich an der lincken zehen,
Das man es nit hat baß versehen,
Dan das man den Tertusian,
Der nit ein hirten leren kan,
Vnserm keiser hat gegeben,
Das er in künstreich lert leben.
So ist er auch der geschrifft nit bericht,
Damit man stifft vnd klöster bricht,
Kan auch nit das ewangelium,
Damit man es alles kert herumb
Vnd würff es vff ein huffen zůsamen
In aller tusent tüffel namen.
Es thůt mir we in meinen oren,
Ja würser dan ich wer beschworen,
Das der bettel münch ein stant
Het bei keiserlicher hant
Vnd beicht dem bettelmünch darzů.
Ich geb darfür mein beste ků,
Das er ein andern beichter hat:
Den hoch gelerten Karolstat.
Der künt im doch die sach beschreiben,
[124]
Wie weihwasser möcht in krafft bleiben,
Damit er tüffel mög vertreiben,
Vnd wie die pfaffen sollen weiben,
Vnd anders wie man billich sol.
Dan weihwasser dient dem keiser wol;
Wa er zů trincken het kein wein,
Das er weihwasser schlucket yn,
Mächt im sein euglin lauter vnd fein.
Er sol billich herfür werden gezogen,
Dan wir sein gewesen alle betrogen,
Vnd hat es kein pfaff me weihen kunt,
So haben sie es vnß auch nie gegunt,
Bis das der karolstat ist kumen.
Der hat erst rechten funt vernumen,
Wie man weihwasser segnen söl.
Darumb der keiser im billich wöl
Ja stetz an der seiten haben,
Vnd wan er reit, sol diser traben.
Wan mir der keiser folgen wolt,
Als er dan warlich billich solt,
Wolt ich im einen zögen an,
Der wol latinisch reden kan,
Das er on alle widerstreb
Ein gelerten, gůten schůlmeister geb.
So fint er in latinischer geschrifft,
Wie man die klöster vnd die stifft
Vnd damit die beschornen bůben
Sieden solt in braunen růben,
Dan sie sein feißt vnd darzů queck,
So geben sie sunst kein andern speck,
Die keßbetler vnd die gugel fritzen,
Die ir kappen da hinden spitzen
Vnd allent halben lauffen, blitzen.
Ich gün dem keiser aller eer,
Wan er vff vnser seiten wer,
[125]
Das wir den blunder in die flamen
Würffen in ein feüer zůsamen.
Ich hab im das gnůgsam geraten.
Thůt ers, ich schenck im ein schweinin braten;
Daruff mag im ein trunck geraten.
Das riet ich im, ee sie mich batten.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Der erst buntgenoß. Der erst buntgenoß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CFA-9