wer dem grosen narren in den schůhen sitzet.

Fünfftzehen knecht vnd drei zů roß!
Mit solchem lumpenwerck vnd troß
Ist fürwar nit gnůg zům streit,
Wir müsen haben me der lüt.

Murner.

Nvn her, mein vetter, sag mir an,
Hie sein noch vil zů wenig man,
[192]
Darumb sag mir, ist iemans mer
In dir verborgen, sag in her,
Dan wa du dich des woltest speren,
So müst ich dich noch baß deschweren.
Thů mit lieb, was ich dich bit,
So darff ich dich hie peinigen nit.
Ich förcht, solt ich dich beschweren me,
Dein hertz würd brechen dir von we.
[193]
Sag den tüffel heruß mit willen,
So bringstu mich zů růw vnd stillen
Vnd hilffst dir selber auch vß not,
Das du von beschweren sterbst nit dot.
Du můst mir kurtz ab sagen das –
Dan es bedüten můß etwas –
Warumb tregstu an einem bein
Ein stiffel vnd am andern kein,
Sunder einen buntschůh groß,
Das man den schenckel dir sicht bloß?
Buntschůh, stiffel hört nit zůsamen,
Das kint můß hon ein andern namen.
Es ist eim stechzüg gar vnglich,
Der sich zůsamen rincklet nicht.
Spar nur den athem vnd sag har,
Ee ich dir vber die nasen far
Vnd beschwer den tüffel vßher gar.
Nun sum dich nit vnd sags heruß,
Ee das ich kum mit hurlebuß.
Das ist der böst flůch vff erden,
Damit vff erd mag beschworen werden;
Nun hüt dich, kum ich mit geferden.
Der groß nar.

Ach iemerliche not vff erden,
Můß ich erst me beschworen werden!
Das facht mich hoch an verdriessen.
Mag ich dan gar des nit geniessen,
Das wir doch beide vettern sindt?
Mir thet so we vff erd kein findt,
Als du mir thůst, vnd bist mein fründt.
Der tüffel darff der früntschafft dein!
Wolt got, das du legst in dem rein
Vnd schwimst ins niderland dahin!
Du fragst vnd fragst recht wie ein kind,
[194]
Als wißstu gar nit, wer sie sind.
Du bist als schlechter dumer sit –
Das dich der einfaltig ritten schit! –
Als kündstu nit gantz drü erzelen
Vnd betest für die lieben selen,
Vnd bist rotunder dan ein boltz,
Auch beschißner dan das galgenholtz.
Hab ich nit gnůg thon meiner eren,
Das ich mich hab lon dapffer hören,
Welch in meim leib verborgen ligen,
Das ich das selb nit hab verschwigen,
All die verraten in meim magen?
Můß ich dir erst auch weiter sagen,
Wer in schůhen ligt vergraben?
Es sein dannocht zwen rechter knaben.
Wes züchstu mir die schů nit vß
Vnd rupfst sie mit dem har heruß?
Sůch sie selbs; was fragstu mich?
Doch wil das selber sagen ich,
Das du nit aber trüwest für,
Die lenden baß zü gürten mir
Vnd noch baß der maß beschweren,
Auch wöllest mich baß geigen leren.
Lern den tüffel in dem hertz!
Ich mag nim leiden solchen schmertz
Vnd mich noch baß besckweren lon,
Ich stirb, bei got, zů dot daruon.
Ich wolt ee sagen alles das,
Was ie in mir verborgen was.
Guck in meinen stiffel ein,
Da findstu brůder stiffelein,
Das schwartz brun münchlin, bei meim eidt,
Das gesungen hat von brůder veit,
Das ein augustiner was,
Wie wol der nar gefelt im baß,
[195]
Vnd hat sein kütlin vß geschwenckt
Vnd an einen baum gehenckt,
Vnd laufft ietzunder rumplieren,
Wil mit der welt fürt trumphieren.
Ach, lieber vetter, laß in gon,
So singt er dir ein liedlin schon,
Als er dem luther hat gethon,
Süß in brůder veiten thon.
Er hat ein stimlin nach der kürtz,
Wie ein esel bricht die fürtz.
Ir müsen dannocht senger han,
So nim das selbig münchlin an,
So singt es dir ein liedlin dran.
Würt stetz bei dir sein vnd vmen,
Es darff nit me gen Eßlingen kumen.
Nit das es etwas hat gethan,
Allein das es wol singen kan
Vnd hat da selbst zů hoch gegeckt,
Ein sieche kindbetterin erschreckt,
Hon sie verbotten im die stat,
Das er nit hübschlich gesungen hat.
Das selb im nit ein herlin schat.
Es müst sunst seinen orden fieren,
So laufft es lieber bůbelieren
Vnd hofft, es wöl sich bald nit schemen,
Zů der ee ein iunckfraw nemen,
Die welt mit lieben kinden meren,
Wie dan der luther das kan weren;
Ich hab schon vff ein ort geleit
Nüwe müntz darzü bereit,
Die ich gaben wil dem frumen,
Vnd wil im vff die hochzeit kumen.
Es ist ein höflichs menlin zart
Vnd hat ein adeliche art.
Ich bit, hab in in sunderer acht;
[196]
Es hat dir doch ein büchlin gemacht,
Gesungen dir in süsem thon,
Das soltu in geniessen lon.
In dem buntschů sůchen mir
Grose narren, züchs herfür,
Die dise vffrůr hon erdacht
Vnd den buren weiß gemacht,
Darzů bericht die gantze gemein,
So iedem möcht der werden ein,
Der wol gerincklet wer, gegürt,
Der würd kein mangel haben fürt.
Dan wer ein solchen buntschů hat,
Dem selben nit mer vbel gat
Vnd hat kein mangel me vff erden,
Wem nur ein stück daruon mag werden.
Dan wer in legt in wasser ein,
So würt das wasser luter wein;
Legt er in dan hin vff das korn,
Würt hüt ein sester tusent morn.
Also meret sich als gůt,
Was nur der buntschů rieren thůt.
Ist das nit den armen gůt
Vnd der armen cristen gemein,
Die noch weder korn noch wein
Hat im huß vnd můß verderben?
Darumb sol ieder vmb ein werben,
Oder vff das minst dir werd
Ein rincken daruon mit geferd.
Doch möchtst den riemen vberkumen,
Das würd dir ewig bringen frumen.
Wer nur vom buntschů den riemen find,
Der selb würt reich, er, sein kind.
Sie hon auch ein in schluraffen lant,
Darumb sie so gůt leben hant,
Da ist lebkůchen iede want.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wer dem grosen narren in den schuhen sitzet. wer dem grosen narren in den schuhen sitzet. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CFE-1