[87] [89]Thomas murner, der heiligen geschrifft / vnd beider rechten doctor / allen lesern dises bůchs heil / vnd meinen früntlichen grůß.

Ir erwirdigen, ersamen, frumen leser / geistlich vnd weltlich / welcher würden oder statz ir seien. Ich hoff, das euch bekant sei / vnd des ein gantzes wissen tragen / wie Martinus Luther zwei ding verstanden hat. Erstlich in vnserm heiligen Cristlichen glauben vil dings zů ernüwern /des andern teils vil mißbrüch aller geistlicheit so er dan fürwent zů besserung treiben / fieglich oder mit vnfůgen, laß ich diser zeit berůwen. So aber mit mir noch fil me andern solche ernüwern in Cristlichem glauben nit gefallen haben / als die da vnserer achtung wider got, die heilige götliche geschrifft / auch wider alle recht / cronicken vnd erfarenheit weren / hab ich vermeint, zů der sach dienen / vnd erkantnis der warheit, mit cristlicher messigkeit / mit vorbehaltung der eren vnd würden seiner personen in zů widerfechten /lut etlicher büchlin, so dan von mir wider in vß gangen sein / zů letst die sach ersetzet zů gemeiner Cristenheit / einem concilio / oder allen oberkeiten vnsers glaubens / in ansehung der red vnd widerred die warheit zů erkennen. Des andern teils mich alle zeit hoch protestieret vnd bezügt, meiner meinung gantz nichtz sei, eincherlei mißbrüch zů versprechen, entschuldigen oder zů beschirmen / als der da wol weiß / das die sach des heiligen glaubens mit keinen menschlichen brüchen oder mißbrüchen sol verwick let sein. So nun die sach vnsers glaubens die gemein cristenheit betrifft / des ich (ob got wil) auch ein glid bin / hab ich vermeint in krafft meiner cristlichen freiheit / mir auch gebür darzů zů [89] reden / het auch nimerme vertrüwet /das ich damit weder den luther noch iemans vff erden solt oder möcht beleidigt haben / sunder alle meine lebtag nie anders glaubt noch gewüßt / dan das die warheit hoch widerfochten ie me an tag kumpt vnd verstentlicher würt / allein dy vnwarheit kein widerred erleiden mag / vff das ir falscheit nit an das liecht kum. Solch mein widerfechten hat Martinus Luther in einem besundern bůch wider mich verantwurt / ia wie die schelige Dido Enee in seinem abzug ein antwurt gab / vnd mein schreiben hoch in vblem empfangen vnd vff genumen mit vil vnwarhafftiger schmehung vnd spötlicher verenderung meins vätterlichen namens, also das ich mich des zů im als einem doctor vnd geistlichen man vff erden nichtz minders versehen het. Deßgleichen haben auch gethon on zweiffel im zů gefallen vnzeliche büchlinschreiber / mit verborgnem namen / vnd mir so vil schand vnd laster in aller tütschen nation zů gelegt / mich für des babsts geiger vß geben / ein katz vnd ein drachen vß mir gemacht /ein brůch in beide hend geben / gemalen, behoblet /das ich kum glaub / das ein glid an meinem leib sei /das sie nit glosiert vnd beschriben haben / mit anzögung aller meiner daten, so ich ie begangen hab, seit ich in der wagen lag. Mein vnschuld hoffnet ich darzů thůn, wa mir gebürt / aber diser gauckler zungen hab ich nit in meinem gewalt. Het auch vermeint, sie würden doch ein mal selb daruon ston / so haben sie erst von nüwem an gefangen / vnd mich für ein grosen mechtigen narren vßgeben / wol zů verston / wan sie mich für ein witzigen vß geben, ire trucker (mich zů verkauffen etc.) lößten nit halb so vil gelt vß mir. So nun in allem spil ein münch sein můß / ob man in schon darzů malen müst / vnd ich augenscheinlich merck, das ich in disem spil der selbig münch sein můß / wolhin vff das solch spil vnd lutherische gaucklerei vß mangel eines münchs nit vnderwegen bleib /wie fast ich mich in dem handel gern weißlich erzögt het / wil ich eben derselb Murnar oder nar sein / für den sie mich halten / vnd allen tütschen vß geschriben haben / wil mein ampt / darzů sie mich verfügt haben / dapffer vertretten / [90] in krafft einer gegenwer / die mir von natürlichem rechten als wol gebürt als inen / mich mit vnbekantem namen on alle warheit zů schmehen. Wil aber durch got vnd vnser lieben frawen wegen /höher weiß ich niemans zů beschweren oder zů ermanen / mengklich vnd iederman gebetten haben / das mir dises bůch niemans zů leichtfertigkeit eracht vnd vffnem / dan ich es selber wol weiß / das es meinem stat vnd meiner eren nit gebürt. So mich aber zů retung meiner eren weder got / die warheit / noch bebstlich erkantnis / noch keiserlich edickt / noch des gantzen römischen reichs vßspruch nit helffen mag oder kan / sunder můß vber alles das also ein mechtiger groser nar sein / vnd des babsts geiger geachtet /wil ich mich der zeit vnd dem marckt vergleichen /vnd eben der selbig groß mechtig nar sein / meinem ampt genůg thůn / vnd in der narrenkappen sagen /das mir sunst zů gedencken vber bliben wer. Ich hoff auch, das mein her der babst seinem geiger noch wol zů lonen hab / darumb setz ich alle witz vnd vernunfft vff ein schefftlin / dan sie mich ie mit gewalt für ein narren haben wöllen / vnd greiff zů dem narrenkolben / wa ich ir iemans damit vnsüberlichen treff / der hat sich gar nichtz zů beklagen / dan wa sie mich hetten lassen bleiben als ich bin / weren sie des vnd anders mer von mir vertragen bliben. Es ist doch ondes ein gemeiner spruch / das man kein narren vbertreiben sol. Bit zů letst alle erwirdigen, ersamen, weisen /geistlich vnd weltlichs statz / das sie sich dises bůchs gar nichtz beladen noch an nemen / dan es ist mit fürsatz vß narrenweiß beschriben worden / niemans zů letzung / sunder allein den lutherischen nerrischen affenbüchlin zů erkantnis / das sie in disem bůch lernen sich spieglen / wie sie zů narrenwerck so vngelert vnd vngeschickt sein. etc.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Vorrede. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5D02-D