wie vff des murners hochzeit gedantzet ward.

Murner.

Wer meiner kost gegessen hat,
Vff das sie im dest minder schat,
Der üb sich hie mit dantzen vil,
Dan ich ein spilfraw setzen wil,
Die me vff einer seiten greifft,
Dan des keisers spilman pfeifft.
Es ward kein meister nie so gůt,
Der adelheiten das vor thůt,
Vff einer seiten machen můt.
Luther.

Mein lieber murner, fahe das an,
So wöllen wir dan hernach gan
[255]
Vnd frölich sein zů allen dingen,
Dapffer lauffen, weidlich springen.
Nim mein dochter vnd far hin!
Der erst dantz ist warlich din.
Doch zühe dein kut ab, das du bist
Zů dem dantzen baß gerist.
Ich hab doch auch mein kut hin geleit,
Zů dantzen hindert münichs kleit.
[256] Murner.

Ich weiß nit, ob ichs wagen darff,
Die prediger sein mir ietz zů scharf.
Ich hab vor me zů brutlauff dantzt
Vnd den kochersperger geschwantzt,
Darzů den grosen dran ran ran,
Den ich frölich springen kan.
Bald hon sie sich geergert dran,
Vnd ist bald vff der kantzel gewesen,
Der mir leuiten hat gelesen:
Münch, du solt gar nit dantzen,
So offenlich vmbher schwantzen.
Dein orden wils nit leiden,
Zů lauffen mit den weiben.
Ich můß dich warlich straffen
Vnd dir das selbig sagen,
Es wil dir nit gebüren;
Es sein weltliche sachen,
Die dir nit zů gehören,
Ich wil dich trüwlich warnen!
Vt quid vides festucam in oculo fratris tui
et trabem in oculo tuo non cernis? stulte!
Solt ich den dantz dan fahen an,
So brecht ich wider vff den blan,
Das vor hin gantz vergessen wer,
Vnd würd mich wider schelten er
Mit so vil en vnd so vil en,
Das würd mich vbel schmirtzen den.
Die kut abziehen wer mir schand
In der stat vnd vff dem land.
Du hast die dein gezogen ab,
Das mancher sich hat ergert drab,
Vnd sol mir ein exempel sein,
Das ich mein kut nit würff dahein.
[257] Luther.

Ich můß doch lachen, vff mein eid,
Das dir das dantzen hat erleid
Ein prediger vff der cantzel ston,
Der nur gepredigt hat daruon.
Er hat villeicht sunst nichtz gestudiert,
Die nacht daruor gerumpliert
Vnd selbs villeicht ein dantz gefiert!
Er hat nit al zeit seidin gespunnen,
Wie fast er haßt die münch vnd nunnen.
Laß dich das schwetzen hindern nit,
Far hin / far hin hoflicher drit!
Der kutten halb hatz gar kein span.
Laß den tüffel allen stan;
Du weist doch wol, das alle orden
Vom tüffel sein erdichtet worden.
Murner.

Mvß es dan ie gerumplet sein,
So far doch her, mein ketterlein!
Schlag vff / schlag vff, liebe adelheit,
Vnd mach vnß mit der luten freidt!
Kum her, du schön vnd wol geboren,
Ich dantz mit dir den denteloren
Vnd geb vmbs predigen nit ein heller,
Den paduaner / westerweller.
Es ist so gůt ind hel gesprungen,
Als mit rütchen drein gerungen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wie vff des murners hochzeit gedantzet ward. wie vff des murners hochzeit gedantzet ward. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5D07-3